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Pressemitteilung vom 16.07.1998

Leuchtdioden, Arsensüppchen und wundersame Metalle

Leuchtdioden, Arsensüppchen und Metalle, die bei 60 Grad schmelzen
An der Chemnitzer Uni messen sich chemieinteressierte Schüler in einem Wettbewerb

(Pressemitteilung 168/98)

Er wird langsam zu einer kleinen Tradition - der Chemiewettbewerb "Julius Adolph Stöckhardt", den die Chemnitzer Uni jedes Jahr gemeinsam mit dem Oberschulamt Chemnitz durchführt. Am kommenden Montag, dem 20. Juli 1998, um 9.30 Uhr werden zum dritten Mal rund 50 Schüler und Schülerinnen - jeweils die zwei besten "Chemiker" einer Klasse - im Uni-Hauptgebäude an der Straße der Nationen 62, Hörsaal 153, gegeneinander antreten, um ihr Wissen und ihr Können in der Chemie unter Beweis zu stellen.

In diesem Jahr ist das Thema die Chemie der Elemente der V. Hauptgruppe des Periodensystems. Darunter verstehen die Chemiker die Elemente Stickstoff, Phosphor, Arsen, Antimon und Wismut, die allesamt für unser tägliches Leben von Bedeutung sind. So etwa besteht unsere Atemluft zu vier Fünfteln aus Stickstoff. Phosphor ist als Salz in nahezu allen Waschmitteln enthalten, und nichts löscht den Durst besser als schwache Phosphorsäure, die deshalb mit einigen Zehntel Prozent in vielen Erfrischungsgetränken enthalten ist. Mit Arsen wiederum lassen sich so nützliche Dinge herstellen wie Leuchtdioden, aber auch ein schmackhaftes, wenn auch etwas kräftezehrendes Süppchen für die ohnehin schon etwas klapprige Erbtante kochen - und da sage noch einer, ein fundiertes Wissen über Chemie sei zu nichts nutze.

Antimon andererseits macht als Zusatz in Legierungen das Metall härter, entflammt aber auch, als Zusatz in ihnen enthalten, die Köpfchen von Streichhölzern. Wismut schließlich dient als Katalysator für die Herstellung von Kunstfasern, daneben wird es noch in der Kosmetik benutzt und in Schmelzsicherungen zur Absicherung elektrischer Leitungen verwendet. Legierungen, die Wismut enthalten, schmelzen nämlich besonders leicht - das "Woodsche Metall", das zur Hälfte aus Wismut besteht, etwa schon bei 60 Grad Celsius. Die Wismut AG hat übrigens nichts mit dem Element zu tun - der Name diente hier lediglich als Tarnung für die Urangewinnung.

Die Schüler, die alle aus 11. Klassen von Schulen im Regierungsbezirk Chemnitz kommen, müssen für den Wettbewerb jeweils ein kurzes Experiment durchführen und außerdem eine Reihe von theoretischen Auflagen lösen. Nach dem Mittagessen findet dann von 13.00 bis 14.30 Uhr eine Vorlesung mit zahlreichen spannenden und interessanten Experimenten statt, die sich allesamt um die Elemente der V. Hauptgruppe drehen. Ab 14.45 werden dann vom Initiator des Wettbewerbs, dem Chemnitzer Chemiker Prof. Günter Marx, die Siegerurkunden verteilt.

Benannt ist der Wettbewerb übrigens nach Prof. Julius Adolph Stöckhardt, der von 1839 bis 1847 am Vorläufer der heutigen Chemnitzer Uni Chemie lehrte, bevor er an die Forsthochschule in Tharandt ging, die heute zur TU Dresden gehört. Er war Autor des Lehrbuch-Klassikers "Schule der Chemie, versinnlicht durch einfache Experimente". Wer, der jemals von der Chemie in ihren Bann geschlagen wurde, würde bezweifeln, daß Chemie eine sinnliche Wissenschaft ist? Das Buch wurde in zahlreiche Sprachen übersetzt und kam bis 1908 in 21 Auflagen heraus. Stöckhardt war auch der erste, der das Waldsterben durch Abgase von Hüttenwerken beschrieb und genau untersuchte. Neben dem Stöckhardt-Wettbewerb gibt es an der Chemnitzer Uni bereits seit 1982 einen Stöckhardt-Chemieclub, der sich ebenfalls um Schüler kümmert. Außerdem findet hier in jedem Jahr das Stöckhardt-Kolloquium statt, das sich vor allem der Umweltchemie widmet.

Hinweis für Fotografen und Fernsehteams: Wie wär's, wenn Sie um 13 Uhr in den Hörsaal 232 in der Straße der Nationen 62 kämen? Dort bei der Experimentalvorlesung gibt's eine Fülle von interessanten Motiven. Vielleicht bleiben Sie auch gleich bis zur Siegerehrung um 14.45 Uhr. Dort können die Teilnehmer auch interviewt werden.

Weitere Informationen: Technische Universität Chemnitz, Institut für Chemie, Straße der Nationen 62, 09107 Chemnitz, Prof. Günter Marx, Tel. 0371/531-1713, Fax 0371/531-1371, E-Mail günter.marx@chemie.tu-chemnitz