Teilnehmerinnenbericht von Julia Hettler
Meine Reise startete zusammen mit Katharina, Laura und Judith am Frankfurter Flughafen. Bei der Ankunft am Flughafen Porto war ich über dessen Leere etwas überrascht. Es regnete; wir waren über das schlechte Wetter und die leere Stadt leicht enttäuscht. Die berühmte portugiesische melancholische Stimmung fand ich in Porto wieder. Nach einigen Schwierigkeiten am Fahrkartenautomaten konnten wir die neue Straßen- bzw. U-Bahn Portos bewundern. Es war schon verwunderlich, dass uns dort einige Leute für Portugiesinnen hielten und uns um Informationen bezüglich U-Bahn-Haltestationen baten. Zum Glück hatten wir Katharina dabei, die der portugiesischen Sprache mächtig ist, und versuchte, Rede und Antwort zu stehen.
Wir freuten uns über die unerwartete günstigen Cafés. Ein dem deutschen Milchkaffee entsprechendes Getränk, der „Galao“, kostete ungefähr 50 Cent, auch das portugiesische Bier namens „Superbock“ war sehr lecker und preisgünstig.
Schließlich kamen wir an unserer ersten Übernachtungsgelegenheit in Porto an, bevor das anstrengende, aber sehr interessante Exkursionsprogramm Frau Pinheiros startete. Diese half mir, das relativ überschaubare Porto besser kennenzulernen. Die Verantwortlichen der Partneruniversität nahmen sich viel Zeit, um der deutschen Gruppe die Universität zu zeigen. Etwas merkwürdig erschien mir die Begrüßung der neuen portugiesischen Studenten. Wir hatten das Glück, diese eigenwilligen „Rituale“, in denen die „Ersties“ seltsame Dinge (z.B. angemalt, mit Mehl überschüttet und Schnaps trinkend durch die Stadt rennen) tun müssen, zu beschmunzeln.
Nach vier Tagen in Porto fuhren wir weiter nach Guimaraes und Fafe. Unsere sehr dynamischen und motivierten Reisebegleiter waren eifrig darum bemüht, uns die portugiesische Kultur und Geschichte näherzubringen. Spätestens zum Mittagessen, das einige Verantwortliche der Stadt nur für die deutsche Gruppe zubereitet hatten, haben sie mich (oder uns alle?) begeistert. Gesättigt und guten Mutes konnte ich ihnen weiter lauschen. Unsere Reisebegleiter hatten uns noch sehr viel zu zeigen.
Abends fuhren wir nach Coimbra, wo wir unser Nachtquartier bezogen. Vor allem die Universität von Coimbra mit der sehr überwältigenden Bibliothek beeindruckte mich. Auch die kleinen steilen Gässchen in der Altstadt waren - bei all den schönen Eindrücken - gar nicht so schwierig zu bezwingen. Am selben Tag fuhren wir weiter nach Porto de Mos. Dort empfing uns der Direktor des „Militärmuseums der Schlacht von Aljubarrota“. Diese Schlacht entschied, dass Portugal nicht an Kastilien angegliedert wurde. Auch wenn das Museum geschlossen war, konnte ich mir nach der ausgiebigen Führung des Museumsdirektors über das ehemalige Schlachtfeld, das sich in nichts von der sonstigen Umgebung unterschied, mehr oder minder gut vorstellen, wie die zahlenmäßig unterlegenen, aber gewitzten Portugiesen die Spanier in einer heroischen Schlacht besiegten.
Abends fuhren wir weiter nach Lissabon. Nach einer eher kurzen Nacht in der Lissabonner Jugendherberge begann am nächsten morgen die Stadtführung durch die Altstadt, welche Frau Pinheiro selbst durchführte. Ganz im Gegensatz zu Porto kam mir Lissabon nicht mehr ruhig und melancholisch vor. Mit Ausnahme der - auch sehr neuen – Lisabonner Metro, in der die Passanten nicht hektisch durch die Gänge hetzen, fiel mir nichts auf, das Lissabon wesentlich von anderen europäischen Hauptstädten unterschieden hätte. Mein persönliches Highlight der Exkursion war das Gespräch mit den Vertretern der Initiative Nao Apaguem a Memoria („Löscht das Gedächtnis nicht!“). Nao Apaguem a Memoria hat sich die Wiedergewinnung des historischen Gedächtnisses in Portugal zum Ziel gesetzt. Einige Vertreter dieses Projekts stellten uns ihre Arbeit vor und beantworteten daraufhin geduldig unsere Fragen. Der zweite Tag in Lissabon half, sich besser in der Stadt zurechtzufinden.
Nachdem Katharina, Laura, Judith und ich das Stadtviertel Belém nach Denkmälern gescreent hatten, war uns die Erschöpfung der letzten Tage doch anzumerken. Nicht ganz unschuldig hieran war sicher der vorabendliche Besuch im Vergnügungsviertel Bairro Alto. Am letzten Abend war das leckere Abendessen auf der anderen Flussseite ein gelungener Abschluss der sehr informativen und interessanten Exkursion „Ehrendes Gedächtnis, Schatten der Vergangenheit: Portugiesische Erinnerungsorte“, die ich in auch guter persönlicher Erinnerung halten werde.