Filmischen „Lichtpunkt“ gegen das Vergessen setzen
Ungewöhnliche Tatort-Begehung: Universitätsbibliothek beteiligt sich am 9. November 2023 mit einer Vorführung des Films „Die Ecke“ an stadtweiter Aktion „Lichtpunkte wider das Vergessen“ zum Gedenken an die jüdischen Opfer der Reichspogromnacht im Jahr 1938
Am 9. November 2023 jährt sich die Pogromnacht vom 9. November 1938 zum 85. Mal. Die Universitätsbibliothek der Technische Universität Chemnitz beteiligt sich auch in diesem Jahr an der Aktion „Lichtpunkte wider das Vergessen“, die am Abend im Chemnitzer Stadtgebiet an die Opfer der nationalsozialistischen Judenverfolgung erinnern und ein Zeichen für Menschlichkeit, Demokratie und gegen Faschismus setzen sollen.
Hell wird es im „IdeenReich“ der Universitätsbibliothek, Straße der Nationen 33, ab 19:30 Uhr. Dann beginnt der Film „Die Ecke“, der die Zuschauerinnen und Zuschauer auf eine ungewöhnliche Tatort-Begehung einlädt: Im Dorf Oberdorla in Thüringen starb kurz vor Ende des Zweiten Weltkriegs ein junger amerikanischer Soldat an einer Straßenecke. Das Foto des toten Soldaten ging um die Welt – und es bewegt bis heute das Dorf. Die Ecke sieht heute noch fast genauso aus wie damals. Es wirkt, als gäbe es eine unsichtbare Verbindung zwischen den Zeiten. Die Autorin und Regisseurin Christa Pfafferott berührte dies so sehr, dass sie der Geschichte des Bilds nachging und dabei Spuren bis ins Heute entdeckte. Im Zuge der Suche kommt Erstaunliches zutage. Sie trifft Bewohnerinnen und Bewohner, die den toten Soldaten damals selbst gesehen haben. Sie findet Robert, einen jungen Nachfahren, der auf besondere Weise mit dem Soldaten verbunden ist. Er reist aus den USA nach Oberdorla an den „Tatort“. Der bekannte Forensiker Dirk Labudde vermisst die Ecke, um dem Ereignis von 1945 mit einer virtuellen 3D-Rekonstruktion näher zu kommen. Der Film „Die Ecke“ spielt nur an einer Straßenecke und zeigt, wie tief ein Krieg wirkt. In einer Zeit, in der die letzten Zeuginnen und Zeugen des Zweiten Weltkriegs sterben, stellt er die Frage, wie wir uns weiter erinnern können. Dabei zoomt der Film in die Tiefenschichten des Bilds. Aus einem Foto wird so ein Fall.
Nach der Vorführung des Films, der in deutscher Sprache mit englischen Untertiteln gezeigt wird, können die Zuschauerinnen und Zuschauer noch mit der Regisseurin und den Produzenten des Films ins Gespräch kommen.
Hintergrund: „Lichtpunkte wider das Vergessen“
Die „Lichtpunkte wider das Vergessen“ werden von der Initiative „Chemnitz für Menschlichkeit“ in Zusammenarbeit mit dem Buntmacher*innen e. V. als Organisator der „Lichterwege“ koordiniert und von verschiedenen Institutionen, Vereinen, Parteien und Begegnungsstätten in und um Chemnitz gestaltet. Menschen, die auf den Lichterwegen zwischen den Stolpersteinen in Chemnitz unterwegs sind, können an den Lichtpunkten innehalten, miteinander ins Gespräch kommen und so gemeinsam ein Zeichen für Menschlichkeit, Demokratie und gegen Faschismus setzen. In Form von kleinen Mahnwachen auf Plätzen und Straßen, offenen Türen von Institutionen und Vereinen und anderen Veranstaltungsformaten leuchten auch am 9. November 2023 verschiedene Lichtpunkte zur gemeinsamen Erinnerung an die furchtbaren Ereignisse der Pogromnacht vom 9. November 1938.
Weitere Informationen zu den Lichtpunkten und Lichterwegen enthält die Pressemitteilung der Stadt Chemnitz: https://www.chemnitz.de/chemnitz/de/aktuell/presse/pressemitteilungen/2023/764.html
Mario Steinebach
01.11.2023