Schon frühzeitig über den Tellerrand schauen
Mit facettenreichen Unterrichts- und Ganztagsangeboten begleitet die Professur für Betriebliche Umweltökonomie und Nachhaltigkeit der TU Chemnitz zusammen mit den solaris Jugend- und Umweltwerkstätten junge Menschen in ein umweltbewusstes Leben
Ob Müllreduzierung, Fahrrad statt Auto oder das pflanzliche Menü statt Schnitzel: Nachhaltigkeit ist längst kein Trend, sondern eine Haltung und manifestiert sich immer mehr als überzeugte Lebensweise im Alltag vieler Menschen. „Dabei ist bereits das Interesse von Kindern und Jugendlichen nicht zu unterschätzen, denn nicht nur die Erwachsenen sollten ihr nachhaltiges Bewusstsein schärfen, sondern auch die Jüngsten - gehört ihnen doch eines Tages die Zukunft“, sagt Prof. Dr. Marlen Gabriele Arnold, Inhaberin der Professur für Betriebliche Umweltökonomie und Nachhaltigkeit an der Technischen Universität Chemnitz. Und wer sich zuhause umschaut, weiß selbst, wie schnell die Umweltbilanz plötzlich ins Negative ausschlagen kann: Berge von Verpackungsmüll, lang eingeschaltete Leuchten, weggeworfene Lebensmittel und Plastikspielzeug sind nur einige Beispiele. Die Professur für Betriebliche Umweltökonomie und Nachhaltigkeit und die solaris Jugend- und Umweltwerkstätten (solaris JWS) wissen: Ein grüner Lebensstil baut sich nicht von jetzt auf gleich auf, deshalb setzen die außerschulischen Projekte und Ganztagsangebote schon bei den Kleinsten an.
Spaß statt Stress und Druck: Bildung für nachhaltige Entwicklung leicht gemacht
Wie nachhaltig ist Biodiesel wirklich? Welche Auswirkungen haben Nano-Partikel auf die Umwelt? Was ist eigentlich alles in einem Flachbildschirm verbaut? „Um das große Ganze zu erfassen, muss man erst einmal bei scheinbar nichtigen Kleinigkeiten ansetzen“, weiß Claudia Stöcker, Bildungsreferentin bei der “solaris Förderzentrum für Jugend und Umwelt gGmbH Sachsen”. „Auch wenn Fragen der Nachhaltigkeit in der Regel im größeren Kontext gedacht werden müssen, erfolgt ihre Umsetzung im Alltag jedes Einzelnen von uns”, so Stöcker. Die Message: Ein grünes Leben ist kein Hexenwerk, es kann sogar ganz leicht sein. Die solaris Jugend- und Umweltwerkstätten fördern so zum Beispiel als Angebot der außerschulischen Jugendbildung in Chemnitz die aktive Auseinandersetzung von Kindern und Jugendlichen mit Naturwissenschaft, Technik und Ökologie. Dies geschieht im Rahmen von Experimenten, Projekten, Exkursionen, Workshops, Wettbewerben für Schülerinnen und Schüler, Ferienveranstaltungen, Familiennachmittagen, außerschulischen Arbeitsgemeinschaften und Ganztagsangeboten an Schulen. Zusammengefasst heißt das: Heranwachsende werden ohne Druck oder Stress, sondern mit Freude für ein nachhaltiges Leben sensibilisiert. „Uns ist es wichtig, dass junge Menschen die Möglichkeit haben, in einer offenen Lernatmosphäre Zusammenhänge selbst zu erkennen und zu begreifen, sich aktiv einzubringen und teilhaben zu können. Wir befassen uns ganz praktisch mit der Frage: ‘Wie wollen wir in Zukunft leben?’ und versuchen Vertrauen in die Zukunft zu vermitteln“, fasst Stöcker die Vision der solaris Jugend- und Umweltwerkstätten zusammen.
Denn die Verantwortung für unsere Umwelt liegt nicht nur in den Händen der Erwachsenen: Spätestens seit der „Fridays For Future“-Bewegung ist das Thema bei Kindern und Jugendlichen in aller Munde. „Die Frage ist also schon lange nicht mehr, wie man bereits die Kleinsten für Themen wie Umwelt und Nachhaltigkeit begeistert, sondern wie sich in der pädagogischen Arbeit ein Bewusstsein für Nachhaltigkeit fördern lässt“, so Arnold.
17 Nachhaltigkeitsziele für eine grünere Zukunft
Die Bildung für nachhaltige Entwicklung, kurz BNE, setzt es sich als Ziel, Menschen zu befähigen, zukunftsfähig zu denken und zu handeln. In den Mitgliedsländern der Vereinten Nationen entstanden dazu Strategien und nationale Aktionspläne, die in der Vision einer nachhaltigen und friedlichen Gesellschaft münden. In der Agenda 2030 wurden dazu 17 Nachhaltigkeitsziele formuliert, wie “Geschlechtergleichstellung”, “Hochwertige Bildung” oder “Keine Armut”. Diese Ziele spielen auch in den solaris Jugend- und Umweltwerkstätten und der Professur für Betriebliche Umweltökonomie und Nachhaltigkeit der TU Chemnitz eine entscheidende Rolle. “Wir bieten Schulklassen und Horten verschiedene Vormittagsangebote an, die jedes Jahr unter einem anderen Schuljahresprogramm laufen”, erklärt Stöcker und ergänzt: “Dieses Schuljahr heißt unser Themenschwerpunkt ‘Naturwissenschaften + Nachhaltigkeit = Zukunft’. Die Schülerinnen und Schüler können sich in unseren vier offenen Werkstätten Chemie, Umwelt & Technik, Elektronik & Medien sowie Papier & Material einem Nachhaltigkeitsziel aus verschiedenen Blickwinkeln widmen.” Ein Projekttag ist so zum Beispiel „Wasser - eine klare Sache“. “Unter diesem Motto betrachten wir zusammen mit den Kindern alles, was die Teilnehmenden noch nicht über Wasser wussten”, ergänzt Arnold, die auch Mitglied der Beratungsgruppe „Strategie zur Weiterentwicklung der BNE in Sachsen“ ist. “Wo kommt Wasser überall auf der Erde vor? Was ist der Wasserfußabdruck? Wo liegt der Unterschied zwischen natürlichem und künstlichem Wasserkreislauf? Was ist Wasserverschmutzung und welche Folgen resultieren daraus? Unser großes Ziel ist es, offensichtliche und versteckte Zusammenhänge aufzudecken und den Kindern eine globale Sicht auf die Dinge zu geben. Wir wollen sie ermutigen über den Tellerrand zu schauen”, so die Chemnitzer Professorin.
Bildungsprogramme hören auch in den Sommerferien nicht auf
Da Nachhaltigkeit auch im alltäglichen Leben und nicht nur im Rahmen von Schule und Hausaufgaben stattfinden soll, enden die Angebote der solaris JWS nicht mit dem Schulunterricht. In ihrer Freizeit können Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene zwischen 6 und 27 Jahren in Kooperation mit der Professur für Betriebliche Umweltökonomie und Nachhaltigkeit ihr Wissen ausbauen und im solaris Schülerforschungszentren oder im Schülerlabor vertieft an Projekten arbeiten sowie in verschiedene Berufsfelder eintauchen. “Hier ist es uns besonders wichtig, dass junge Menschen experimentieren und forschen können. Damit ergänzen wir das, was in der Schule angefangen wird. So lernen sie zu hinterfragen und nehmen langfristig etwas für einen nachhaltigen Alltag mit“, so Stöcker.
Auch in den bevorstehenden Sommerferien gibt es ein umfangreiches Programm für Kinder und junge Erwachsene. Die Programmpunkte reichen von Thementagen, wie „Die faszinierende Welt der Insekten“, “Fotosafari - Natur in der Stadt” oder “Grillen ohne schlechtes Gewissen – Belag und Kohle nachhaltig gestalten”, bis hin zu offenen Werkstätten. Mehr Infos zum Ferienprogramm gibt es unter https://www.solaris-fzu.de/einrichtungen/solaris-jugend-und-umweltwerkstaetten.html Anmeldungen sind telefonisch unter 0371 36 85 850 oder per Mail unter jugendwerkstaetten@solaris-fzu.de möglich.
Studierende haben zudem die Möglichkeit, eigene Erfahrungen in der BNE-Praxis zu sammeln, z. B. bei der Begleitung von Schülerinnen und Schülern im Schülerlabor, das auch als „Lehr-Lern-Labor“ in Chemnitz fungiert. Interessierte können sich beim Leiter der solaris Jugend- und Umweltwerkstätten, Burkart Schäfer, melden. „Wer im Rahmen eines mehrmonatigen freiwilligen Engagements in den solaris JWS tätig werden will, kann sich auch für ein Freiwilliges Ökologisches Jahr oder den Bundesfreiwilligendienst bewerben – aktuell sind noch Plätze zu besetzen“, ergänzt Stöcker.
(Autorin: Isabel Möller)
Mario Steinebach
21.07.2021