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Mit „microarts“ die Kulturhauptstadt Chemnitz bereichern

TU-Student Johannes Moosbühler widmet sich seit 2020 mit dem Projekt „microarts“ künstlerisch Themen, die im alltäglichen Leben oft untergehen – 2021 stehen mehrere Projekte an

Welcher Schmerz, welche Ängste und welche Emotionen bewegen einen Menschen, der seine Heimat verlassen muss? “Diese Flut an Gefühlen kann man sich gar nicht vorstellen, das ist nicht greifbar”, so Johannes Moosbühler, der an der Technischen Universität Chemnitz im Master Interkulturelle Kommunikation und Kompetenz studiert. Denn die Geschichten und Erfahrungen von flüchtenden Menschen finden bei den meisten von uns zu wenig Beachtung. Das ist auch der Grund und die Motivation, warum Moosbühler das Gruppenprojekt „microarts“ auf die Beine gestellt hat, welches vergangenes Jahr im Rahmen der Chemnitzer Kulturhauptstadt-Bewerbung gefördert wurde. 2020 feierte der 27-Jährige mit einem Kunstprojekt zum Thema „Identität“ Premiere.

Schmerzen und Emotionen geflüchteter Menschen per Tanz und Musik darstellen

Im November begann er, seine nächste Aktion im Rahmen von „microarts“ vorzubereiten: Gemeinsam mit Menschen mit Migrationshintergrund erarbeitete Moosbühler ein Tanz- und Musikvideo, um flüchtenden Menschen und ihre Schicksale in künstlerischer Form sichtbar zu machen. „Man muss sich vorstellen: Diese Menschen sind gezwungen, ihre Heimat zu verlassen. Sie wissen nicht wie ihre Zukunft aussieht, ob sie die Flucht überhaupt überleben. Als jemand, der selbst wahrscheinlich nie in so eine Lage kommen wird, kann man sich das gar nicht vorstellen“, so Moosbühler. Daraus resultiert seine Idee eines Kunstvideos, in dem die Erfahrungen von Schmerzen und Emotionen geflüchteter Menschen per Tanz und Musik dargestellt werden. Ein ehrgeiziges Projekt, dass nur durch die Zusammenarbeit mit der TU-Studentin der Medienkommunikation (Bachelor) Diana Fetsch (Director of photography & Post Produktion), dem in Mannheim lebenden mexikanischen Sänger Angel Doel Cuamatzi Polito sowie den TU-Studentinnen und Tänzerinnen Anna Graue und Daniela Valentin realisiert werden konnte.

Vor dem Drehstart stand eine lange Phase des Recherchierens und Zuhörens an: “Das machte den größten Teil unserer Arbeit aus”, erzählt Moosbühler. „Wir hörten uns zahlreiche persönliche Schicksale an, lasen Berichte von Geflüchteten und suchten nach Dokumentationen. Anschließend überlegten wir, wie wir die Geschichten in einer Choreographie darstellen können.” Die beiden Tänzerinnen, die beide an der TU Psychologie studieren, widmeten ihre „Choreo“ den Emotionen, die sie teils aus ihren eigenen Erfahrungen aus dem persönlichen Umfeld erlebten, aber auch aus den Lebensgeschichten geflüchteter Menschen erfuhren. Angel Doel Cuamatzi Polito interpretiert im Video anhand persönlicher Erfahrungen den Song “Midnight Train” von Sam. “Wir drehten insgesamt zwei Tage in der alten Fabrik des VEB Kombinat Textima in Chemnitz”, so Moosbühler. Das fertige Video kann man nun auf der Instagram-Seite des microarts-Projekts (www.instagram.com/microarts_chemnitz/) sowie auf dem Youtube-Channel des Sängers Angel Doel Cuamatzi Polito (@Doel Cupo) sehen.

Sexarbeit im Fokus eines Podcasts und einer Theaterinszenierung

Im vergangenen Jahr reifte noch eine zweite Idee in Johannes Moosbühlers Kopf heran: Gemeinsam mit Katharina von Storch, die an der TU Chemnitz im Master Medien - und Instruktionspsychologie studiert, realisierte er ein weiteres Projekt, das sich dem emotionsgeladenen Diskurs der Sexarbeit widmet. Zusammen nehmen die beiden den Podcast „Wahrheit – oder nicht?“  (https://www.instagram.com/wahrheit.oder.nicht/) auf, den es u .a. auf Spotify (unter microarts) zu hören gibt. “Wir sprechen darin mit verschiedenen Akteurinnen und Akteuren”, erklärt Katharina von Storch. “Zum Beispiel reden wir mit Sexarbeiterinnen, Freiern, Politikerinnen und Politikern oder Beratungsstellen über die Themen Prostitution, Sexualität und Patriarchat.” Ihre Gesprächspartnerinnen finden die beiden Studierenden über verschiedene deutschlandweite Plattformen und Anzeigenportale. Die wöchentlich erscheinenden Podcast-Folgen sollen in einem weiteren Projekt im Herbst 2021 als Theaterinszenierung aufgeführt werden.

„Mit microarts möchte ich die Kulturhauptstadt Chemnitz mit einem kleinen Baustein weiter bereichern und in die Chemnitzer Kulturszene integrieren. Wichtig ist mir der lokale sowie internationale Einbezug von Kunstakteurinnen und -akteuren in das Projekt, um die Vernetzung von Chemnitz in Europa zu unterstützen“, so Moosbühler.

Weitere Informationen: www.microarts.art, Instagram: www.instagram.com/microarts_chemnitz/; Podcast: https://www.instagram.com/wahrheit.oder.nicht/ Spotify: microarts

(Autorin: Isabel Möller)

Mario Steinebach
28.06.2021

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