Pauline Pötzsch, M.A.
Wissenschaftliche Mitarbeiterin
Im aktuellen Semester bis einschließlich SoSe 2025 beurlaubt.
Bei Nachfragen bezüglich Prüfungsleistungen erreichbar unter: pauline.poetzsch@phil.tu-chemnitz.de
Akademischer Lebenslauf
seit 10/2022: Technische Universität Chemnitz, Doktorandin an der Professur Europäische Regionalgeschichte bei Prof Dr. Grischa Vercamer
10/2018 – 09/2022: Technische Universität Chemnitz, Master of Arts – Rezeptionskulturen der Vormoderne, Titel der Masterarbeit: Mittelaltertransfromation im Kinderbuch
09/2016 – 03/2017: Auslandssemester an der University of Ulster, Coleraine
10/2014 – 09/2018: Technische Universität Chemnitz, Bachelor of Arts – Anglistik/Amerikanistik
07/2023: Teilnahme am International Medieval Congress (IMC) in Leeds, UK. Titel des Papers: "Preaching Sound: The Belliphonic in Medieval Sermons"
seit 10/2022: Wissenschaftliche Mitarbeiterin der Professur Europäische Regionalgeschichte der TU Chemnitz
09/2022: Studienkurs des Deutschen Historischen Instituts in Rom mit dem Forschungsschwerpunkt: Das päpstliche Rom der Renaissance
03/2022-09/2022: Lehrauftrag der Technischen Universität Chemnitz für das Seminar „Mittelaltertransformation in der Populärkultur des 21. Jahrhunderts“
10/2021-12/2021: Anstellung beim Landesamt für Archäologie bei der Ausgrabung in Chemnitz auf dem Johannisplatz
04/2020 – 03/2022: Wissenschaftliche Hilfskraft am Institut für Europäische Studien und Geschichtswissenschaften der TU ChemnitzWebseitenadministration der Homepages
07/2019 – 03/2022: Wissenschaftliche Hilfskraft an der Professur für Geschichte Europas im Mittelalter und in der Frühen Neuzeit der TU Chemnitz u.a. Lektorat und Mitarbeit im Projekt „Chemnitzer Geschichtskalender“
Promotionsprojekt: Verhaltensnorm und Devianz junger Fürsten im mittel- und süddeutschen Raum im Spiegel spätmittelalterlicher Chroniken
Im Mittelpunkt des Dissertationsvorhabens steht die narrative Darstellung von Verhaltensweisen junger Fürsten in spätmittelalterlichen historiographischen Werken. Dazu werden ca. 20-25 zentrale Chroniken aus dem mittel-/süddeutschen Raum auf ihre Inszenierung von Aktivitäten und Beschreibungen junger, männlicher Fürsten untersucht. Die Chroniken sollen sich zeitlich einigermaßen proportional über das Spätmittelalter verteilen, also den Zeitraum von 1250-1525. Zentral geht es um die Frage, welche Männlichkeitsbilder und idealtypischen Verhaltensweisen erzählt werden und wie entsprechende Abweichungen gedeutet werden können.
Dabei sollen sowohl Handlung- als auch Darstellungsebene zum Tragen kommen: Welches Verhalten wird wie umschrieben sowie gedeutet/erklärt? Gibt es bestimmte stereotype Zuordnungen oder Muster, um Verhaltensweisen zu erklären? Welche Vorbilder liegen bestimmten Darstellungsmustern zugrunde (z.B. aus der Antike, der Bibel, früh-/hochmittelalterlichen Fürstenspiegeln etc.)?
Zunächst muss der Terminus ‚Jugend‘ mithilfe von zeitgenössischen Werken und auch allgemein anthropologischen Erkenntnissen eingegrenzt werden. Dann werden theoretische Konzepte des Spätmittelalters von Männlichkeit(en) analysiert und kategorisiert, um zu erarbeiten welche Erwartungshaltungen an junge Fürsten herangetragen wurden. Hier werden beispielsweise Füstenspiegel zum Tragen kommen, aber auch fiktionale Literatur (also Epen wie der Parzival usw.). In einem dritten Schritt werden sämtliche aussagekräftigen Textpassagen der zu analysierenden Chroniken, in denen ein junger Fürst wirkt, unter Zuhilfenahme von bestimmten Analyseparametern in einer Datenbank gesammelt. Hier kann beispielsweise einfließen, ob das Handeln des jungen Fürstens mit Sympathie/Antipathie vom Erzähler begleitet wird und warum das so ist. Weiterhin ist von Interesse, wie lange einem jungen Fürsten in seinem Umfeld ein bestimmtes Verhalten nachgesehen wird. Wann wird er also ‚erwachsen‘? Welche Faktoren wirken hier: Hat er beispielsweise eine Gruppe junger Adeliger, die ihn umgeben und beeinflussen? Ist er bereits verheiratet und wie wirken überhaupt Frauen in seiner Umgebung auf sein Verhalten? Wird sein Verhalten durch die Eltern oder einen eigens eingesetzten Erzieher kanalisiert? Wächst er überhaupt bei seinen Eltern oder an einem fremden Hof auf? usw.
Die gesammelten Daten sollen analysiert und ausgewertet, um idealtypisches und deviantes Verhalten junger Fürsten über den Zeitraum des Spätmittelalters darzustellen. Explizit geht es dabei eben nicht um theoretische Traktate, die einen idealen Verhaltenskodex vorschreiben, sondern um lebensweltliche Texte, in denen die praktischen Tätigkeitsfelder und Verhaltensweisen der jungen Fürsten recht direkt wiedergegeben werden. Die Gattung der historiographischen Texte eignet sich hierfür. Selbstverständlich ist nach dem Verhältnis des jeweiligen Autors zu den Fürsten(-häusern) zu fragen. Auch wird es um eine eventuelle Entwicklungslinie von 1250 bis 1525 gehen, anhand derer man Verhaltensveränderungen erkennen kann.
Da es generell um Erzählungen geht, ist ebenso nach den jeweiligen narratologischen Stilmitteln, Strategien und Topoi zu fragen. Somit können individuellere Inszenierungen besser herausgearbeitet werden. Immer wieder muss dabei die Frage nach Regel und Ausnahme zu stellen sein – sowohl bezüglich des konkreten Verhaltens des jungen Fürsten als auch bezüglich der konkreten Darstellung des Autors. Wenn eine Ausnahme vorliegt, dann muss gefragt werden, ob es einen spezifischen Grund dafür gibt.
Nicht zuletzt geht es um die Idonität des Fürsten für die Herrschaft. Ist brachiale Männlichkeit gefragt oder doch eher taktisch-diplomatische Zurückhaltung? Wie wird überhaupt auf Herausforderungen und Konflikte reagiert? Da die Alternität des Mittelalters bis zu einem gewissen Grad auch mit der Gegenwart (Stichwort: toxische vs. effeminierte Männlichkeiten, Vorstellungen von Ehre und Anerkennung, Zusammenspiel mit weiblichen Rollenvorstellungen) angeglichen werden kann, soll eine derartige Gegenüberstellung in einem finalen Arbeitsschritt vorgenommen werden.
Weitere Forschungsinteressen
- Mittelaltertransformation und -rezeption
- Medizingeschichte
- Sozialgeschichte