"Kriegswirtschaft und Arbeitseinsatz bei der Auto Union AG Chemnitz im Zweiten Weltkrieg"
Soeben erschien im Franz Steiner Verlag das Buch "Kriegswirtschaft und Arbeitseinsatz bei der Auto Union AG Chemnitz im Zweiten Weltkrieg". Erstmals arbeiten darin die Autoren Martin Kukowski und Rudolf Boch die "Kriegsära" der Chemnitzer Auto Union AG auf. Denn das Unternehmen produzierte in seiner Geschichte nicht nur noble Automobile: Während des Zweiten Weltkriegs stellte der Konzern, aus dem später Audi hervorging, auf Rüstungsprodukte um. In wie weit nutzte die Firmenleitung aus eigenem Antrieb die neuen Absatzchancen? Welche Rolle spielte dabei Zwangsarbeit? Und ist die Rüstungsproduktion bei Auto-Union typisch für das Verhalten von Konzernen im "Dritten Reich"? Diese Studie gibt Auskunft – weit über den Fall der Auto Union hinaus.
Die Vorkriegsjahre mit den legendären Luxuskarossen dominierten bisher die Sicht auf die 1932 gegründete Chemnitzer Auto Union. Doch produzierte der expandierende Konzern im Laufe des Zweiten Weltkriegs von Infanteriemunition bis hin zu Panzer- und Flugzeugmotoren nahezu alles – und seine Werkhallen füllten sich mit Zwangsarbeitern und schließlich sogar KZ-Häftlingen.
Die Studie beruht wesentlich auf dem umfangreichen Firmenarchiv, das sich heute im Sächsischen Staatsarchiv Chemnitz befindet. Ein besonderes Augenmerk liegt auf den Handlungsspielräumen des Managements. Deutlich wird: Im Gegensatz zu den einzelnen Fertigungsprogrammen für Kriegsgerät mischte sich der NS-Staat in den Ausbau zu einem über die Reichsgrenzen ausgreifenden Rüstungskonzern kaum ein. Er geschah eigeninitiativ. Wie ihre Konkurrenten nutzte die Auto Union aus Gewinninteresse, nationalistischer Verblendung und v. a. mit Blick auf ihre Positionierung im "großdeutschen" Nachkriegseuropa stets die ihr durch das Regime dargebotenen Expansionschancen. Doch war die Auto Union keineswegs ein besonders ehrgeiziger NS-Musterbetrieb, der der Branchenkonkurrenz zeitlich oder quantitativ vorangeschritten wäre.
Rezension Frankfurter Allgemeine, 25.5.2014
Rezension Süddeutsche Zeitung, 26.5.2014