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Pressemitteilung vom 06.02.2013

Öffentliche Streitfragen im wissenschaftlichen Fokus

Studierende der TU Chemnitz befragten Chemnitzer Bürger zu ihren politischen Einstellungen

243 Chemnitzer Bürger standen im Januar 2013 Studierenden der Politikwissenschaft der Technischen Universität Chemnitz Rede und Antwort. Sie gaben ihnen Auskunft zu ihren politischen Einstellungen. "Ein Augenmerk galt öffentlichen Streitfragen wie der `inneren Einheit´ der Bundesrepublik oder dem Satz `Der Islam gehört zu Deutschland´", sagt Dr. Sebastian Liebold, der die Umfrage im Rahmen des Seminars "Politische Kultur" leitete.

Laut der Umfrage sehen 69 Prozent der Bürger Vereinsarbeit als wichtig an, überlassen diese aber in der Praxis zu 58 Prozent "anderen". "Dadurch können sie in gesellschaftlichen Fragen kaum Lobby-Einfluss ausüben", so Liebold. 52 Prozent der Befragten sehen in den neuen Medien Chancen für breitere Interessenbekundung. Sie äußern sich jedoch skeptisch, dadurch politische Entscheidungen wirklich zu verändern. 20 Prozent der Bürger meinen, Demokratie sei eine Illusion. Zur deutschen Einheit bekennen sich 87 Prozent, allerdings sehen 78 Prozent diese durch wirtschaftliche Unterschiede und Wegzüge getrübt. Obwohl ein Gros von 63 Prozent der Bürger die DDR für einen Staat hält, in dem "nicht alles gut" war, sehen nur 28 Prozent darin einen Unrechtsstaat.

Deutliche Unterschiede ergaben Fragen zu Muslimen in Deutschland: Wer Muslime im Umfeld kennt - 29 Prozent der Umfrageteilnehmer - hält mehr von Pluralität und Integration. 72 Prozent aller Befragten sehen die Politik in der Pflicht, das Zusammenleben zu verbessern. Für sie gilt die Bundesrepublik als Einwandererland. Junge Menschen befürworten eher als Ältere, Migranten rasch die deutsche Staatsbürgerschaft zu verleihen.

"Zwei Schlüsse ergab die studentische Auswertung", sagt Liebold: "Wer das scheinbar Fremde kennt, ist offener für Verständigung. Daher sind fördernde Initiativen zu stärken, am besten von der Grundschule an. Eine stabile Basis erhält die freiheitliche Demokratie durch Bildung." Für die Arbeit von Politikern ergebe sich aus der Umfrage, dass die sich rasch ändernde Zusammensetzung der Bevölkerung auch andere Repräsentationsverhältnisse nach sich ziehen sollten. "Mancher Abgeordnete mit türkischem Hintergrund sieht sich vor der Aufgabe, bei den alteingesessenen Bürgern um demokratische Werte zu werben", zitiert Liebold die Erfahrung eines Studenten.

Zur Vorbereitung der Umfrage hatten sich die Studierenden angeeignet, welche Werte, Normen und Einstellungen die politische Kultur ausmachen, wann sie sich ändern, wie sie zu messen sind, und welche Auswirkungen sie auf den politischen Alltag haben - etwa auf Parteien, Wahlen oder die Regierungsarbeit. Daraus entwickelten sie eigene Annahmen über das Umfrageverhalten. "Sie mussten Widersprüche einbeziehen, etwa das am Ort ausgeprägte Gleichheitsdenken, das nicht in gleichem Maß zu Gemeinsinn - erkennbar an Vereinsmitgliedern - führt", resümiert Sebastian Liebold.

Weitere Informationen erteilt Dr. Sebastian Liebold, Telefon 0371 531-39499, E-Mail sebastian.liebold@....