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Pressemitteilung vom 03.05.2006

Die Sorben im Gepäck

Die Sorben im Gepäck
Europa-Studenten sensibilisierten Chemnitzer Schüler für die Minderheitenproblematik und laden zur Ausstellung über die Sorben ein

Unter dem Motto "Serby - co psinjaso psichod?", was in Deutsch soviel heißt wie: "Die Sorben - wo geht die Reise hin?", wird am 7. Mai 2006 im Armen Theater Chemnitz eine zweiwöchige Ausstellung über die Sorben eröffnet. Von 11 bis 15 Uhr werden hier künstlerische Arbeiten von Chemnitzer Schülern präsentiert, die im Rahmen eines vom Theodor-Heuss-Kolleg der Robert Bosch Stiftung gestifteten Projekts an der TU Chemnitz entstanden sind. Im Januar und Februar diesen Jahres waren elf Europa-Studenten in zwei Chemnitzer Gymnasien (Dr. Wilhelm-André-Gymnasium, Schmidt-Rottluff-Gymnasium) und vier Mittelschulen (Theodor- Körner-Mittelschule, Flemming Mittelschule, Mittelschule Gablenz, Evangelisches Schulzentrum) unterwegs, um den Schülern der Klassenstufen acht bis zehn die Minderheitenproblematik in Deutschland näher zu bringen. Im Mittelpunkt ihrer Vorträge standen aktuelle Probleme der Sorben aus der Ober- und Niederlausitz und die gemeinsame Suche nach neuen Perspektiven für das sorbische Volk. "Wir mussten feststellen, dass die meisten Schüler weder die sorbische Minderheit in Sachsen noch in Brandenburg kannten. Heute wissen sie nicht nur etwas über die sorbische Kultur, sondern auch etwas über die vielschichtigen Probleme, vor denen nicht nur die Sorben, sondern auch andere Minderheiten stehen", erklärt die Europa-Studentin Katja Sieg.

Zudem waren die Chemnitzer Schüler in einem Schulwettbewerb aufgerufen, ihre Ideen zur sorbischen Kultur und Lebensweise kreativ umzusetzen. Die Ergebnisse werden nun in der Ausstellung vorgestellt. Die Europa-Studenten und die am Projekt beteiligten Schüler wollen den Besuchern den Alltag der Sorben durch Kunst, sorbische Bräuche und Informationen näher bringen. Auf dem Programm stehen Auftritte des Cottbusser Tanzensembles Freundschaft (TEF) und eine musikalische Einlage der Heidemusikanten aus Spremberg. "Während der Veranstaltung haben die Gäste die Möglichkeit, die Kunst der Ostereibemalung zu erlernen oder Nowoletki - sorbische Glücksbringer - anzufertigen. Auch das Sonntagsmenü unserer Gäste kann ins Arme Theater verlegt werden, denn auf der Karte stehen traditionelle sorbische Speisen wie Pellkartoffel mit Quark und Leinöl", so Ausstellungsleiterin Grynet Kleiner. Am Nachmittag werden von einer Fachjury die besten Schülerarbeiten prämiert. Als Hauptpreis können die Schüler eine erlebnisreiche Reise in den Spreewald gewinnen.

Neben den Schulbesuchen und der Ausstellung steht auch noch eine dritte Etappe des Projekts. Als Ziel haben sich die Teilnehmer eine breit angelegte Unterschriftenaktion gesetzt, die ein neues Finanzierungsabkommen für die Minderheit fordert. "Die bisherige Unterstützung läuft Ende 2007 aus. Die Bundesregierung und die Länder Sachsen und Brandenburg haben sich aber für die Förderung und Weiterentwicklung der sorbischen Kultur verpflichtet. Deshalb möchten wir uns dafür einsetzen, dass die Sorben auch in Zukunft angemessen gefördert werden", betont Katja Sieg. Bis zum Juli kann man die Aktion noch mit seiner Unterschrift unterstützen, im September soll die Liste dann dem Kultusstaatsminister Bernd Neumann überreicht werden. Auf die Frage hin, warum sie sich so für das sorbische Volk engagiert, antwortet sie: "Die Niederlausitz ist meine Heimat. Ich fühle mich als Sorbin und möchte einfach, dass das Sorbische weiter erhalten bleibt."

Die Schirmherrschaft für das Projekt hat der Domowina Regionalverband Niederlausitz e.V., der Dachverband sorbischer Vereine und Institutionen, übernommen. Als weitere Partner konnten die Chemnitzer Studenten die Gesellschaft für bedrohte Völker e.V., die sorbischen Kulturinformationszentren LODKA (Cottbus) und SKI (Bautzen) sowie die Initiative Europastudien e.V. und die Professur Europäische Regionalgeschichte an der TU Chemnitz gewinnen.

Stichwort: Sorben

Die Sorben sind eine der vier in Deutschland offiziell anerkannten Minderheiten und leben in Sachsen (Oberlausitz) und Brandenburg (Niederlausitz). Schon im 6. Jahrhundert n. Chr. besiedelte das Volk mit slawischer Abstammung das Gebiet zwischen Elbe/Saale und Oder/Queiß. Etwa 60.000 Menschen zählen sich heute zu dieser ethnischen Minderheit. Die Bundesrepublik Deutschland und die damalige DDR sprachen sich im Einigungsvertrag für eine Bestandssicherung der Sorben aus. Im Jahr 2005 betrugen die Zuwendungen, durch Bund und Länder getragen, etwa 15,4 Millionen Euro.

Weitere Informationen erteilt Projektleiterin Katja Sieg, Telefon (01 76) - 700 515 23, E-Mail sieg@hrz.tu-chemnitz.de.

Das Projekt im Internet: http://www.serbski-projekt.de.vu

Anfahrtsbeschreibung "Armes Theater Chemnitz": Schönherrstr. 08, 09113 Chemnitz, Buslinie 41, Richtung Heinersdorf

Öffnungszeiten der Ausstellung: Montag bis Freitag 9 - 16 Uhr; am Wochenende nach Absprache

(Autorin: Janine Mahler)