In Frankreich auf den Spuren des Ersten Weltkrieges
20 Studierende der Europastudien und der Europäischen Geschichte erkundeten im Rahmen einer Exkursion der Romanischen Kulturwissenschaft drei Stätten des Ersten Weltkrieges
20 Studierenden bot sich die Möglichkeit, vom 19. bis 25. September 2016 an einer Exkursion unter dem Titel "14-18 Kollektive Transnationale Gedächtniskulturen" nach Reims, Verdun und Metz teilzunehmen. Ziel der Studienreise war die direkte Auseinandersetzung mit dem Ersten Weltkrieg und den deutsch-französischen Beziehungen. Dabei spielt gleich die erste Station der Reise eine große Rolle. Schon 1914 wurden die Kathedrale und Teile der historischen Innenstadt von Reims fast vollständig zerstört. Bereits 1915 begannen die Überlegungen, diese wiederaufzubauen. Ein Vorhaben, welches ab 1920 umgesetzt wurde. Heute ist die Kathedrale von Reims ein Symbol für die deutsch-französische Aussöhnung geworden. Die Studierenden besuchten den Ort, an dem Charles de Gaulle und Konrad Adenauer im Juli 1962 gemeinsam an einer Versöhnungsmesse teilnahmen, wo im Jahr darauf das Deutsch-Französische Jugendwerk gegründet wurde und wo 50 Jahre später François Hollande und Angela Merkel weiter an der deutsch französischen Freundschaft festhalten. In der Kathedrale selbst sind seit 2011 sechs Fenster des deutschen Künstlers Imi Knoebel zu sehen. Im Jahr 2015 sind noch drei weitere Fenster des Künstlers hinzugekommen.
Die nächste Station auf der Exkursion war Verdun, um das im Ersten Weltkrieg über Monate hinweg erbittert gekämpft wurde. Den Studierenden oblag es, eigene Stadtführungen zu gestalten und sich auf diese Weise mit der Geschichte und den Gedenkstätten auseinanderzusetzen. So erfuhren sie in der Kathedrale von Verdun, dass die Krypta nach dem Ersten Weltkrieg beschädigt und daraufhin umgestaltet wurde. Anstatt ausschließlich religiöser Symbole beherbergt diese nun Darstellungen von Soldaten und Kriegsmaschinerie des Ersten Weltkrieges. In der Zitadelle von Verdun erhielten die Studierenden einen Einblick in den Kriegsalltag und die Lebensumstände der Soldaten, die hier vor 100 Jahren lebten. Auf der Ligne Champ de Bataille hatten die Exkursionsteilnehmer Gelegenheit, sich mit den Orten des Schreckens näher auseinanderzusetzen. Das Mémorial Fleury, das Fort de Douaumont, die Denkmale Tranchée Baïonnettes und Ossuaire und das Fort Vaux hinterließen bleibende Eindrücke. Allein die 7.000 Grabstellen vor dem Beinhaus von Douaumont, in welchem die Gebeine von über 130.000 nicht identifizierter gefallener Soldaten aufbewahrt werden, hielten den Studierenden das Ausmaß des Ersten Weltkrieges vor Augen.
Die dritte Station dieser Studienfahrt führte die Gruppe aus Chemnitz nach Metz. Die Stadt ist vor allem als wichtiger Umschlagsplatz während des Ersten Weltkrieges von Bedeutung gewesen. So erfuhren die Studierenden, dass sich das Kaiserviertel, zu dem auch der beeindruckende Bahnhof gehört, fast ausschließlich aus deutscher Architektur zusammensetzt. Mit einer direkten Verbindung zwischen Berlin und Metz war dies das Zentrum für Nachschub und Nachrichtentransfern während des Ersten Weltkrieges. Die heute aufstrebende Stadt nahe der deutsch-französischen Grenze präsentiert aktuell in einer Ausstellung im Centre Pompidou Künstler, die sich mit Deutschland und Frankreich im 20. Jahrhundert auseinandersetzen. "Zwischen zwei Horizonten. Deutsche und französische Avantgarden aus dem Saarlandmuseum" präsentiert chronologisch Werke von Max Ernst, Pablo Picasso, Max Liebermann, August Macke, Wassily Kandinski, Willi Baumeister und vielen weiteren.
Drei Städte, die in ihrer Wirkung auf die Besucher sehr unterschiedlich sind und deren Umgang mit dem Ersten Weltkrieg, welcher sie geprägt hat, lassen die Studierenden mit neuen Erkenntnissen, aber auch mit neuen Fragen, zurück.
(Autor: Uwe Rabe)
Mario Steinebach
15.10.2016