Geschichte der Wismut AG/SDAG und der Sanierung der ehemaligen Bergbaugebiete 1946 - 2010
Bis heute gibt es nur wenige wissenschaftliche Studien, die sich mit dem Uranerzbergbau in Sachsen und Thüringen und seinen gesellschaftspolitischen Zusammenhängen auseinandersetzen. Diese Lücke hat das im August 2008 begonnene Projekt, welches sowohl den Bergbau bis zur Einstellung der Produktion als auch dessen Sanierung beleuchtet, geschlossen. Es wurde unter anderem vom Bundeswirtschaftsministerium und mehreren Stiftungen gefördert.
Ein internationales Expertenteam hat noch nicht erschlossene Quellen und Materialien in deutschen und russischen Archiven gesichtet und ausgewertet.
Titelinformationen:
Uranbergbau im Kalten Krieg, Band 1: Studien (pdf)
Uranbergbau im Kalten Krieg, Band 2: Dokumente (pdf)
Pressemitteilungen:
Wismut - ein strahlendes Unternehmen und seine Altlasten, 04.08.2008
Gründungsgeschichte der Wismut erstrahlt in neuem Licht, 01.09.2009
Die Wismut im sowjetischen Atomkomplex, 06.06.2011
Uranbergbau im Kalten Krieg, 09.11.2011
Mitwirkende:
- Prof. Dr. Rudolf Boch, Chemnitz (Wissenschaftliche Leitung)
- Dr. Rainer Karlsch, Berlin
- PD Dr. Elke Scherstjanoi, Chemnitz
- Juliane Schütterle, Jena
- Dr. Burkhard Ciesla
- Dr. Gerhard Barkleit, Dresden
- Dr. Paul Werner Wagner, Berlin
- Dr. Friedrich Jentzsch
- Dr. Tatjana Timofeewa, Moskau
- Elvira Werner
- Horst Bellmann, Wismut GmbH
- Rainer Kohlisch, Wismut GmbH
- Michael Meißner, Dresden/Chemnitz
- Prof. Dr. Vladimir Sacharow, Moskau
- PD Dr. Manuel Schramm, Chemnitz
Vom 23. bis 25. Juni 2011 wurden die Ergebnisse des Projekts auf einer Fachtagung vorgestellt:
Donnerstag, | 23. Juni 2011 |
17.00 Uhr, | Begrüßung/Einleitung Prof. Dr. Rudolf Boch (Chemnitz) |
17.10 Uhr, | Prof. Dr. Vladimir Sacharow (Moskau) Uran für das strategische Gleichgewicht: Die Wismut AG/SDAG im sowjetischen Atomkomplex |
17.30 Uhr, | PD Dr. Manuel Schramm (Chemnitz) Strahlenschutz im Uranbergbau - ein deutsch-deutscher Vergleich |
17.50 Uhr, | Fragerunde |
18.00 Uhr, | Dr. Rainer Karlsch (Berlin) Das Erz des Kalten Krieges: Uranbergbau in West und Ost |
18.20 Uhr, | Dr. Gerhard Barkleit (Dresden) Sonderzonen: Das Sicherheitsregime bei der Wismut |
18.40 Uhr, | Diskussion |
19.15 Uhr, | PAUSE |
20.15 Uhr, | Filmvorführung: "Die Sonnensucher" (DDR 1957, Langfassung, Regie: Konrad Wolf) Mit einer Einführung von Paul Werner Wagner (Berlin) |
Ende ca. 22.15 Uhr | |
Freitag, | 24. Juni 2011 |
10.00 Uhr, | Begrüßung/Einführung Prof. Dr. Rudolf Boch (Chemnitz) |
10.10 Uhr , | Dr. Juliane Schütterle (Jena) Gutes Geld für harte Arbeit: die betriebliche Sozialpolitik der Wismut |
10.30 Uhr, | Dr. Tatjana Timofeewa (Moskau) Fremd bei "Freunden". Das Alltagsleben der sowjetischen Mitarbeiter und Militärs |
10.50 Uhr, | PD Dr. Elke Scherstjanoi (Chemnitz) Frauenerwerbsarbeit und Emanzipation in den Bergbaukreisen |
11.10 Uhr, | Diskussion |
11.30 Uhr, | Kaffeepause |
11.45 Uhr, | Annette Spreitz M. A. (Leipzig/Chemnitz) Vom Sinfonieorchester bis zum Laienzirkel. Kultur für die Bergleute |
12.10 Uhr, | Paul Werner Wagner (Berlin) Die Wismut und der Fußballsport |
12.30 Uhr, | Abschlussdiskussion zum historischen Teil |
13.00 Uhr, | PAUSE |
14.00 Uhr, | Die Wismut in literaturwissenschaftlicher Perspektive Einführung PD Dr. Wolfram Ette (Chemnitz) |
14.15 Uhr, | Dr. Michael Ostheimer (Chemnitz) Wismut-Literatur oder Von der Aufgabe der Heimat für den Weltfrieden |
15.00 Uhr, | Dr. Jörg Pottbeckers (Chemnitz) Die Wismut als Gedächtnisort. Zur Werner Bräunigs "Rummelplatz" |
15.45 Uhr, | Kaffeepause |
16.00 Uhr, | Studentische Arbeitsgruppe der TU Chemnitz: Franz Fühmanns Bergwerkprojekt im Vergleich mit Brigadetagebüchern der Wismut |
16.45 Uhr, | PD Dr. Wolfram Ette (Chemnitz) Dem Ursprung entgegen. Psychoanalytische Überlegungen zum Verhältnis von Bergbau und Literatur |
17.30 Uhr, | PAUSE |
19.00 Uhr, | LESUNG: Angela Krauß (Leipzig) "Der Dienst" Moderation: Dr. Marion Gees (Leipzig/Chemnitz) |
Ende ca. 21.00 Uhr | |
Samstag, | 25. Juni 2011 |
10.00 Uhr, | Einleitung Prof. Dr. Rudolf Boch |
10.10 Uhr, | Michael Meißner M. A. (Dresden/Chemnitz) Schichtende. Kontroversen um Rückbau und Sanierung des Uranbergbaus in Sachsen und Thüringen (1987 ? 1997) |
10.30 Uhr, | Diskussion |
10.45 Uhr, | Kaffeepause |
11.00 Uhr, | Filmvorführung: "Yellow Cake" (Dokumentarfilm, Deutschland 2010, Sieger des Natur- und Umweltfilmfestivals Wiesbaden 2010, Regie und Drehbuchautor: Joachim Tschirner) |
12.50 Uhr, | Diskussion mit Joachim Tschirner über seinen Film zum Uranbergbau heute |
Ende ca. 13.15 Uhr |
23. bis 25. Juni 2011 im KULTURKAUFHAUS TIETZ in Chemnitz, Moritzstraße 20, 09112 Chemnitz
Veranstalter: Professur für Wirtschafts- und Sozialgeschichte der Technischen Universität Chemnitz und das DAStietz
Es wird keine Tagungsgebühr erhoben. Für die Filmvorführungen und die Lesung ist der Eintritt frei.
Das Programm zum Download.
Die Wismut AG war der viertgrößte Uranproduzent der Welt. Sie ermöglichte den Aufstieg der UdSSR zu nuklearen Supermacht. Der Aufbau des gigantischen Betriebes verursachte enorme wirtschaftliche, soziale und ökologische Kosten. Nirgends sonst auf der Welt wurde Uran in dicht besiedelten Gebieten und mit einem derart immensen Aufwand gewonnen wie in Sachsen und Thüringen.
Ab 1954 wurde die DDR zur Hälfte als Eigner am Uranbergbau beteiligt und die Sowjetisch-Deutsche Aktiengesellschaft Wismut (SDAG) gegründet, die sich alsbald zu einem besonders leistungsfähigen Betrieb mit hoch motivierter Stammbelegschaft entwickelte.
Auf der Grundlage erstmals zugänglicher Akten des russischen Atomministeriums und vieler weiterer Archive, analysieren Historiker aus Russland und Deutschland in einem Forschungsprojekt der TU Chemnitz den Stellenwert der Wismut AG im sowjetischen Atomkomplex, vergleichen die Entwicklung dieses Unternehmens mit den Uranindustrien in den USA, Kanada, Belgisch-Kongo und Osteuropa. Sie berichten über das rigide Sicherheitsregime und dessen Auswirkungen auf die Beschäftigten, fragen nach dem Strahlenschutz und den Effekten der betrieblichen Sozialpolitik. Thematisiert werden auch bisher wenig beleuchtete Aspekte der Alltagsgeschichte, so die Situation der sowjetischen Mitarbeiter und der Wismut-Frauen sowie der besondere Stellenwert von Kultur und Sport für die Herausbildung einer Wismut-Identität. Abschließend werden die Auseinandersetzungen um die Konzepte für die Sanierung der Altlasten nach 1990 dargestellt.
Die Wismut war auch ein Unternehmen, um das sich zahlreiche Geschichten ranken, die nicht zuletzt in die Literatur Eingang gefunden haben. Im Zentrum der Wismut-Literatur steht mit Werner Bräunig (1934 - 1976) ein Chemnitzer Autor, dessen Hauptwerk "Rummelplatz" in der DDR nie erscheinen konnte und erst 2007 vollständig publiziert wurde. Während Bräunigs Roman versucht, ein Panorama der frühen Nachkriegszeit aus der Perspektive der ca. 20-jährigen zu entwerfen, akzentuieren etwa Erzählungen von Angela Krauß (geb. 1950 in Chemnitz) und Gedichte von Lutz Seiler (geb. 1963 in Gera), wie die Aktivitäten der Wismut in das Familienleben und die heimische Landschaft eingreifen. Am zweiten Tag der Veranstaltung setzen sich Literaturwissenschaftler der TU Chemnitz mit diesen Werken auseinander. Eine Lesung der Autorin Angela Krauß schließt diese Sektion ab.
Im Rahmen der Veranstaltung werden zudem der Filmklassiker "Die Sonnensucher" (Konrad Wolf, DDR 1957) und ein aktueller Dokumentarfilm über den Uranbergbau "Yellow Cake" (Joachim Tschirner, Deutschland 2010) gezeigt.