12. Werkstofftechnisches Kolloquium Chemnitz und
8. Industriefachtagung Oberflächen- und Wärmebehandlungstechnik (01./02.10.2009)
Technischer Fortschritt und Wirtschaftlichkeit hängen entscheidend vom Einsatz geeigneter Werkstoffe ab. Deutschland hat sich hier zu einem bedeutenden Standort entwickelt. Oberflächen- und Wärmebehandlungstechniken stellen einen Schlüssel zur wissenschaftlich-technischen, ökonomischen und ökologischen Lösung konventioneller Probleme und zur Entwicklung innovativer Produkte dar, tragen zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit und damit zur Sicherung des Wirtschafts- und Forschungsstandortes Deutschland bei. Multifunktionale Oberflächen werden benötigt, um die immer komplexeren Anforderungen an die Bauteile zu erfüllen. Die Erzeugung derartiger Oberflächen durch Beschichten, Umwandeln und Wärmebehandeln wird bei hoher Präzision und Zuverlässigkeit in immer stärkerem Maße in die Fertigung integriert. Technisch-wissenschaftlicher Vorlauf, basierend auf einer soliden Aus- und Weiterbildung, ist eine entscheidende Vorraussetzung für die ökonomische und ökologische Lösung konventioneller Probleme und zur Entwicklung innovativer Produkte und damit für nachhaltige Unternehmenserfolge. WTK und OWT sollen verstärkt zur Vernetzung von Forschung und Praxis beitragen, sind deshalb praxisorientiert ausgerichtet und bieten ein Forum für Gespräche zwischen Wissenschaft und Praxis. Dies wird in besonderem Maße durch die begleitende Industrieausstellung unterstrichen.
Die Wichtigkeit der Tagung und ihre zunehmende Bedeutung wurden bereits bei der Begrüßung deutlich. Neben dem Leiter des ausrichtenden Instituts und derzeitigem Dekan der Fakultät Maschinenbau der TU Chemnitz, Herrn Univ.-Prof. Dr.-Ing. habil. B. Wielage, begrüßten auch der Rektor der TU Chemnitz, Herr Univ.-Prof. Dr.-Ing. habil. K.-J. Matthes sowie der Vorstandsvorsitzende des Interessenverbandes Chemnitzer Maschinenbau e.V., Herr Dipl.-Ing. Uwe Hartmann die Teilnehmer. Eine abschließende zusammenfassende Bewertung der Tagung und einen Ausblick gab am Ende Herr Univ.-Prof. Dr.-Ing. habil. T. Lampke.
Die Plenarvorträge spiegelten die fachliche Vielfalt der Tagung wider (Beschichten, Fügen, Auftragschweißen, Wärmebehandlung und Verbundwerkstoffe/Leichtbau). Herr Dr. Rupprecht und Herr Dipl.-Ing. Grund vom IWW stellten die Entwicklungstendenzen des Thermischen Spritzens, das auch am IWW einen bedeutenden Forschungsschwerpunkt darstellt, vor. Sie gingen dabei neben dem Kaltgasspritzen auch auf neue Brennertechnologien ein. Prof. A. Möbius (Fa. Enthone) stellte die Potenziale, aber auch die Probleme der neuen Abscheidung von Metallen und Legierungen aus ionischen Flüssigkeiten vor. Dem Labormaßstab kaum entwachsen, könnte dies schon in wenigen Jahren herkömmliche Verfahren ablösen. Prof. Dr. Lech Pawlowski (Universität in Lille, Frankreich) verglich verschiedene physikalische Beschichtungsverfahren und bewertete ihre industrielle Anwendung. Herr Prof. D. Trimis (TU Bergakademie Freiberg) stellte die Porenbrennertechnologie mit ihren Vorzügen gegenüber den herkömmlichen Brennertechnologien vor. Logisch folgten darauf die beiden Plenarvorträge zum stoffschlüssigen Fügen von Frau Dr. Hoyer (IWW), die einen Überblick gab, und von Herrn Dr. Bergmann (Jenoptik), der ausgewählte Ansätze zum thermischen Fügen bei niedrigen Temperaturen präsentierte. In weiteren Plenarvorträgen wurden von Herrn Dr. Möhwald (Fortis Institut Witten) neue Lösungswege für Hybridtechnologien für Beschichtungs- und Fügeprozesse und von Herrn Dr. Bürkner (IFS der TU Chemnitz) die Verfahren des Auftragsschweißens und Plattierens vorgestellt. Die Plenarvorträge des zweiten Tages begannen mit einem umfassenden Beitrag von Prof. Zoz (GF der Zoz Group) über die Möglichkeiten der resultierenden Verbesserungen der Herstellung von Werkstoffen über das Hochenergiegemahlen. Prof. Keßler (Uni Rostock) gab eine zusammenfassenden Übersicht zum Ausscheidungshärten von Aluminiumlegierungen in Abhängigkeit der Abschreckverfahren während eines möglichen industriellen Bearbeitungsganges. Der letzte Plenarvortrag der Tagung beschäftigte sich mit dem wichtigen Thema des Umgangs mit Nanopartikeln. Herr Weidl (TÜV SÜD, München) zeigte Probleme und Vorsichtsmaßnahmen auf.<
Besonders hervorzuheben sind die Vorträge zum laufenden Sonderforschungsbereich 692 (Hochfeste aluminiumbasierte Leichtbauwerkstoffe für Sicherheitsbauteile). Einen weiteren Schwerpunkt stellte die Vorstellung des „Clusters zum Thermischen Spritzen“ dar. Mit diesem Cluster ist es erstmalig in Deutschland gelungen, Forschungsthemen der AiF und der DFG unter einer gemeinsamen Zielstellen zu bündeln. Weiter wurden umfassend die Arbeiten des An-Institutes KVB der TU Chemnitz (Institut für Konstruktion und Verbundbauweisen) diskutiert, das in diesem Jahr sein 15jähriges Bestehen begehen kann.
Die Beiträge sind im Tagungsband zusammengestellt und wurden erstmalig referiert, wodurch ein hohes wissenschaftliches Niveau erzielt wurde. Aktuelle Ergebnisse aus Forschung und industrieller Praxis wurden aus den nachfolgenden Fachgebieten präsentiert:
- Thermisches Spritzen
- Galvanische Metallabscheidung
- Anodisieren
- Verbundwerkstoffe und Leichtbau
- Fügen
- Auftragschweißen
- Wärmebehandlung.
Die traditionelle Abendveranstaltung stand ganz im Zeichen des Maschinenbaus und begann mit einem bemerkenswerten Vortrag über den „Chemnitzer Eisenbahn-König“ Richard Hartmann. Chemnitz ist einer der traditionsreichsten Industriestandorte in Sachsen und wurde früher wegen der Spezialisierung im Maschinenbau auch als „Sächsisches Manchester“ bezeichnet. Aus dieser Zeit stammen auch die Ursprünge der heutigen Technischen Universität Chemnitz. Diese hat sich zu einem wichtigen, deutschen Bildungsstandort und zu einem Brennpunkt der Anwendung moderner Werkstofftechnik entwickelt.
Die Tagung zählte über 60 wissenschaftliche Vorträge und Posterbeiträge. Eine Vielzahl von Firmen stellten neue Entwicklungen der Werkstoffherstellung, -veredlung und Werkstoffcharakterisierung vor. Somit wurde deutlich, dass eine enge Kooperation zwischen Forschung und Entwicklung und der Anwendung wissenschaftlicher Erkenntnisse besteht und mit einer hohen Akzeptanz auf hohem Niveau einhergeht und den branchenübergreifenden Informationsaustausch zwischen Anwendern, Forschern und Entwicklern fördert.