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Lebenszeugnis eines Lyrikers

Chemnitzer Literaturwissenschaftler Prof. Dr. Christoph Fasbender findet Ego-Dokument Oswalds von Wolkenstein (1377-1445)

  • Gemäldeporträt eines Mannes, der mit einem Auge zwinkert.
    Oswald von Wolkenstein – Porträt aus der Innsbrucker Handschrift von 1432 (Liederhandschrift B). (Quelle: Unbekannter Maler - http://stammbaum.med-huber.at/images/wolkenstein%20oswald.jpg Oswald_von_Wolkenstein.jpg, Bildausschnitt: Fasbender).

Der singende Tiroler Adlige Oswald von Wolkenstein gehört zu den bedeutendsten Lieddichtern seiner Zeit. Eine wissenschaftliche Gesellschaft wurde nach ihm benannt, und in seiner Heimat Südtirol ist der einäugige Oswald bis heute eine gewichtige Größe im Kulturtourismus. Zur mehrbändigen Edition seiner Lebenszeugnisse tritt nun ein besonderes Schriftstück hinzu. Der Chemnitzer Literaturwissenschaftler Prof. Dr. Christoph Fasbender hat es buchstäblich ans Licht gezogen. „Man glaubt ja nicht, dass da noch was zu finden ist, wenn die Kollegen in Graz über Jahrzehnte jeden Kieselstein umgedreht haben“, staunte Fasbender, „und schon gar nicht ein Dokument von vergleichbarer Bedeutung.“ In den in Wien gelagerten Akten eines berüchtigten Fälschers des 19. Jahrhunderts entdeckte Fasbender einen längeren Brief Oswalds an den Bischof von Trient (1390-1419). „Die beiden haben sich gewiss 1416 auf dem Konstanzer Konzil kennengelernt“, mutmaßt Fasbender, „und dort werden sie ins Gespräch gekommen sein über den Gegenstand, über den Oswald uns einen atemberaubenden Brief hinterlassen hat.“ Das besondere des Briefes liege in Oswalds Reflexionen über die Bedeutung der Kunst in seinem Leben. „So etwas interessiert uns Literaturwissenschaftler ja immer ganz besonders“, schmunzelt Fasbender. Das Besondere sei nun, dass Oswald ganz konkrete Bildwerke benenne, die sich zu seiner Zeit auf der Burg seiner Kindheit befanden: der Trostburg bei Bozen. „Wir erhalten dadurch Einblicke auch in die Ausstattung der Burg selbst um das Jahr 1416 herum, wie wir sie sonst nie bekommen hätten“, so Fasbender. An der Echtheit des Dokuments sei nicht zu zweifeln, meint der Professor: „Der Brief ist dem ganzen Ton nach durch und durch oswaldisch, und zudem enthält er Informationen, die anderen gar nicht hätten zugänglich sein können.“

Fasbenders Entdeckerfreude teilt auch Mag. Eleonora Klauser-Soldá vom Südtiroler Burgeninstitut als der Einrichtung, die die Trostburg heute verwaltet. „Es ist kaum zu glauben, wie detailliert der Sänger Oswald die Bildwerke beschreibt“, urteilt die Kunsthistorikerin. „Man könnte sie anhand seiner Worte beinahe rekonstruieren.“ Da trifft es sich ganz vorzüglich, dass just für den 3. Juni 2023 auf der Trostburg eine Vernissage mit den Malereien und Bildwerken zeitgenössischer Künstler geplant sei. „Oswalds Brief bereichert unsere Ausstellung auf ganz ungeahnte Weise, spricht er doch gleichsam aus der Tiefe der Zeit und des Ortes in die Gegenwart hinein“, so Klauser-Soldá. Ob Oswald die Bildwerke gefallen hätten, die in diesem Sommer auf der Trostburg zu bestaunen sein werden? Carl Philipp von Hohenbühl vom Vorstand des Burgeninstitutes zweifelt keine Sekunde: „Wir werden Oswalds Brief im Rahmen unserer Ausstellung einen Ehrenplatz einräumen. Er sollte nicht nur in der Fachwelt bekannt werden, sondern auch der interessierten Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.“ Da trifft es sich, dass ein Katalog zur Ausstellung eben in Arbeit ist. „Es ist klar, dass wir den Brief dort exklusiv bringen werden – und auch gleich in einer Übersetzung ins Italienische.“ Ursula Demeter, die maßgeblich an der Kuratierung der Ausstellung mitgewirkt hat, stellt zufrieden fest: „Chemnitz und die Trostburg – das hat einfach von Anfang an gepasst.“    

Kontakt: Prof. Dr. Christoph Fasbender, Tel. +49 371 531-37866, E-Mail christoph.fasbender@phil.tu-chemnitz.de

(Hinweis: Dieser nicht ganz ernstgemeinte Beitrag der Professur für Deutsche Literatur- und Sprachgeschichte des Mittelalters und der Frühen Neuzeit ist ein Aprilscherz. Welche Zusammenhänge zwischen dem oswaldischen Brief und der Ausstellung auf der Trostburg bestehen, werden deren Besucherinnen und Besucher im Juni 2023 erfahren.)

Mario Steinebach
01.04.2023

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