Kolonialkrieg
Die portugiesischen Kolonialkriege
Die Unabhängigkeit Belgisch-Kongos im Jahre 1960 lieferte im darauffolgenden Jahr den Anstoß zu einem Aufstand in Angola, der sich - anfangs friedlich - zu einem Massaker ausweitete, und den Portugal schließlich mit einer militärischen Gegenoffensive niederschlug. Die Guerillakämpfe dauerten jedoch trotz mehrerer portugiesischer Stabilisierungsversuche an. Als 1961 die portugiesischen Enklaven Goa, Diu und Damão von der Indischen Union annektiert wurden, verlor Portugal auch seine indischen Gebiete.
Obwohl Portugal Mitglied der NATO war und der Verteidigungsfall des Nordatlantikpaktes mit dieser Annexion eintrat, unterstützten die Mitgliedsstaaten der NATO Portugal nicht, und die portugiesischen Gebiete wurden widerstandslos eingenommen. Portugal erkannte diese Annexion allerdings erst 1974 an, reagierte aber unmittelbar darauf, indem es 1962 alle in Mosambik lebenden Inder auswies und ihr Eigentum beschlagnahmte.[1]
In den auf diese Krise folgenden Jahren kam es immer häufiger zu Kämpfen in den afrikanischen Gebieten Portugals. Aufstände in Angola (1961), Guinea (1963) und Mosambik (1964) dehnten sich schließlich zu einem Kolonialkrieg aus. Die Verschärfung der wirtschaftlichen Probleme Portugals, die immensen Kriegskosten und die menschlichen Gräueltaten an der Zivilbevölkerung führten vor allem zur Distanzierung der Kirche und der Streitkräfte vom Regime. Innerhalb der Streitkräfte formierte sich die Oppositionsgruppe Movimento das Forças Armadas (MFA; dt.: Bewegung der Streitkräfte), die den Kolonialkrieg möglichst schnell beenden wollte. Am 25. April 1974 führte diese einen Militärputsch durch, der heute als Nelkenrevolution bekannt ist.
Aos Combatentes do Ultramar: Das Monument für die Überseekämpfer
Zur Erinnerung an die gefallenen portugiesischen Soldaten wurde das Monument für die Überseekämpfer errichtet. Es befindet sich im denkmalreichen Lissabonner Stadtteil Belém, etwa 50 Meter vom Torre de Belém (dt.: Turm von Belém) entfernt.
Auf der das Denkmal umgebenen Mauer aus Steintafeln stehen die Namen und das Todesjahr der ca. 10.000 umgekommenen Soldaten. Durch die mehrsprachige Inschrift (engl.: to the overseas combatants) wird das Monument als eine Hommage an die portugiesischen Überseekämpfer kenntlich. Der Besucher findet einen pyramidenartigen, von Wasser umgebenen Glasbau vor. Ausschmückende Verzierungen fehlen, die Konstruktion ist sehr schlicht gehalten. In der Mitte flackert ein ewiges Feuer, das dem Monument einen lebendigen Ausdruck verleiht. Vor dem Denkmal patrouillieren stets zwei Soldaten zur Ehrenbekundung für ihre gefallenen Landsleute.
Nach Vorstellung des Erbauers Francisco José Ferreira Guedes de Carvalho repräsentiert das Feuer - die Flamme der Nation - die Geborgenheit und Wärme des Mutterlandes. Das das Monument umgebende Wasser hingegen symbolisiert die Entfernung und räumliche Trennung zwischen den Kämpfern in Übersee und der Familie und Heimat in Portugal. Die durch Wasserbewegungen entstehenden Geräusche sollen eine bedächtige Atmosphäre erzeugen und das sonst sehr kühl erscheinende Monument beleben. Die Gestalt des Denkmals führt alle Gefallenen der Überseekriege symbolisch zu einer Einheit zusammen, ohne dass der jeweilige Kriegsanlass und die politischen Hintergründe näher thematisiert werden.
Das Monument wurde im Februar 2000 vom Präsidenten der Liga dos Combatentes (dt.: Kämpferbund) mit folgenden Worten eingeweiht:
"(...) Die portugiesischen Soldaten haben einen wichtigen Beitrag dazu geleistet, dass die portugiesische Sprache auf allen Kontinenten gesprochen wird. Jetzt, in Friedenszeiten, wäre es gut, wenn andere Soldaten diese Arbeit fortsetzen würden, damit wir auf diese Weise die Größe Portugals beibehalten können."[2]
Auch der Präsident der Republik Jorge Sampaio sagte, dass das Monument und die Gedenktafeln für immer ein Zeugnis der Opfer bleiben werden, die im Namen der Nationalflagge erbracht wurden.[3]
Daraus wird ersichtlich, dass es sich hierbei um eine einseitige Erinnerung handelt, die lediglich die portugiesischen, nicht aber alle im Krieg gefallenen Soldaten einschließt. Die Aufarbeitungsbemühungen der Regierung beschränken sich vornehmlich auf symbolische Akte, die eine kritische Auseinandersetzung mit den Geschehnissen der Kolonialkriege nicht vorsehen.
Claudia Kamke, Julia Hettler und Dina Khokhleva
[1] Vgl. Bernecker/Pietschmann 2001: 120f.
[2] Zit. aus o.A. 2000.
[3] Vgl. o.A. 2000.
Bibliografie:
- Bernecker, Walther L./Pietschmann, Horst (2001): Geschichte Portugals. Vom Mittelalter bis zur Gegenwart. München: C.H. Beck.
- [o.A.] (2000): "Cerimónia de Homenagem aos militares falecidos ao service de Portugal" in: Revista de Marinha, Nr. 329, URL: http://www.marinha.pt/extra/revista/ra_mar2000/pag11.html, letzter Zugriff: 03.07.07.
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