Europäisches Asyl-System reformieren
Halbzeit für TU-geführtes HORIZON 2020-Projekt „CEASEVAL“ – Präsentation vorläufiger Ergebnisse in Amsterdam und Brüssel
Das von Prof. Dr. Birgit Glorius, Professur Humangeographie mit dem Schwerpunkt Europäische Migrationsforschung der Technischen Universität Chemnitz, geführte Projekt „Evaluierung des Gemeinsamen Europäischen Asylsystems unter Druck und Empfehlungen für seine zukünftige Entwicklung“ (CEASEVAL) hat inzwischen die Halbzeit erreicht. Zwischen dem 18. und 20. September 2018 wurde an der University of Amsterdam und in Brüssel sowohl der bisherige Projektstand vorgestellt als auch das Projekt selbst zwischenevaluiert.
Es habe sich auf Basis der Gegenüberstellung der Ergebnisse aus den Dokumentenanalysen und den ersten Befunden aus den laufenden Interview-Serien mit Akteuren aus Politik, Verwaltung und Zivilgesellschaft deutlich gezeigt, dass es „große Divergenzen hinsichtlich der Ausdeutung des Begriffs ‚Verantwortung‘ gibt. Zudem zeigte sich eine Forschungslücke hinsichtlich der Implementierung von Politikansätzen auf lokaler Ebene“, fasste CEASEVAL-Projektleiterin Prof. Glorius ein wesentliches Zwischenergebnis in Amsterdam zusammen.
Darüber hinaus zeigten erste Ergebnisse einer laufenden Diskursanalyse zum Thema Migration und Asyl die starke Zunahme von Politisierungsprozessen und Effekte für politische Prozesse in den Fallstudienregionen. Bedeutsam in diesem Zusammenhang sei auch die „diskursive Rahmung des Themas ‚Flucht und Asyl‘ mit innenpolitischen Themen. Insgesamt wurde deutlich, dass es seit 2015 einen Wandel von der Politisierung von ‚Migration‘ zur Politisierung von ‚Verantwortung‘ gegeben hat“, so Glorius.
Im Anschluss an die Präsentation reisten Birgit Glorius und ihr Team weiter nach Brüssel, um den bisherigen Projektstand durch den Drittmittelgeber, die Europäische Kommission, zwischenevaluieren zu lassen. Die Kommission stellte CEASEVAL ein hervorragendes Zeugnis aus: Als besonders positiv betonten die Gutachter die exzellente Zusammensetzung des Projektkonsortiums, in dem sich ausgewiesene Expertinnen und Experten aus den Bereichen „Asyl und Migration“ versammelt hätten, die sowohl hinsichtlich ihrer Fachdisziplin als auch der Forschungsstandorte breit aufgestellt seien. Darüber hinaus, so die Feststellung der Gutachter, seien in den ersten neun Monaten alle wesentlichen Ziele erreicht worden.
Nun sollen, basierend auf den Ergebnissen der Feldforschungen in zwölf europäischen und drei außereuropäischen Ländern, Szenarien zur Reform des Gemeinsamen europäischen Asylsystems entworfen und mit politischen Akteuren diskutiert werden.
Hintergrund: Projekt „CEASEVAL“
Das von der Professur Humangeographie Ostmitteleuropas als Lead Partner geführte Projekt „CEASEVAL“ (Evaluation of the Common European Asylum System under Pressure and Recommendations for further development) forscht in einem Zeitraum von zwei Jahren zum gemeinsamen Europäischen Asylsystem. Zielsetzung für das multidisziplinäre und internationale Konsortium mit Institutionen aus zwölf EU-Ländern und der Türkei ist die Evaluierung des Systems sowie die Konzeption von Reformvorschlägen. Mit der Unterstützung durch HORIZON 2020, dem EU-Rahmenprogramm für Forschung und Innovation, konnte sich das Forschungsteam Fördermittel von zwei Millionen Euro sichern.
Zur Person:
Prof. Dr. Birgit Glorius übernimmt ab dem 1. Oktober 2018 die Professur „Humangeographie mit dem Schwerpunkt Europäische Migrationsforschung“ an der Philosophischen Fakultät der TU Chemnitz. An der TU Chemnitz lehrt und forscht sie bereits seit 2013; damals übernahm sie die Juniorprofessur für Humangeographie Ostmitteleuropas.
Im Podcast "TUCpersönlich" spricht Prof. Glorius u. a. über ihre Erfahrungen in den USA, Urlaubsziele und über ihre Forschung zur Flüchtlingsaufnahme in Sachsen.
Matthias Fejes
01.10.2018