3. Werkstofftechnisches Kolloquium Chemnitz (19./20. 10. 2000)
Professor Wielage - der Schirmherr der Tagung - begrüßte alle Ehrengäste undTeilnehmer. Weitere Grußworte wurden von Prof. Matthes, dem Prorektor der TU Chemnitz, von DI Heinrich, dem Geschäftsführer der GTS e.V., von DI Satke, dem Vorsitzenden des Arbeitskreises Thermisches Spritzen und von Prof. Steinhäuser, dem Vorstand der DGO e.V. an das Auditorium gerichtet. Der Prorektor, Prof. Matthes, ging dabei auf die allgemeine Situation der TU Chemnitz ein, deren Schwerpunkt sich jetzt wieder von den wirtschaftlichen und humanwissenschaftlichen Richtungen zu den technischen Richtungen hin verlagert. Mit einer großen Zahl von 2 500 Neueinschreibungen in diesem Jahr scheint das Ziel von insgesamt 10 000 Studenten erreichbar zu sein.
Den Reigen der wissenschaftlichen Beiträge eröffnete Prof. Wielege mit seinem Vortrag über Entwicklungen und Trends in der thermischen Spritztechnik. Er gab den Teilnehmern einen Überblick über die vielfältigen Einsatzbereiche thermischer Spritzschichten in Automobil- und Luftfahrtindustrie, Medizin, Elektronik, Marine und anderen Industriebereichen. In Deutschland beispielsweise ist das thermische Spritzen mit einem Zuwachs von 10% die stärkste Wachstumsbranche der Oberflächentechnik. Unter Beachtung ökonomischer und ökologischer Gesichtspunkte stellt das Eingliedern des thermischen Spritzens in die Produktions-Prozesskette eine große Herausforderung dar.
Prof. Heberlein, Univ. of Minnesota, sprach über neue Entwicklungen beim Lichtbogenspritzen. Modellierungen der Temperatur- und Geschwindigkeitsverteilungen in der Ebene zwischen den Drahtspitzen sowie experimentelle und Modelluntersuchungen der Tröpfchenbildung und -größenverteilung standen im Mittelpunkt seines Beitrages.
Prof. Milewski, Inst. für Präzisionsmechanik, Warschau, berichtete über die Entwicklung des thermischen Spritzens in Polen, wobei sein Institut die entscheidende Rolle in der internationalen Zusammenarbeit, der wissenschaftlichen Weiterentwicklung sowie beim Transfer der wissenschaftlichen Ergebnisse in die Industrie spielte und spielt. Er betonte das große Potential der polnischen Wirtschaft für die internationale Zusammenarbeit.
In einer sehr lebendigen und praxisnahen Präsentation brachte Herr Jansen, AGA Gas GmbH & Co. KG, Hamburg, allen Zuhörern den im Alltag teils aus Gewohnheit, teils aus Unkenntnis oft vernachlässigten Arbeitsschutz beim Umgang mit technischen Gasen nahe. Experimentelle Vorführungen veranschaulichten, dass Schutzgase nicht dem Schutz des Bedieners dienen oder wie der lebensnotwendige Sauerstoff auch lebensgefährlich werden kann.
Beiträge von DI Beczkowiak, Praxair Tafa, Wiggensbach und DI Horeth, Praxair Services GmbH & Co. KG bezogen sich auf Herstellung, Eigenschaften und Einsatzbereich von Pulvern beim thermischen Spritzen und auf moderne Anlagentechnik.
In seinem Vortrag über rechnergestützte Schichtentwicklung begeisterte Dr. Wilden, TU Chemnitz, das Auditorium mit seinen Computeranimationen über das Entstehen der Metalltröpfchen, deren Transport zum Substrat und ihrer Ausbreitung und Erstarrung auf dem Substrat.
Weitere anschauliche und interessante Fachbeiträge wurden am zweiten Tag der Veranstaltung gehalten von DI Wank, TU Chemnitz, über den Einsatz thermischer Plasmen zur Synthese von Si-C-N-Schichten, von DI Weich, Euroflamm GmbH, über Anwendungen thermisch gespritzter Schichten, von DI Schnick, TU Chemnitz, zum thermischen Spritzen inkongruent schmelzender Werkstoffsysteme, von DI Hofmann, TU Chemnitz, über den Einsatz der Themographie bei der Fehlerbeurteilung und Schichtanalyse, von Dr. Nolde, IAG Industrie-Analagen-Bau Georgsmarienhütte GmbH, zum thermischen Spritzen in der Stahlindustrie, von DI Schwarz, Coatec Gesellschaft für Oberflächenveredlung mbH & Co. KG, zum thermischen Spritzen aus der Sicht des Anwenders und von Dr. Ren, Zoz GmbH, Wenden, über das Hochenergiemahlen und das mechanische Legieren von Pulver.
Im Rahmen des 3. Werkstofftechnischen Kolloquiums fanden Laborbesichtigungen statt, in denen sich die Teilnehmer über die gute technische Ausstattung des Lehrstuhles für Verbundwerkstoffe an der TU Chemnitz informierten. Besichtigt wurden die HVOF-Anlagen Diamond Jet Hybrid (Sulzer Metco) und TOPGUN K (Praxair Tafa) zum Hochgeschwindigkeitsflammspritzen, die Vakuum-Plasmaspritzanlage, das Ofenlabor, die Elektronenmikroskope, das Korrosions- und Verschleißlabor und die Metallographie. In einer umfangreichen Posterschau informierte der Lehrstuhl für Verbundwerkstoffe über seine breitgefächerten Forschungsaktivitäten.
Am Ende der Tagung herrschte allgemein eine begeisterte Stimmung: Es gab viele Gelegenheiten, sich über neue Entwicklungstendenzen zu informieren, fachliche Verbindungen auf- und auszubauen. Auf dem Erfolg der Tagung aufbauend wurde auch schon das 4. Werkstofftechnische Kolloquium avisiert, welches im kommenden Jahr zusammen mit der 4. Industriefachtagung Oberflächen- und Wärmebehandlungstechnik (OWT) vom 20. - 21. September 2001 in Chemnitz geplant ist. Gleichzeitig lud Prof. Wielage auch zur Tagung Verbundwerkstoffe und Werkstoffverbunde ein, welche vom 5. - 7. September 2001 in Chemnitz stattfindet.