Nachruf
Prof. Dr.-Ing. habil. Göran Herrmann * 15.08.1953 † 20.12.2024 |
Mit tiefer Betroffenheit haben wir die Nachricht aufgenommen, dass Prof. Dr.-Ing. habil. Göran Herrmann am 20.12.2024 im Alter von 71 Jahren verstorben ist.
Als junger Doktorand gehörte er vor über vierzig Jahren zu den Gründungsmitgliedern der Professur Schaltkreisentwurf, mit der die Forschung und Lehre auf diesem Teilgebiet der Mikroelektronik an der damaligen Technischen Hochschule Karl-Marx-Stadt begonnen hat. Sein erster Forschungsgegenstand waren Algorithmen zum Layoutentwurf und ihre Anwendung auf die Architektur von Gate-Array-Schaltkreisen. Mit der Dissertation zu dieser Thematik erwarb er im Jahr 1987 den akademischen Grad Doktor-Ingenieur. Sein wissenschaftliches Interesse galt in den folgenden Jahren dem gesamten Prozess des Schaltkreisentwurfs beginnend von der Systemspezifikation bis zum Test für digitale und heterogene analog-digitale Systeme. Im Jahr 2004 habilitierte er sich als ein Autor des Lehrbuchs „ASIC - Entwurf und Test”. Danach hat er einen neuen, eigenen Forschungsgegenstand in der Anwendung von kombinierten mikroelektronischen und mikrosystemtechnischen Lösungen für Verbesserungen in der Kranken- und Altenpflege gefunden.
Prof. Herrmann hat mit Leidenschaft und Ernsthaftigkeit seine Aufgaben als Hochschullehrer wahrgenommen. Neben seiner Anstellung an der TU Chemnitz war er beginnend ab 2004 über zehn Jahre an der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus als Honorarprofessor für Mikrosystemtechnik tätig und hatte dort wesentlichen Anteil am initialen Aufbau der Forschung und Lehre auf diesem Gebiet. Im Jahr 2008 erhielt er die Bestellungsurkunde zum außerplanmäßigen Professor an der TU Chemnitz.
Den Sisyphosaufgaben der Organisation von Forschung und Lehre hat sich Prof. Herrmann mit Ausdauer und Gelassenheit gewidmet. Besondere Erwähnung verdient die über drei Jahrzehnte währende Mitarbeit und Co-Leitung im Organisationskomitee der Chemnitzer Fachtagung Mikrosystemtechnik. Und er hatte das Lektorat für alle Dokumente der Beantragung und Ergebnisdarstellung im Sonderforschungsbereich 379 „Mikromechanische Sensor- und Aktorarrays” übernommen, der mehrfach erfolgreich bis auf eine Laufzeit von 12 Jahren verlängert worden war. Hinzu kamen die Aufgaben als Mitglied in Berufungs- und Studienkommissionen, in Gremien zum Aufbau neuer Studiengänge und die Betreuung von Diplom-, Master- und Bachelorarbeiten der Studenten.
Im alltäglichen Leben an der Professur wurde er geschätzt und mitunter auch etwas gefürchtet wegen seiner fast peniblen Exaktheit bei der Darstellung von Forschungsergebnissen wie bei der Formulierung von Projektanträgen, wobei ihm die Form nicht minder wichtig war wie die wissenschaftliche Genauigkeit im Inhalt. Falls nötig war er sich nicht zu schade, auf Tugenden wie Pünktlichkeit und die Ordnung in Laborräumen hinzuweisen. In seinen Eigenschaften als Frühaufsteher und bei der Pflege eines universitären Bekleidungsstils mit Jackett und Krawatte genoss er die heimliche Hochachtung. In Erinnerung bleiben wird sein hintergründiger Humor mit aus dem Schaltkreisentwurf abgeleiteten Lebensweisheiten wie „Die Simulation nimmt ständig zu.” oder „Allzeit entwurfsbereit!” und die bedeutungsvolle Einordnung der Professur mit „Kontra, Re und SSE”.
Unvergessen wird er ebenso durch den langen Zeitraum bleiben, in dem er als Keyboarder in der Chemnitzer Musikszene bekannt war. Dazu gehörten auch die Auftritte beim legendären Mensafasching der Technischen Universität.
Nach Erreichen des Rentenalters blieb seine enge Verbindung zur Professur erhalten und er war weiter an Aufgaben in Lehre und Forschung beteiligt. Solange seine Gesundheit es zuließ, unterstützte er die Professur bei der Durchführung von Vorlesungen. Wir verlieren mit ihm einen Ansprechpartner mit umfassenden Erfahrungen im akademischen Leben und einen Teil unserer Professur, der gefühlt immer da war. Bei den Generationen von Studenten und Mitarbeitern, die ihn als Hochschullehrer und Kollegen kennen und schätzen gelernt haben, wird Prof. Herrmann im Gedächtnis bleiben.
Unser tief empfundenes Mitgefühl gilt seiner Familie und seinen Angehörigen.
In ehrendem Gedenken
Prof. Dr.-Ing. Ulrich Heinkel und alle Mitarbeiter der Professur Schaltkreis- und Systementwurf