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Er setzte wesentliche Akzente in der Kunststofftechnik

Kunststofftechniker und Evgeny-Paton-Preisträger Prof. Dr. Michael Gehde geht nach langjähriger Lehr- und Forschungstätigkeit an der TU Chemnitz in den Ruhestand

Nach seiner Lehr- und Forschungstätigkeit an der Technischen Universität Chemnitz ist der Kunststofftechniker Prof. Dr. Michael Gehde, langjähriger Inhaber der Professur Kunststoffe der TU Chemnitz, in den Ruhestand eingetreten. Die offizielle Überreichung der Dankesurkunden durch den Rektor der TU Chemnitz, Prof. Dr. Gerd Strohmeier, erfolgte am 7. Oktober 2022.

Michael Gehde hat an der Universität Kassel Maschinenbau mit der Vertiefungsrichtung Kunststoffwerkstofftechnik und Konstruktion studiert. Es schloss sich daran eine Tätigkeit als wissenschaftlicher Mitarbeiter bei Prof. Dr. Gottfried W. Ehrenstein am Institut für Werkstofftechnik in Kassel und am damals neu eingerichteten Lehrstuhl für Kunststofftechnik der Universität Erlangen-Nürnberg an. Nach seiner Promotion 1993 und einer Tätigkeit als Oberingenieur an dieser Universität wechselte er 1994 als Technischer Leiter zur Wegener GmbH, wo er von 1997 bis 2004 die Geschäftsführung Technik innehatte und Gesellschafter wurde. Die in dieser Zeit entstanden Innovationen, unter anderem bei Kunststoffverarbeitungsprozessen in Füge- und Umformtechnologien, prägen das Unternehmen bis heute. 2004 gründete Gehde das Unternehmen "Ingenieurtechnik Gehde". 2005 erhielt er einen Ruf auf die Professur Kunststoffe der TU Chemnitz und übernahm die Leitung der Professur. Von 2017 bis 2022 war er Direktor des Instituts für Fördertechnik und Kunststoffe der TU Chemnitz. Seine Forschungsarbeiten sind am besten mit der von ihm formulierten Präambel des Wissenschaftlichen Arbeitskreises der Universitätsprofessoren der Kunststofftechnik (WAK) beschrieben: „Die Kunststofftechnik ist auf das Kunststoffprodukt mit seinen spezifischen Anwendungsmerkmalen gerichtet. Die notwendigen Gebrauchseigenschaften eines Produktes sollen bei geringstmöglichem Ressourceneinsatz erreicht werden. Dafür werden technisch-naturwissenschaftliche Erkenntnisse und Fertigkeiten im Bereich der Werkstoffkunde und Werkstofftechnik der Kunststoffe, der Kunststoffverarbeitung und des Konstruierens mit Kunststoffen synergistisch herangezogen. Im Fokus der Kunststofftechnik stehen nicht nur die Erzeugnisse aus Kunststoff und der Kunststoff selbst, sondern auch die Prozesse der Aufbereitung zu Kunststoffen, der Verarbeitung zu Kunststoffprodukten, des Recyclings sowie die hierfür erforderlichen Maschinen und Werkzeuge. Damit sind Aspekte der Kreislaufführung („Circular Economy“) von Kunststoffen wesentlicher, integraler Bestandteil der Kunststofftechnik.“ Dieses Verständnis hat er in seinen zahlreichen Vorlesungen vermittelt.

Gehde ist Doktorvater von zwölf eigenen und neun externen Wissenschaftlern. Er ist Mitglied zahlreicher Wissenschaftsvereinigungen und Verbände. So war er acht Jahre einer von nur zwei Fachkollegiaten des DFG-Fachkollegiums 401-04, die den Bereich der Kunststofftechnik in diesem Gremium vertreten. Außerdem war er von 2017 bis 2019 Vorstandssprecher des Wissenschaftlicher Arbeitskreis der Universitätsprofessoren der Kunststofftechnik und danach Vorstandsmitglied.

Unter seiner Leitung etablierte er seit 2007 die im Zwei-Jahres-Rhythmus in Chemnitz stattfindende Fachtagung Technomer zur zweitgrößten, themenübergreifenden Kunststofftagung in Deutschland mit jeweils über 400 Teilnehmerinnen und Teilnehmern als einen Branchentreff und eine „feste Größe“ in der Kunststofftechnik.

2021 erhielt Gehde als erster Kunststofftechniker den „Evgeny-Paton-Preis“ für sein Lebenswerk, insbesondere für seine herausragende Forschung, seine Beiträge zur Schweißwissenschaft, -technik und -ausbildung sowie für die Entwicklung von Innovationen im Bereich der Kunststoff-Verarbeitungsprozesse.

Mario Steinebach
07.10.2022

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