Namen sprühen gegen das Vergessen
Aktion zwischen dem Innenhof des Böttcher-Baus der TU Chemnitz und dem Hauptbahnhof erinnert am 10. Mai 2022 an die Deportation jüdischer Menschen vor 80 Jahren
Vor 80 Jahren begannen in Sachsen und Thüringen großflächig geplante Deportationen der jüdischen Bevölkerung, mehr als tausend jüdische Menschen wurden am 10. Mai 1942 abtransportiert. Die Stadt Chemnitz erinnert am 10. Mai 2022 gemeinsam mit den BuntmacherInnen e. V. an die Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft und an den ersten Deportationszug, der am 10. Mai 1942 von Chemnitz in das Ghetto Bełżyce fuhr. Die Namen von 134 Deportierten, die aus Chemnitz und der Umgebung stammten, werden mit Sprühkreide auf den Fußweg zwischen dem Böttcher-Bau der Technischen Universität Chemnitz und dem Hauptbahnhof gesprüht.
Im Innenhof des Hauptgebäudes der TU Chemnitz erinnert seit 1988 ein Gedenkstein an die Deportation zahlreicher Chemnitzer Jüdinnen und Juden. Auf Grund der unmittelbaren Nähe zum Bahnhof gingen von diesem Ort aus in der Zeit von 1942 bis 1945 laut Information des Chemnitzer Universitätsarchivs insgesamt zehn Transporte mit jüdischen Frauen, Männern und Kindern in faschistische Vernichtungslager. An diesem Gedenkstein beginnt um 15:30 Uhr die gemeinsame Aktion der Stadt Chemnitz und des BuntmacherInnen e. V. Dagmar Ruscheinsky, Bürgermeisterin für Bildung, Soziales, Jugend, Kultur und Sport, wird die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Erinnerungsaktion begrüßen, darunter auch Mitglieder der Jüdischen Gemeinde Chemnitz.
Bereits von 14:30 bis 15:15 Uhr findet an gleicher Stelle eine Lesung von verbrannter und unterdrückter Literatur statt. Die Leseaktion „Das demokratische Chemnitz liest!“ erinnert an die große Bücherverbrennung durch die Nazis in Berlin am 10. Mai 1933. Die TU Chemnitz ist eine von elf verschiedenen Orten in der Stadt, an denen von Sonnenaufgang um 5:27 Uhr bis Sonnenuntergang um 20:43 Uhr verbrannte und unterdrückte Literatur gelesen wird. Von 15:15 bis 16:30 Uhr findet eine Lesung auch in der Universitätsbibliothek statt. Das Projekt wird gestaltet und koordiniert von der Initiativgruppe „Lesung 10. Mai“, zu der auch Prof. Ulrike Brummert, docteur d´Etat, bis 2018 Inhaberin der Professur Romanische Kulturwissenschaft, gehört. Unterstützt wird das Projekt von der Kulturhauptstadt Europas Chemnitz 2025 GmbH.
Mario Steinebach
04.05.2022