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TU Chemnitz beteiligt sich facettenreich an 4. Sächsischer Landesausstellung

„Boom. 500 Jahre Industriekultur in Sachsen“: Bis zum 31. Dezember 2020 ermöglichen auch Ausstellungsexponate der TU Chemnitz Einblicke in moderne Technologien – Digitale Lesereihe „Poesie und Technik“ startet im Rahmenprogramm

Unter dem Titel „Boom. 500 Jahre Industriekultur in Sachsen“ öffnete am vergangenen Wochenende  die 4. Sächsische Landesausstellung ihre Tore. An sechs verschiedenen Schauplätzen in Sachsen sind  bis zum 31. Dezember 2020 Ausstellungen in den sechs Unterkategorien AutoBoom, MaschinenBoom, EisenbahnBoom, KohleBoom, TextilBoom sowie SilberBoom zu sehen. Auch die Technische Universität Chemnitz zeigt in Chemnitz, Crimmitschau und Zwickau Innovationen von Robotern, die mit Menschen interagieren, über Leichtbaulösungen bis hin zu einem erlebbaren Montage-Arbeitsplatz im virtuellen Raum.

Leichtbau „hautnah“ erleben

Der Exzellenzcluster MERGE und die Professur Strukturleichtbau und Kunststoffverarbeitung der TU Chemnitz beteiligen sich mit einem gläsernen Fahrzeugdemonstrator an der AutoBoom-Ausstellung im August Horch Museum in Zwickau. Im gläsernen Fahrzeugdemonstrator bündeln sich zahlreiche Forschungsergebnisse des Exzellenzclusters MERGE. Er repräsentiert die entwickelten MERGE-Technologien anhand verschiedener Exponate wie Sitzanlage, Radscheibe, sensorische Module oder Antriebsstrang (konstruiert von der studentischen Initiative „Fortis Saxonia“) und zeigt exemplarisch, was aus Technologiefusion entstehen kann. Alle Exponate werden dank eines mit dem Demonstrator verknüpften Touchdisplays erklärt. So wird den Gästen ein umfassender Einblick in das Thema Leichtbau und Mobilität der Zukunft geboten. Ergänzt wird diese Präsentation um eine Materialstation, die es den Besucherinnen und Besuchern der Ausstellung ermöglicht, Leichtbau "hautnah" zu erleben und zu verstehen.

Aktiv werden am virtuellen Arbeitsplatz

Die Professur Werkzeugmaschinenkonstruktion und Umformtechnik der TU Chemnitz präsentiert in Zwickau eine Virtual-Reality-Montagesimulation. Gäste der 400 Quadratmeter großen Sonderausstellung „F.I.T. for future“ können eine VR-Brille aufsetzen und so an einem virtuellen Arbeitsplatz ein Spielzeugauto zusammenbauen, ihre Hände werden dabei durch Infrarotkameras erfasst und auf virtuelle Hände abgebildet. Dadurch ist es möglich, Objekte, wie Räder oder eine Ladefläche, in der virtuellen Umgebung durch natürliche Greifbewegungen aufzuheben und mit anderen Objekten zusammenzufügen. Die eingesetzte Technologie ist ein Kernelement der künftigen Gestaltung von Arbeitsplätzen. Durch die Erfassung der Bewegungen und Verhaltensweisen von Arbeiterinnen und Arbeitern kann deren Arbeitsumgebung bereits in einer virtuellen Umgebung mit geringen Unkosten ergonomisch analysiert und optimiert werden.

„Ökobiene“ macht den Marathon der Sparsamen greifbar

In der AutoBoom-Ausstellung mit vertreten ist auch das Studierendenteam von „Fortis Saxonia“ an der TU Chemnitz. Seit 2005 hat das Team am Shell Eco-marathon Europe teilgenommen. Dabei handelt es sich um den größten Wettbewerb für nachhaltige Mobilität in Europa, an dem jährlich mehr als 250 Teams antreten. Ziel ist es dabei, mit einem selbstentwickelten Fahrzeug einen Parcours abzufahren und dabei so wenig wie möglich Energie und Treibstoff zu verbrauchen. Seit der Gründung des studentischen Vereins an der TU Chemnitz wurden bis jetzt sechs Fahrzeuge gebaut. Die 2014 fertiggestellte „Ökobiene“ (EcoBee), das bis 2016 dreimal an den Start ging, wird in der AutoBoom-Ausstellung vorgestellt.

Vom Leben mit Robotern

Um ganz andere Technologien geht es in einem weiteren Thema in der Schauplatzausstellung MaschinenBoom im Industriemuseum Chemnitz. Es wurde maßgeblich von den Teilen des Sonderforschungsbereichs (SFB) „Hybrid Societies“ der TU Chemnitz mit konzipiert, die sich mit der Gestaltung und Wahrnehmung mehr oder weniger menschenähnlicher Roboter befassen. In der Station werden verschiedene Robotervarianten gegenübergestellt, darunter der kommerziell vertriebene Nao, mit dem man sprechen kann, und der robotische Hund Aibo, der u. a. in der Pflege zum Einsatz kommen kann. Es wird zudem verdeutlicht, dass autonome Fahrzeuge, ferngesteuerte und autonom agierende Roboter, Drohnen und intelligente Prothesen alles Formen verkörperter digitaler Technologien sind. Diese haben immer mehr Funktionen und können zunehmend mehr Aufgaben übernehmen. Sie begegnen uns an immer mehr öffentlichen Orten und in verschiedenen Gestalten. Dabei treten sie mit Menschen in Interaktion und bilden so zusammen mit ihnen hybride Gesellschaften, die aktuell an der TU Chemnitz aus verschiedenen Disziplinen und Untersuchungsrichtungen im SFB erforscht werden.

Alte Maschinen fit machen für Industrie 4.0

Für die Ausstellung im Industriemuseum Chemnitz hat auch das Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrum Chemnitz, zu dem die TU Chemnitz gehört, eine Station konzipiert. Konkret wurde eine alte Rundstrickmaschine mit moderner Technik nachgerüstet, um Möglichkeiten und Vorteile des sogenannten Retrofits aufzuzeigen. An einem Demonstrator wird verdeutlicht, wie durch eine Auf- bzw. Nachrüstung einer vorhandenen Maschine mit moderner Steuerungstechnik und Software diese zukunftsfähig gemacht werden kann. Dabei war es den am Projekt Beteiligten zum einen wichtig, die traditionelle Technik sichtbar und nachvollziehbar zu machen, zum anderen soll aufgezeigt werden, welche Vorteile und Unterstützungsmöglichkeiten die Digitalisierung im Produktionsumfeld bieten kann.

Arbeitswissenschaft im Kontext der Berufswelten von morgen

Die Professur Arbeitswissenschaft und Innovationsmanagement stellt sich auf der Ausstellung „F.I.T. for future“ vor und erläutert die Rolle und Aufgabe der Professur in den Arbeits- und Lebenswelten von heute und morgen. Dazu gibt die Professur Ausblicke, wie die ergonomische Gestaltung von Produkten und Arbeitsplätzen mittels Motion Capturing unterstützt werden kann. Weiterhin zeigt sie das Potenzial von innovativen Prototyping-Ansätzen auf, welche als flexible Entwicklungs- und Fertigungsmethoden in modernen Produktionsumgebungen, wie der Experimentier- und Digitalfabrik des Instituts für Betriebswissenschaften und Fabriksysteme der TU Chemnitz, zum Tragen kommen.

Einblicke in die höheren technischen Bildungsanstalten

Auch das Universitätsarchiv der TU Chemnitz lieferte Ausstellungsstücke, die in der Zentralausstellung im Audi-Bau Zwickau zu sehen sind und eine Zeitreise zu den höheren technischen Bildungsanstalten, wie es sie in Chemnitz gab, ermöglichen. Zu den Exponaten gehört ein Demonstrationsapparat für Drehfeldversuche, den auch der Chemnitzer Physikprofessor und konsequente Förderer des physikalischen Experimentalunterrichts Adolf Ferdinand Weinhold ca. 1892 nutzte. Zudem werden u. a. Schülerzeichnungen aus der Kgl. Werkmeisterschule Chemnitz (1899-1901) gezeigt, eine davon auch im Ausstellungskatalog. 

Der heimatverbundene Sportschuh

Die Professur Textile Technologien der TU Chemnitz widmet sich allen textilen Fragestellungen vom klassischen Stoff bis hin zu Hochleistungstextilien. Forschungsschwerpunkte sind innovative Verfahren für neue Anwendungen, Konstruktion und Modifikation von Textilmaschinen sowie die Produktentwicklung mit Fokus auf Technische Textilien. Ebenso wesentlich: die Erschließung neuer Quellen von Naturfasern und das Vorantreiben des Nachhaltigkeitsgedankens. Beispiel-Projekt: Der gestrickte Sportschuh – nicht nur einzigartig, sondern auch heimatverbunden. Vom ersten Faden bis zum fertigen Modell legt er lediglich 80 Kilometer in Sachsen zurück. Der „heimatverbundene Sportschuh“ wird zur „TextilBoom.“ in der Tuchfabrik Gebr. Pfau Crimmitschau präsentiert.

Schwimmenden Pflanzeninseln und textile Fassadenkacheln

Ebenfalls in Crimmitschau zeigt das Sächsische Textilforschungsinstitut e.V. (STFI), An-Institut der TU Chemnitz, in der Sonderausstellung „Textil? Zukunft!“ seine schwimmenden Pflanzeninseln und textile Fassadenkacheln zur Mauerwerksbegrünung. Die Pflanzeninseln eignen sich für klein- und großflächige Teichbepflanzungen oder als Abdeckungen für Wasserbehälter. Textiltechnologisch verbirgt sich dahinter eine gewirkte Flächenstruktur eines Textilseils bzw. eines seilförmig ummantelten Auftriebskörpers aus Polyethylen-Schaum. Sie bieten den Wurzeln verschiedener Sumpfpflanzen oder anderer geeigneter Pflanzen genügend Halt. Das zweite Textilexponat, die Fassadenkacheln, können flexibel an Außenwänden angebracht werden. Das mehrschichtige Vegetationssubstrat besteht aus grobem Kettengewirke aus Spinnvliesstoffen und zwischengelegtem Nadelvliesstoff mit Viskoseanteil. Die Bewässerung kann über eine Kapillar- bzw. Überlaufrinne mittels Kemafil-Dochten erfolgen.

Digitale Lesereihe „Poesie und Technik“

Das Institut für Industriearchäologie, Wissenschafts- und Technikgeschichte der TU Bergakademie Freiberg führt gemeinsam mit der Universitätsbibliothek Chemnitz, dem Taschenbuchladen Freiberg, der Buchhandlung „Universitas“ Chemnitz sowie dem Arbeitskreis Technikgeschichte des Westsächsischen Bezirksvereins des VDI die Lesereihe „Poesie und Technik“ digital durch. Diese Gemeinschaftsveranstaltung zur 4. Sächsischen Landesausstellung umfasst Lesungen, die sich Texten der Autorinnen und Autoren Ernst Bloch, Peter Rosegger und Theodor Fontane, Max Eyth, Michail Soschtschenko, Lion Feuchtwanger, Primo Levi, Christa Wolf und weiteren widmen. Link zur Lesereihe: https://bit.ly/LJM6XI

Stichwort: Schauplätze der 4. Sächsischen Landesausstellung

Die Landesausstellung lässt die Region Südwestsachsen im „Jahr der Industriekultur“ als ein bedeu­tendes Zentrum der europäischen Industrialisierung lebendig werden. Die große Zentral­ausstellung im Audi-Bau in Zwickau, die vom Deutschen Hygiene-Museum ausgerichtet wird, präsentiert auf 2.500 Quadratmeter Ausstellungsfläche ein brei­tes kulturhistorisches Panorama der sächsischen Industrieentwicklung. Gleichzeitig erleben die Besucherinnen und Besucher die Auswirkungen der Industrialisierung bis in die Gegenwart hinein und können sich dabei mit elementaren Fragen unserer Zukunft auseinandersetzen. Parallel zur Zentralausstellung finden an sechs authentischen Schauplätzen der sächsischen Industriegeschichte branchenspezifische Schauplatz­ausstellungen statt: „AutoBoom.“ im August Horch Museum Zwickau, „MaschinenBoom.“ im Industriemuseum Chemnitz, „EisenbahnBoom.“ im Schauplatz Eisenbahn Chemnitz-Hilbersdorf, „KohleBoom.“ im Bergbaumuseum Oelsnitz/Erzgebirge, „TextilBoom.“ in der Tuchfabrik Pfau Crimmitschau sowie „SilberBoom.“ im Forschungs- & Lehrbergwerk | Silberbergwerk Freiberg.

Weitere Informationen: www.boom-sachsen.de und www.facebook.com/boom.sachsen.

Multimedia: Im Rahmen der Sonderausstellung „F.I.T. for future“ werden auch einige Videos der TU Chemnitz gezeigt, u. a. ein Image-Video der Professur Arbeitswissenschaft und Innovationsmanagement und Präsentationen des "Motion Capturing" sowie der Experimentier- und Digitalfabrik.

Mario Steinebach
20.07.2020

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