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„Chemnitz ist für mich neue Heimat und weite Welt zugleich“

DAAD-Preisträgerin Marina Ivanova aus Bulgarien, die nach ihrem Anglistik-Studium an der Professur Englische Sprachwissenschaft promoviert, spricht über die TU Chemnitz, ihre neue Heimat Chemnitz und das multikulturelle Miteinander auf dem Campus

Liebe Marina Ivanova, zunächst herzlichen Glückwunsch zur Verleihung des diesjährigen DAAD-Preises an der TU Chemnitz. Was bedeutet diese Auszeichnung für Sie?

Vielen Dank. Das war eine wunderbare Überraschung, ich habe nicht mit dieser Auszeichnung gerechnet. Diesen Preis zu erhalten, war eine der bisher bedeutendsten Ereignisse in meinem Leben. Ich konnte auch bereits sehr von der Förderung des Deutschen Akademischen Austauschdienstes profitieren. So habe ich im Sommer an Workshops in Serbien und Mazedonien teilgenommen. Vor allem aber sehe ich es als Motivation, mich weiterhin für interkulturelle Angelegenheiten zu engagieren.

Sie sind 2014 für ihr Studium der Anglistik/Amerikanistik von Bulgarien nach Chemnitz gekommen. Weshalb haben Sie sich für die TU entschieden?

Tatsächlich wusste ich zunächst gar nicht so viel über Chemnitz. Ich habe mich aufgrund des Studiengangs und der positiven Bewertungen für die Uni entschieden. Außerdem spielten auch die hiesigen Lebensbedingungen eine Rolle: In Chemnitz kann man sich gerade hinsichtlich Wohnung ein schönes Leben leisten. Als ich dann im Herbst 2014 hier ankam, hat Chemnitz mein Herz ganz schnell erobert. Die Stadt ist sehr liebenswert, außerdem nicht zu groß und nicht zu klein. Sie erinnert mich an meine Heimatstadt Ruse. Deshalb fiel es mir recht einfach, mich einzuleben. Außerdem gefiel es mir von Anfang an, dass sich hier, aufgrund der Größe der Uni, alles so familiär anfühlt. Trotzdem kommen am Campus so viele verschiedene Nationen zusammen. Der Austausch mit den anderen internationalen Studenten ist unfassbar spannend und erweitert meinen Horizont immer wieder. Chemnitz ist für mich neue Heimat und weite Welt zugleich.

Sie sagten bereits, dass es Ihnen recht einfach fiel, sich in Chemnitz einzugewöhnen. Wer und was hat Ihnen dabei besonders geholfen?

Auch ich hatte anfangs ein paar Probleme, mich in der Stadt und an der Uni zu orientieren. Das legte sich zum Glück aber schnell. Zudem habe ich in Chemnitz innerhalb kurzer Zeit nette Studierende kennengelernt, zunächst bulgarische Kommilitonen und Erasmus-Studenten. Was mir besonders geholfen hat, war das Patenprogramm des Internationalen Universitätszentrums der TU Chemnitz. Dadurch lernte ich noch mehr Leute kennen, die mittlerweile enge Freunde von mir sind. Auch die vielen verschiedenen multikulturellen Veranstaltungen, zum Beispiel vom Club der Kulturen, trugen dazu bei, dass ich mich an der Uni schnell wohlfühlte. Bei diesen Evenst endeckte ich viele komplett neue Sachen für mich. So lernte ich von anderen Studierenden, wie man chinesische Knoten macht, ich aß das erste Mal Lasagne, Curry-Gerichte oder polnische Weihnachtssuppen. Das sind Erinnerungen, die mir niemand mehr nehmen kann. Ich schätze das multikulturelle Miteinander an der Uni sehr.

Was ist eine Erinnerung, die Ihnen besonders im Gedächtnis geblieben ist?

Da fällt mir spontan mein erstes Weihnachten in Deutschland, weit weg von meiner Familie, ein. Ich hatte das Glück, die Feiertage mit drei Freundinnen aus Bulgarien verbringen zu können. Wir haben uns ein schönes Fest organisiert und sind mit Plastikbeuteln anstatt Schlitten von kleinen, schneebedeckten Hügeln am Campus gerutscht.

Neben ihrem Engagement im Patenprogramm des Internationalen Universitätszentrums schreiben sie heute auch für die Campus TUschler. Wie kam es dazu?

Ich wurde von einer meiner Dozentinnen eingeladen, Artikel für die Campus TUschler zu schreiben. Ich fand die Arbeit sofort enorm erfüllend und genoss es, über verschiedene Veranstaltungen zu berichten. Besonders schön ist es immer, wenn ich positives Feedback von Lesern bekomme, die gerne meine Artikel aus studentischer Perspektive betrachten.

Sie haben nicht nur ihren Bachelor und Master in Chemnitz absolviert, sondern wollen auch an der Technischen Universität Chemnitz promovieren. Stand dieser Schritt für Sie schon immer fest?

Nein, natürlich nicht. Doch während meines Masterstudiums habe ich begonnen, mich als wissenschaftliche Hilfskraft an der Professur für Anglistische Literaturwissenschaften zu engagieren, später an der Professur für Englische Sprachwissenschaft. Das Leben in und mit der Wissenschaft hat mich sehr angesprochen. Ich fühlte mich in diesen Fächern immer vertraut, die Arbeit machte mir Spaß. Anfangs war es jedoch etwas ungewohnt, plötzlich in Meetings neben meinen Dozenten und Professoren zu sitzen. Ich wurde aber sehr gut aufgenommen und in sämtliche Prozesse integriert, sodass ich mich wirklich wohlfühlte. Ich spürte, dass ich hier an der Universität eine Zukunft haben kann. Nach Gesprächen mit meinem Professor Josef Schmied stand dann recht bald für mich fest, dass ich auch in Chemnitz promovieren möchte. Ich beschäftige mich nun intensiv mit der Wahrnehmung von Betonungsverschiebungen beim Erlernen der Fremdsprache Englisch.

Wie sehen Ihre Pläne für die Zukunft aus? Haben Sie bereits Vorstellungen für die Zeit nach Ihrer Promotion?

Ich würde sehr gern weiter in der Forschung arbeiten. An der Universität habe ich durchweg positive Erfahrungen gemacht, dennoch würde ich beruflich auch andere Forschungseinrichtungen nicht ausschließen. Ich kann mir aber auch durchaus vorstellen, Chemnitz vorerst treu zu bleiben. Ich fühle mich hier sehr wohl.

Herzlichen Dank für das Gespräch und alles Gute für Sie!

(Das Interview führte Isabel Möller.)

Mario Steinebach
17.12.2020

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