Hohe Erwartungen an die Außenwirkung für Chemnitz – wenig Hoffnung, die „stille Mitte“ zu erreichen
Studie der TU Chemnitz untersuchte erstmals Eindrücke und Erwartungen von Teilen der Chemnitzer Zivilgesellschaft an den Kulturhauptstadttitel und das Jahr 2025 – Keine Repräsentativität aber hohe Rücklaufquote und daher großes Interesse der Befragten
Für die Stadt Chemnitz war es die Nachricht des Jahres 2020: Am 28. Oktober verkündete die internationale Jury nach einem langwierigen und hochkompetitiven Auswahlverfahren: Chemnitz wird Kulturhauptstadt 2025. Verbunden mit diesem Erfolg sind nicht nur Millionenförderungen und zahlreiche Projekte der Kultur- und Stadtentwicklung, sondern auch Erwartungen und Hoffnungen der Zivilgesellschaft. Eine Studie der Technischen Universität Chemnitz gibt nun erstmals Einblick in die Wahrnehmung des Bewerbungsprozesses durch daran beteiligte Vereine, Verbände und Initiativen bürgerschaftlichen Engagements als Vertreterinnen und Vertreter der Zivilgesellschaft. Zudem erlaubt die Untersuchung Einblicke in die Motive der genannten lokalen Akteurinnen und Akteure und ihre Erwartungen an das Jahr 2025.
Die Untersuchung mit dem Titel „Aktiv für die Europäische Kulturhauptstadt 2025. Eindrücke und Erwartungen der Chemnitzer Zivilgesellschaft“ wurde von der Juniorprofessur für Europäische Kultur und Bürgergesellschaft (Leitung: Jun.-Prof. Dr. Thomas Laux) des Instituts für Europäische Studien und Geschichtswissenschaft der TU Chemnitz erarbeitet. Die Studie ist am 16. November 2021 online erschienen.
An der Befragung beteiligten sich 37 von 79 angeschriebenen Vereinen, Verbänden und Initiativen, die auf Grund ihrer Beteiligung an der Kulturhauptstadtbewerbung für die Untersuchung ausgewählt wurden. Zwar ist die Studie nicht repräsentativ, lässt aber aufgrund der hohen Rücklaufquote von 46,8 Prozent auf großes Interesse bei den Befragten schließen.
„Zu den wesentlichen Ergebnissen unserer Untersuchungen gehört, dass die befragten Vereine, Verbände und Initiativen vor allem den Ausbau der Kulturszene und von Kulturangeboten als Gründe für ihr Mitwirken an der Europäischen Kulturhauptstadt 2025 angaben“, sagt Jun.-Prof. Dr. Thomas Laux. Auch solle durch das Engagement das Image von Chemnitz verbessert werden. Eine wesentliche Wirkung des Kulturhauptstadtprozesses bestehe bereits in einer stärkeren Vernetzung von Initiativen bürgerschaftlichen Engagements in der Stadt und Zivilgesellschaft. „Für 2025 und danach erwarten die Vereine, Verbände und Initiativen vor allem eine Verbesserung der Außenwirkung von Chemnitz sowie Anstöße und Innovationsprozesse“, so Laux weiter. Die in der Bewerbungsschrift – dem „bid book II“ – vorgesehene Aktivierung der sogenannten „stillen Mitte“, also der Menschen der Stadtgesellschaft, die sich weder politisch engagieren noch positionieren, bewerteten die Befragten sehr pessimistisch und sahen wenig Chancen.
Die Befragung fand im Rahmen einer Lehrveranstaltung für die Bachelor-Studiengänge „Europa-Studien mit sozialwissenschaftlicher Ausrichtung“, „Europa-Studien mit kulturwissenschaftlicher Ausrichtung“ sowie „Europäische Geschichte“ der TU Chemnitz statt und war damit auch ein Beitrag, Studierende aktiv in aktuelle und relevante Forschung einzubinden.
Die Studierenden erarbeiteten zusammen mit Thomas Laux und Tanja Hoss, Wissenschaftliche Hilfskraft an der Juniorprofessur für Europäische Kultur und Bürgergesellschaft, den Fragebogen und konzipierten die Umsetzung der Umfrage. Die Befragung fand online zwischen dem 18. Juni und dem 9. Juli 2021 statt.
Weitere Informationen erteilt Jun.-Prof. Dr. Thomas Laux, E-Mail thomas.laux@phil.tu-chemnitz.de, Telefon 0371 531-34432.
Matthias Fejes
16.11.2021