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Professur Politische Theorie und Ideengeschichte
Forschung
Professur Politische Theorie und Ideengeschichte 

Forschung

Forschungsschwerpunkte der Professur sind das deutsche und europäische politische Denken seit der Aufklärung, seine Wandlungsprozesse und Dynamiken anhand zentraler Akteure und ihrer Werke. Neben einer Intellectual History des 20. Jahrhunderts gehören dazu auch die Geschichte der Wissenschaft von der Politik, die Genese der modernen Demokratie sowie aktuelle politiktheoretische Fragen.

Laufende Projekte

Novemberrevolution

Weitere Informationen folgen demnächst

Das politische Denken von Naturwissenschaftlern und Ingenieuren im 20. Jahrhundert

Weitere Informationen folgen demnächst

Abgeschlossene Projekte

Quellenedition Studienstiftung

Quellenedition der bislang unveröffentlichten und gesperrten Studienstiftungsakten von Ulrike Meinhof, Horst Mahler und Gudrun Ensslin (gefördert durch die Studienstiftung des deutschen Volkes)

Lehr-Lernprojekt: Rechtsextremismus und Zivilgesellschaft

Logo LiTDie Institute für Politikwissenschaft der TU Dresden, der Universität Leipzig und der TU Chemnitz führen im Wintersemester 2015/2016 gemeinsam ein standortspezifisches Seminar zum Themenbereich Rechtsextremismus und Zivilgesellschaft durch. Im Mittelpunkt stehen die regionalen und sozial unterschiedlichen Erscheinungsformen des Rechtsextremismus. Untersucht werden rechtsextremistische Ideen, Strukturen, Gruppen und Aktionsformen sowie die gesellschaftlichen und politischen Reaktionen darauf. Die Dozenten setzen unterschiedliche thematische Akzente und führen die Studierenden in die für sie typischen Forschungstätigkeiten ein. Ein Schwerpunkt des Chemnitzer Seminars ist Rechtsextremismus im Sport, insbesondere im Fußball. Analysiert werden dabei sowohl die rechtsextremistische Fankultur in Vereinen vor allem niedriger Spielklassen, als auch die Fanarbeit sowie die Gegeninitiativen der Vereine und Verbände.

Das Seminar orientiert sich am Konzept des Forschenden Lernens, das, angelehnt an Humboldts Ideal, Forschung und Lehre miteinander verbindet und damit Bildung durch wissenschaftsorientierte Schlüsselkompetenzen fördert. Die Studierenden werden durch die forschungsnahe Ausrichtung an grundlegende Fragen wissenschaftlichen Arbeitens und an die Forschungsarbeit praktisch herangeführt: Das Seminar versetzt Studierende in die Lage, ein Forschungsprojekt in allen Phasen eigenständig zu bearbeiten – von der Formulierung einer Fragestellung und der Bildung von Hypothesen über die Auswahl einer geeigneten Methode und die Durchführung der Untersuchung bis zur Überprüfung, Präsentation und Diskussion der Ergebnisse. Das Seminar fördert Eigenständigkeit und Kreativität der Studierenden und ermöglicht ihnen eine Weiterqualifikation im Hinblick auf ihre Abschlussarbeit. Für Mai 2016 ist abschließend eine gemeinsame Präsentation der Forschungsergebnisse im Deutschen Hygiene-Museum Dresden geplant.

Das gesamte Projekt können Sie im Abschlussbericht als PDF nachlesen.

Link zum Hygienemuseum
STUDIUM„Wer gehört zum Volk?“ Perspektiven auf Einwanderung, Zivilgesellschaft und Gewalt
Unter dem Titel „Wer gehört zum Volk?“ trugen am 29.04.2016 im Deutschen Hygiene Museum Studierende die Ergebnisse des Lehr-Lern-Projekts „Rechtsextremismus und Zivilgesellschaft“ vor.
Foto: Deutsches Hygienemuseum by Raimond Spekking / CC BY-SA 4.0
Porträt Christoph Ruf
STUDIUMProjektstart: Rechtsextremismus und Zivilgesellschaft
Der Journalist und Autor Christoph Ruf berichtete über Rechtsextremismus im Fußball. Ein entsprechendes Seminar wird im Wintersemester 2015/2016 angeboten.

Den total(itär)en Staat denken

Bild der PublikationDer totalitäre Staat war keine bloße Episode in der Geschichte des 20. Jahrhunderts, er hat bis heute das politische Denken grundlegend verändert. Die totalitäre Erfahrung forderte nicht nur das eigene politische Engagement zahlreicher Intellektueller heraus. Sie führte auch zu grundlegenden Revisionen ihrer politischen Überzeugungen und nicht selten zu beruflichen und zwischenmenschlichen Brüchen.

Obwohl die Totalitarismustheorien primär in der Politikwissenschaft der Nachkriegszeit diskutiert wurden, ist das Erklären und Verstehen autokratischer Systeme in ganz unterschiedlichen Disziplinen beheimatet. Versuche, totalitäre Herrschaft und totalitäres Denken analytisch zu bestimmen, transportieren immer auch normative Argumente, die beachtliche Wirkung entfalten. So steht hinter dem Ringen um den richtigen Totalitarismusbegriff stets die Frage, was Politik, Staat und Demokratie sein können – und vor allem sein sollen. Ideengeschichtlich interessiert insofern, was die Totalitarismustheorie über ihren jeweiligen intellektuellen Urheber aussagt: Ihr Ringen um die Gestalt des totalitären Staaten dokumentiert neben weltanschaulichen Implikationen immer eigene politische Erfahrungen wie theoretische Reflexionen zur Geschichte des 20. Jahrhunderts. Solche Fragestellungen unterfüttern ein Verständnis moderner Diktaturen jenseits der vermeintlichen Kalten Kriegs-Ideologie.

Der Band versammelt zunächst bekannte, unterschätzte und vergessene Klassiker der Diktaturforschung (Luigi Sturzo, Hannah Arendt, Carl Joachim Friedrich, Richard Löwenthal und Martin Drath). Danach zeigt er am Beispiel der Debatte französischer Intellektueller – Georges Bataille, Raymond Aron, Cornelius Castoriadis, Claude Lefort und François Furet –, wie umkämpft die Diskussion um den Totalitarismus war und welche Folgen dies für die politische Kultur europäischer Nachkriegsgesellschaften hatte. Die Beiträge zu Karl Poppers und Norbert Wieners Interpretationen veranschaulichen, wie weit die totalitäre Erfahrung auf das jeweilige philosophische Werk ausstrahlen konnte. Schließlich wird am Beispiel prominenter Wirtschaftswissenschaftler (Harold Laski, Friedrich August Hayek und John Maynard Keynes) gezeigt, dass über die Auseinandersetzung mit diktatorischen Staaten auch volkswirtschaftliche Grundsatzdiskussionen geführt wurden und der Totalitarismus als hier als theoretisches aber auch rhetorisches Argument ins Feld geführt wurde.

Die Autoren sind: Uwe Backes, Thomas Biebricher, Michael Scott Christofferson, Alexander Gallus, Matthias Hörr, Patrick Kilian, Arnd Küppers, Oliver W. Lembcke, Martin Oppelt, Robert Chr. van Ooyen, Lisa Peyer, Mike Schmeitzner, Julia Schulze Wessel, Paul Sörensen, Patrick Stellbrink, Frank Schale und Ellen Thümmler.

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Parteien und Intellektuelle – zur Rolle und Funktion von „Parteiintellektuellen“ in der Bundesrepublik zwischen Nachkriegsboom und Jahrhundertwende

Intellektuelle Freiheit und politische Zwänge scheinen kaum vereinbar - dennoch ist der "Parteiintellektuelle" nicht nur dem Historiker ein Begriff. Zumeist auf Persönlichkeiten autoritärer Milieus sozialrevolutionärer Parteien gemünzt, wird er zuweilen auch auf Politiker angewendet, deren historische Verortung eine gänzlich andere ist. Mit Augenmerk auf Erhard Eppler (SPD), Peter Glotz (SPD), Kurt Biedenkopf (CDU) und Heiner Geißler (CDU) widmet sich die Studie Persönlichkeiten, die im Ruf des Parteiintellektuellen standen oder von der Öffentlichkeit zumindest als intellektuelle Abweichler vom Stereotyp des Berufspolitikers wahrgenommen wurden. Im Untersuchungszeitraum, der Phase zwischen Nachkriegsboom und Jahrhundertwende, standen sie in politischer Verantwortung als Minister, Generalsekretäre oder Bundesgeschäftsführer ihrer Parteien und beteiligten sich zugleich an zeitgenössischen intellektuellen Debatten. Ihre unterschiedlichen formalen Funktionen wie auch ihre Biographien sind verbunden mit einer (Zeit-)Geschichte des Übergangs keynesianisch inspirierter Sozialstaaten in einer relativ stabilen Nachkriegsordnung zu einer "neuen Unübersichtlichkeit", in der die Merkmale der westlichen Industriegesellschaften zunehmend hinter den in der jüngsten Zeitgeschichtsforschung untersuchten Formationen verblassten.

Das Projekt akzentuiert mit der Verknüpfung von Intellektuellen- und Parteiengeschichte zwei Hauptziele: Die Erstellung eines belastbaren Profils des Parteiintellektuellen in parlamentarischen Demokratien und die Analyse des Beitrags der Parteiintellektuellen zu den Reaktionen der bundesdeutschen Volksparteien auf die Phase nach dem Boom. Der Strukturwandel zog Konsequenzen für die programmatische Ausrichtung der Parteien nach sich, die nun, am Ende der Utopien, die Zukunft denken mussten - unter aktiver Beteiligung ihrer Intellektuellen.

Lars Tschirschwitz
Förderung durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft

Helmut Schelsky – der politische Anti-Soziologe. Eine Neurezeption

Helmut Schelsky (1912–1984) gehört zu den einflussreichsten und umstrittensten Soziologen des 20. Jahrhunderts. Als Forscher und Lehrer ist es ihm in zahlreichen Analysen gelungen, gesellschaftliche Wirklichkeit prägnant auf den Begriff zu bringen; so in den Formeln von der »skeptischen Generation« und der »nivellierten Mittelstandsgesellschaft«. Er hat wie kaum ein anderer Sozialwissenschaftler die deutsche Forschungslandschaft der Nachkriegszeit nachhaltig beeinflusst und sich für das Konzept der interdisziplinären Zusammenarbeit stark gemacht. Zugleich führte ihn sein Konservatismus zeitweilig an den Rand des demokratischen Spektrums. Sein streitbarer, bisweilen hämischer (Anti-)Intellektualismus provoziert bis heute.

Ziel des Bandes ist es, neue differenzierte Antworten darauf zu finden, wer Helmut Schelsky war und was von ihm bleibt. Die verschiedenen Beiträge ordnen sein politisches Denken in die Ideengeschichte des 20. Jahrhunderts ein, erörtern sein Wissenschaftsverständnis und präsentieren eine kritische Re-Lektüre ausgewählter Arbeiten.

Gefördert durch die Fritz Thyssen Stiftung