Der Weltraum als neuer Kriegsschauplatz, dynamischer Wirtschaftssektor und strategischer Wettbewerbsraum
Professur Europäische Regierungssysteme im Vergleich der TU Chemnitz lädt am 18. Januar 2024 ein, den Weltraum in seiner wirtschaftlichen Dynamik und sicherheitspolitischen Dimension im Rahmen von zwei Vorträgen in der Universitätsbibliothek zu erkunden
Der Weltraum als vierte Domäne der menschlichen Zivilisation – nach Land, Wasser und Luft – ist nicht nur von strategischer Bedeutung für jeden Staat, sondern auch unverzichtbar für unser tägliches Leben. Satelliten ermöglichen Kommunikation und Navigation, sie liefern Bilder und exakte Zeitsignale. Obwohl bisher kaum im öffentlichen Bewusstsein kommt jeder von uns alltäglich mehrfach mit dem Weltraum in Berührung – wie das DLR (Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt) im Video „Ein Tag ohne Raumfahrt“ eindrucksvoll zeigt (https://www.dlr.de/next/desktopdefault.aspx/tabid-6668/10935_read-24891/).
Vor diesem Hintergrund lädt die Professur Europäische Regierungssysteme im Vergleich der Technischen Universität Chemnitz (TUC) am 18. Januar 2024 zu einer öffentlichen Vortragsveranstaltung ein, die sowohl das zunehmende wirtschaftlichen Potenzial als auch die militärische Bedeutung dieses strategischen Raums über unseren Köpfen mit den Chancen und Risiken für Deutschland aufzeigt. Generalmajor Michael Traut, Kommandeur des Weltraumkommandos der Bundeswehr, und Sabine von der Recke, Vorstand der OHB System AG und Mitglied in der German Offshore Spaceport Alliance (GOSA), referieren ab 18:30 Uhr in der Universitätsbibliothek der TUC (Raum „Ideenreich“), Straße der Nationen 33, in Chemnitz.
„Der Weltraum – insbesondere der erdnahe Orbit – kann nicht mehr als unbegrenzte Weite charakterisiert werden, sondern ist geprägt durch Verdichtung, Internationalisierung, Kommerzialisierung und Versicherheitlichung“, sagt PD Dr. Antje Nötzold, Vertreterin der Professur Europäische Regierungssysteme im Vergleich der TUC, und ergänzt: „Während die Kosten für den Zugang zum Weltraum lange Zeit unerschwinglich hoch waren, haben massiv gesunkene Startkosten einen rasant expandierenden kommerziellen Raumfahrtsektor unter dem Schlagwort ‚NewSpace‘ entstehen lassen, in dem private Unternehmen innovative Produkte und Dienstleistungen im, für den oder mit dem Weltraum für in erster Linie kommerzielle Kunden entwickeln. Bereits 2020 erwirtschaftete NewSpace weltweit rund 500 Milliarden US-Dollar und expandiert mit jährlichen Wachstumsraten von neun Prozent rasant weiter.“
Auch sicherheitspolitisch sei das Thema alles andere als in fernen Dimensionen, sondern brisant und hochaktuell. Im sogenannten „Second Space Race“ wetteifern die USA und China nicht nur darum, die nächsten Menschen auf den Mond zu bringen und eine permanente Mondstation aufzubauen. Der neue Systemkonflikt und der Technologiewettbewerb werden ebenfalls zunehmend im Weltraum ausgetragen. „Die damit einhergehende breite Entwicklung von Fähigkeiten, um Objekte im Weltraum zu täuschen, zu beeinträchtigen oder zu zerstören, hat aufgrund des inhärenten Dual-Use-Charakters aller Weltraumsysteme eine Debatte über die Sicherheit der jeweiligen Kapazitäten im Weltraum ausgelöst, und bereits eine Rüstungsspirale bei diesen sogenannten ‚Counterspace-Fähigkeiten‘ in Gang gesetzt. Darüber hinaus zeigt der Ukraine-Krieg die neue Dimension des Weltraums in der Kriegsführung, insbesondere die Bedeutung der NewSpace-Industrie in Konflikten und bei der Kriegsführung“, so Nötzold. Auch die erste deutsche Nationale Sicherheitsstrategie stellt fest: „Die freie und ungehinderte Nutzung des Weltraums ist für unsere Sicherheit unverzichtbar. […] Die Bundesregierung wird dem Weltraum als strategische Dimension daher verstärkte Aufmerksamkeit widmen und ihre Fähigkeiten auf diesem Gebiet ausbauen.“
Weitere Informationen erteilt PD Dr. Antje Nötzold, Vertreterin der Professur Europäische Regierungssysteme im Vergleich, E-Mail antje.noetzold@phil.tu-chemnitz.de
Mario Steinebach
10.01.2024