Reichenbach ist auf dem Weg zur „coolsten Stadt Deutschlands“
Gute Nachricht bei Bürgerinformationsveranstaltung am 18. Dezember 2023: In den nächsten Wochen wird die Planung der Außenstelle der TU Chemnitz in Reichenbach beauftragt
Wie ist der Stand beim Bundeskompetenzzentrum für Kälte- und Klimatechnik in Reichenbach im Vogtland? Um Antworten auf diese Frage zu geben, hatte Oberbürgermeister Henry Ruß am 18. Dezember 2023 zu einer Bürgerinformationsveranstaltung ins Neuberinhaus in Reichenbach eingeladen. Im Foyer des Kulturhauses informierten die Bildungspartner Technische Universität Chemnitz (TUC), Berufsakademie Glauchau (BA), Sächsische Innung der Kälte- und Klimatechnik (SIKK), Sächsische Kältefachschule (SKF), Berufliches Schulzentrum Vogtland (BSZ) - Schulteil Reichenbach, und Bildungswerk der Sächsischen Wirtschaft (BSW) über den aktuellen Stand des Projektbereichs Bildung im Kompetenzzentrum.
Vorgestellt wurden auf dem „Markt der Innovationen“ auch Forschungsarbeiten der TUC, speziell der Professur Technische Thermodynamik (Leitung: Prof. Dr. Markus Richter), und ihrer Kooperationspartner Institut für Luft- und Kältetechnik (ILK) Dresden sowie Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme (ISE), Freiburg im Breisgau. Gemeinsam bauen sie die Forschungsplattform Kälte- und Energietechnik (KETEC) auf, welche die Erforschung und Entwicklung neuer Kälte- und Energietechnologien und den Aufbau, Betrieb, Test und die Verbesserung der hierfür notwendigen Anlagen ermöglicht. Dies umfasst Hochtemperatur-Wärmepumpen, Wärmepumpen-Speichersysteme, die autarke Wärmeversorgung, Kältemittel, Kältemittel-Öl-Gemische, die Rückkühlung, die Nutzung von Eisbrei sowie unterstützende Simulationen und Digitalisierungslösungen. Es führt dazu, dass Kälte und Wärme für die industrielle Produktion, aber auch für andere Einsatzfelder wie den Betrieb von Rechenzentren kostengünstiger und umweltverträglicher bereitgestellt werden können. 36 Veröffentlichungen, 52 Vorträge, vier Patentanmeldungen, drei Gebrauchsmuster und diverse Demonstratoren, die u. a. im Neuberinhaus in Augenschein genommen werden konnten, sind Ausdruck der sehr erfolgreichen bisherigen Arbeiten. „Besonders nachgefragt wurden von den Gästen zwei Eisbreiverfahren, neue Speicher- und Rückkühlerkonstruktionen sowie die Regelung und Steuerung einer zentralen technischen Plattform des KETEC-Projektes, die gemeinsam mit dem Industriepartner SYSTEC vorgestellt wurde“, sagt Richter.
Im Anschluss begann die eigentliche Informationsveranstaltung. Im Grußwort betonte Oberbürgermeister Henry Ruß, dass er seine Amtszeit intensiv nutzen werde, das Kompetenzzentrum für Kälte- und Klimatechnik kontinuierlich weiterzuentwickeln. Es folgte ein Einführungsfilm, der die kältetechnische Entwicklung der Region eindrucksvoll beschrieb und zu aktuellen Maßnahmen überleitete. Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer versicherte, dass der Freistaat die laufenden Projekte auch weiterhin unterstützte. „Wir haben in unserem sächsischen Haushalt die Voraussetzungen dafür geschaffen“, so Kretschmer.
Im Folgenden bekräftigte Prof. Dr. Uwe Götze, Prorektor für Transfer und Weiterbildung der TU Chemnitz, das große Engagement der TU Chemnitz in der Region und dankte allen, die die bisherigen Forschungsarbeiten und die Vorbereitungen zur Etablierung einer Außenstelle der TU Chemnitz in Reichenbach ermöglicht haben. „Wir verfolgen bewusst die Strategie, regionale Außenstellen zu errichten, um zum einen die Sichtbarkeit und Verankerung der TU Chemnitz zu fördern, zum anderen aber auch unserer wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Verantwortung gerecht zu werden und einen Beitrag zur regionalen Entwicklung durch Förderung von Innovationen zu leisten“, so Götze. Mit der Außenstelle und den Forschungsarbeiten wolle die TU Chemnitz ihren Beitrag dazu leisten, dass „Reichenbach zur coolsten Stadt Deutschlands wird“.
Mit Spannung erwartet wurde der Vortrag von Jan-Peter Krieger vom Referat Projektentwicklung des Staatsbetriebs Sächsisches Immobilien- und Baumanagement (SIB), der auf die nächsten Schritte des Bauvorhabens KETEC bzw. der Außenstelle der TU Chemnitz einging. „Alle Weichen sind gestellt, wir beauftragen in den nächsten Wochen die Planung der Außenstelle der TU Chemnitz in Reichenbach“, sagte er. Zeitnah werde ein Vergabeverfahren zur Auswahl eines geeigneten Planungsbüros durch den SIB für dieses komplexe Bauvorhaben durchgeführt. Im Anschluss erfolge die Erarbeitung der Entwurfsplanung für den Forschungsbau, in dem die Forschungsplattform KETEC eine Heimat findet. Als Standort wurde das einstige Güterbahnhofsareal in Reichenbach favorisiert. Aus Sicht der KETEC-Akteure ist das ein wichtiger Meilenstein. Projektkoordinator Prof. Dr. Thorsten Urbaneck von der Professur Technische Thermodynamik der TUC sagt: „Mit dieser Plattform können wir kostengünstige und ökologische Lösungen für die zukünftige Wärme- und Kälteversorgung entwickeln.“
Die Bedeutung des KETEC-Vorhabens konnte man auch an der Gästeliste der Bürgerinformationsveranstaltung ablesen. Viele Dankesworte nahmen u. a. auch die Bundestagsabgeordnete und Vizepräsidentin des Deutschen Bundestages Yvonne Magwas, der sächsische Landtagsabgeordnete Stephan Hösl und der Landrat Thomas Henning entgegen, die sich immer wieder für das Projekt auf Landes- und Bundesebene eingesetzt haben. Auch zahlreiche Unternehmensvertreterinnen und -vertreter aus dem Vogtland zeigten auf der Veranstaltung großes Interesse an den Entwicklungen.
Ministerpräsident Michael Kretschmer betonte beim abschließenden Rundgang, dass es auch sehr wichtig sei, Kinder und Jugendliche an moderne Technik, wie z. B. elektronische Steuerungen, heranzuführen. In diesem Punkt waren sich alle Forschungs- und Bildungspartnerinnen und -partner einig und vereinbarten nächste Schritte in der Zusammenarbeit.
(Autoren: Mario Steinebach, Prof. Dr. Thorsten Urbaneck)
Mario Steinebach
20.12.2023