Lehrpreis innovative Lehrveranstaltungskonzepte
Beim Lehrpreis für innovative Lehre stehen engagierte Lehrende im Mittelpunkt, die die gewohnten Pfade verlassen und neue Wege in der Lehre beschreiten. Das Rektorat vergibt diesen Lehrpreis an Lehrende, die ihre Lehrveranstaltung(en) deutlich verändert und damit auf Schwierigkeiten und besondere Herausforderungen in der Lehre konstruktiv reagiert haben.
Vergebene Preise
2023 - „Analysis I“ und „Analysis II“
Die Vorlesungen „Analysis I“ und „Analysis II“ wurden von Prof. Dr. Tino Ullrich neu konzipiert. Die Grundlagenlehrveranstaltungen richten sich an Studierende im ersten Studienjahr und haben zum Ziel, mathematische Kernkompetenzen zu vermitteln, auf die in weiterführenden Vorlesungen optimal aufgebaut werden kann. Praxisorientierte Gruppenlernphasen dienen einerseits der gemeinsamen Aneignung von mathematischem Fachwissen, andererseits aber auch der Entwicklung nützlicher Sozial- und Präsentationskompetenzen. Dabei werden traditionelle Lehrformen aus Tafelvorlesungen und Übungen mit modernen digitalen Angeboten und zeitgemäßen Programmierbeispielen kombiniert. Diese beinhalten Online-Aufgaben und interaktive Beispiele, die nahtlos an den Vorlesungsstoff anknüpfen und die Studierenden motivieren, ihr Wissen selbstständig zu vertiefen. Durch die Schaffung einer positiven und offenen Arbeitsatmosphäre wurde der Spagat zwischen exzellenter Lehre für die Studierenden und der Förderung hochbegabter Frühstudierender bewältigt. Sowohl dem Vorlesenden als auch den Übungsleitern (Dr. Martin Schäfer und Dr. Marcel Hansmann) ist durch den engen persönlichen Kontakt zu den Studierenden eine nahezu individuelle Betreuung gelungen. Das innovative Konzept bietet auch eine gute Lernumgebung für fachfremde oder MINT-Studierende. Ausgewählte Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Vorlesungen wurden für den diesjährigen „Tag der Mathematik“ gewonnen und konnten so ihre Erfahrungen aus dem ersten Studienjahr an interessierte Studienanfängerinnen und -anfänger weitergeben.
2022 – "Das Buch der natürlichen Weisheit"
Mit der Konzeption des Tandem-Seminars „Das Buch der natürlichen Weisheit“ führten Dr. Sylvia Jurchen der TU Chemnitz und PD Dr. Silvan Wagner der Universität Bayreuth zwei eigenständige Seminare im Blended-Learning-Format universitätsübergreifend zusammen. Im Mittelpunkt standen die Fabeln des Buchs der natürlichen Weisheit von Ulrich von Pottenstein, eine deutsche Übertragung des lateinischen „Speculum Sapientiae“, die bislang noch nicht ediert wurde. Im Rahmen des Lehrprojekts sollten die Studierenden daher Transkriptionen einzelner Fabeln anfertigen, die wechselseitigen Bezüge analysieren, Forschung bibliographieren und die Fabeltexte interpretieren. Transkriptionen, Hinweise auf intertextuelle Verweise und bibliographische Daten wurden veröffentlicht. Nach dem Transkribieren einer Fabel, wofür die Studierenden beider Kurse über Etherpad, Zoom und Forum im Heimstudium in Echtzeit und asynchron zusammenarbeiten konnten, fanden jeweils Präsenzsitzungen statt, bei denen Vorläufer der jeweiligen Fabel erschlossen und ein historisches Verständnis der Kernbegriffe erarbeitet wurden. Die Ergebnisse wurden in Online-Sitzungen zusammengetragen und mündeten in einer gemeinsamen Interpretation der jeweiligen Fabel. Im Rahmen des Tandem-Seminars wurden auf diese Weise erstmalig neun Fabeltexte online ediert. Der so entstandene Forschungsbeitrag kann nun in weiteren, analogen Seminaren komplettiert werden.
2021 – "Mathematische Grundlagen von Big Data Analystics"
Für das Lehrkonzept „Mathematische Grundlagen von Big Data Analystics“ wurde im Jahr 2021 der „Lehrpreis für innovative Lehre“ an Prof. Dr. Vladimir Shikhman und David Müller, Professur Wirtschaftsmathematik, verliehen. Besonders gewürdigt wurde, dass es sich bei Big Data Analytics um ein neues Lehrfach handelt. In der Vorlesung und der Übung für die Masterstudiengänge Finance und Business Intelligence & Analytics der Fakultät für Wirtschaftswissenschaften sowie der Masterstudiengänge Data Science und Mathematik an der Fakultät für Mathematik entwickeln die Studierende fundiertes Wissen über mathematische Grundlagen von Big Data Analytics. Die Inhalte wurden so strukturiert, dass jeweils ein Kapitel eine andere Technik aus Big Data Analytics präsentiert, nämlich über Ranking, Online-Lernen, Empfehlungssysteme, Klassifikation, Clustering, Regression, Neuronale Netze und Entscheidungsbäume. Ökonomische Anwendungen mit Big Data Bezug werden mathematisch präzise aufbereitet. Das sind u. a. Markentreue, Portfolioselektion, Kreditprüfung, Qualitätskontrolle, Kundensegmentierung und Asset Pricing. Interdisziplinäre Anwendungen werden ebenfalls erläutert, zum Beispiel DNA-Sequenzierung, Themenextraktion, Community-Erkennung, komprimierte Signalerfassung, Spam-Filterung und Schach-Engines. Durch die Veröffentlichung in einem Lehrbuch wurde so ein interdisziplinärer Themenkanon für Big Data Analytics geschaffen, ergänzt durch aufwändig ausgearbeitete Motivationsbeispiele und Fallstudien. Man orientiert sich dabei an einem Ausgangsproblem, für welches fachspezifische Lösungen entwickelt werden. Die spätere berufliche Auseinandersetzung mit konkreten Problemen wird so vorbereitet. Das Lehrveranstaltungsangebot wird ergänzt durch 15-minütige Podcasts.
2020 – "Arbeitsrecht und Mediation"
Den „Lehrpreis für innovative Lehrveranstaltungskonzepte“ erhielt Prof. Dr. Dagmar Gesmann-Nuissl, Inhaberin der Professur Privatrecht und Recht des geistigen Eigentums (Jura II) an der Fakultät für Wirtschaftswissenschaften, für ihr Konzept des Online-Seminars „Arbeitsrecht und Mediation“. Das auf OPAL stattfindende Online-Seminar richtet sich an Studierende unterschiedlicher Studienrichtungen der TU Chemnitz, die sich für ein praxisnahes Arbeits- und Arbeitsorganisationsrecht interessieren. Es besticht durch seine vorbildliche Verknüpfung unterschiedlicher Lerninhalte und -methoden sowie der gleichzeitigen maximalen Flexibilität in der Bearbeitung einer arbeitsrechtlichen Problemstellung durch die Studierenden und ist eine gelungene Bereicherung der rechtswissenschaftlichen Lehre. Das Konzept der kooperativen Kontroverse fördert durch den Aufbau von Konflikt (Recht) und anschließender Lösung (Mediation) den wissenschaftlichen Diskurs und den Transfer in die Praxis.
2018 – „Physik und Sensorik“
Der „Lehrpreis für innovative Lehre“ ging an Prof. Dr. Ulrich T. Schwarz von der Fakultät für Naturwissenschaften für das Modul „Physik und Sensorik“ des Masterstudienganges „Sensorik und kognitive Psychologie“. In dem Modul werden für und durch die Studierenden technisch-naturwissenschaftliche Inhalte mit Anwendungen aus den Bereichen Biomedizin und Kognitionsforschung verknüpft – und zwar nicht nur theoretisch, sondern ganz praktisch und alltagsnah. So bauen die Studierenden einen eigenen Sensor für eine konkrete Anwendung. Das Konzept reagiert dabei auf die Heterogenität der Studierenden bezogen auf Vorwissen, Interessen und Vorstellungen zum Berufsfeld. Die Studierenden bearbeiten die gesamte Wirkungskette von der Konzeption über die Implementierung bis zur Vermarktung. Dies ermöglicht eine neue Sichtweise auf die praktische Bedeutung des Gelernten. Mit dem Modul wird die insgesamt hohe Interdisziplinarität des Studienganges exemplarisch umgesetzt und zugleich werden digitale Kompetenzen gefördert, u. a. bei der Realisierung der Hard- und Software des Sensorkonzeptes und bei der Programmierung von Mikrokontrollern.