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Auf dem Weg zu einer erfolgreichen wissenschaftlichen Arbeit

Zentrum für Fremdsprachen bietet Kurse zum „Wissenschaftliches Schreiben“ für Studierende an – Kursleiter ist Dr. Burkhard Müller, Dozent für Latein an der TU Chemnitz

  • Porträt eines Mannes
    Kursleiter Dr. Burkhard Müller arbeitet seit 1993 als Dozent für Latein an der TU Chemnitz und seit 2008 auch für wissenschaftliches Schreiben. Bildmontage: Jacob Müller, Foto: privat

Das Zentrum für Fremdsprachen hat neben seinen Sprachkursen auch ein besonderes Angebot im Programm: Kurse im wissenschaftlichen Schreiben. Durchgeführt werden sie von Dr. Burkhard Müller, Lateindozent am Sprachenzentrum der Technischen Universität Chemnitz und außerdem seit vielen Jahren als Publizist und Autor tätig.

Diese Kurse unterscheiden sich grundsätzlich von denen im wissenschaftlichen Arbeiten, wie die meisten Institute und Fächer sie veranstalten und die es überwiegend mit formalen Fragen zu tun haben. Beim „Wissenschaftlichen Schreiben“ dagegen geht es um die eigenen Arbeiten der Studierenden. „Von nichts hängt der Studienerfolg so sehr ab wie von diesen schriftlichen Arbeiten – aber woher sollen die Studierenden wissen, wie das geht?“, fragt Müller und fügt hinzu: „Oft heißt es, das muss man doch aus der Schule mitbringen. Aber die akademische Wissenschaft hat ganz andere Voraussetzungen als der Schulbetrieb. Man muss es lernen, wie alles, und dabei hilft die praktische Arbeit am konkreten Text.“

Deshalb sollte jede Teilnehmerin und jeder Teilnehmer der Kurse im wissenschaftlichen Schreiben einmal einen Ausschnitt von ca. zwei Seiten Länge zur Diskussion stellen. „Nur so kommt man zu nutzbaren Ergebnissen. Dabei zeigt es sich, dass immer wieder dieselben Probleme auftauchen“, so Müller. 16 der wichtigsten Themen, die in den Kursen behandelt werden, hat der Dozent zusammengestellt:

  • Wie sieht ein guter Titel aus? Was muss er enthalten, was ist überflüssig? Heute, wo so gut wie alle Recherchen über Suchmaschinen laufen, ist es wichtiger denn je, dass die Schlüsselbegriffe stimmen. Und wie macht man aus einem Titel eine klare Forschungsfrage?
  • Wie baut man eine Gliederung auf? Das ist derjenige Teil schriftlicher Arbeiten, bei der sich ihr Erfolg am meisten steuern lässt. Eine gute Gliederung ist die halbe Miete. Besonders oft kommt es in Gliederungen zu ungünstiger Verteilung der Gewichte, wenn z. B. die Untergliederung des Grundlagenkapitels doppelt so lang ausfällt wie beim Hauptteil, an dessen Schluss es dann häufig einfach heißt: „Fazit“, ohne dass verraten wird, worin es besteht. Auch auf Fragen der Subsumption ist zu achten, d. h. die einzelnen Aspekte müssen sich in der richtigen Über- und Unterordnung zueinander befinden, und es sollte keine thematischen Überscheidungen geben.
  • Welche Anforderungen stellen die einzelnen Textsorten? Ein Exposé muss anders geschrieben werden als eine Masterarbeit, ein Praktikumsbericht anders als ein Motivationsschreiben. Wer sind die potenziellen Leserinnen und Leser? Wer einen hochspezialisierten Text zum Sparkassenrecht verfasst, darf mehr Vorkenntnisse voraussetzen, als wer über die Chemnitzer Stadtgeschichte schreibt, etwas, das auch Laien interessieren könnte – da muss man dann schon ein bisschen weiter ausholen.
  • Was ist das angemessene Register wissenschaftlichen Schreibens, d. h. welcher Stil ist der wissenschaftliche? Häufig verirren sich Ausdrücke der Umgangssprache in den Text, also Abweichungen nach unten. Aber auch Ausreißer nach oben in die Richtung poetischer Sprache gibt es, die dann nicht selten unfreiwillig komisch wirken. Für diese Dinge muss man das Gefühl schärfen.
  • Genauigkeit der Begriffe ist das A und O wissenschaftlichen Schreibens. Wie gelangt man zu dem exakten Wort, das man hier benötigt? Mängel in dieser Hinsicht lassen sich oft an den Anführungszeichen des „uneigentlichen Ausdrucks“ erkennen: Da stimmt noch was nicht! Aber welches Wort braucht man dann? Das verlangt oft eine erhebliche gemeinsame Anstrengung.
  • Bei empirischen Arbeiten, also solchen, die nicht nur Literatur heranziehen, sondern selbständige Forschung betreiben, ist immer das Methodenkapitel das wichtigste, da angreifbarste. Hier gilt es ein Bewusstsein davon zu entwickeln, was alles schiefgehen kann bzw. welche möglichen Einwände sich voraussehen lassen. Handelt es sich um eine quantitative oder qualitative Untersuchung? Wie interpretiert man Interviews? Wie lassen sich störende Randbedingungen minimieren? Wann verfährt eine Arbeit besser repräsentativ, wann besser exemplarisch? Über all das sollte man sich Rechenschaft geben, bevor man loslegt.
  • Wie schreibt man einen guten und klaren Satz? Er sollte so lang sein, dass er einen kompletten Gedanken enthält, aber nicht länger. Eine besondere Gefahr stellt immer die Schachtelung dar, d. h. es werden Konstruktionen ineinandergeschoben, bis keiner mehr durchblickt (manchmal auch die Verfasserin bzw. der Verfasser nicht mehr). Gefahr geht dabei immer von den Nebensätzen aus, bei denen das gebeugte Verb im Deutschen hinten steht – und ehe das Verb kommt, hat man im Deutschen den Satz nicht verstanden. Hier können Umform-Übungen helfen.
  • Ähnlich steht es mit dem Nominalstil, bei dem lange Gruppen von Substantiven hintereinander gespannt werden wie Güterwaggons und so die Satzaussage transportieren. Dann kommen Formulierungen heraus wie die dritte Änderung der Satzung zur Neuaufstellung von Feuerlöschern im universitären Raum unter besonderer Berücksichtigung von Forschungseinrichtungen. Auch hier hilft es oft, den Satz umzubauen und das Verb gegen die Übermacht der Substantive zu stärken.
  • Eine zentrale Rolle spielen Konnektoren und Zeigewörter; sie stiften den Zusammenhalt des Texts. Wörter wie „deswegen, folglich, zugleich, außerdem, somit, weil, obwohl, indem, falls“ dienen der genauen logischen Zuordnung von Gedanken. Wortpaare wie „wenn – dann“, „einerseits – andererseits“ und „insofern – als“, „derjenige – der“ bereiten die Leserschaft frühzeitig auf das vor, was jetzt kommen wird, und erlauben damit weite Satzbögen. Wörter wie „dieser, letzterer, dadurch, wozu“ zeigen auf ein ganz bestimmtes einzelnes Wort oder einen Satz – aber die Zeigerichtung muss stimmen!
  • Wann ist der Fließtext das geeignete Medium der Darstellung, wann sollte man zu anderen Mitteln wie Stichpunkten, Abbildungen und Tabellen greifen?  Und wie können diese verschiedenen Darstellungsformen ineinandergreifen, um ein Maximum an Klarheit zu erreichen?
  • Während die Rechtschreibung meist kein Problem darstellt, herrscht große Unsicherheit in der Zeichensetzung, besonders beim Komma. Wenn am Ende der Sitzung noch fünf Minuten übrig sind, kann man sie gewinnbringend nutzen, um den Text noch mal auf diesen Punkt hin durchzugehen. Es sind immer dieselben Fehler, die gemacht werden, und auf die Dauer hilft es doch.
  • In den letzten Jahren ist die Wachsamkeit gegenüber Plagiaten gewachsen. Dabei handelt es sich nur in wenigen Fällen um eigentlichen geistigen Diebstahl. Viel häufiger ist der Fall, dass die Schreibenden aus Unachtsamkeit oder Ungeschick die indirekten Zitate nicht klar genug von ihren eigenen Gedanken abgrenzen. Direkte Zitate sind durch Anführungszeichen vorn und hinten markiert – aber wo beginnt und endet das indirekte? Welche Mittel gibt es hier, für Eindeutigkeit zu sorgen, ohne dass es ständig zu ermüdenden Formulierungen wie „X führt ferner aus, dass…“ kommt?
  • Die Arten wissenschaftlicher Aktivität sind genau und oftmals sehr fein unterschieden. Darstellen ist etwas anderes als darlegen, zeigen etwas anderes als aufzeigen, erklären meint nicht dasselbe wie analysieren. Auch hier sorgt der Kurs für Klarstellungen.
  • Zum Schwierigsten bei wissenschaftlichen Arbeiten zählen das Bestreiten und das Urteilen. Hier macht der Kurs den Teilnehmerinnen und Teilnehmern zunächst einmal Mut, es überhaupt zu riskieren – sapere aude, wage selbst zu denken! Und er soll ihnen helfen, dafür das geeignete Rüstzeug und Vokabular zu finden, auch das Gefühl dafür zu wecken, dass eine Wendung wie „X scheint hier noch immer der Ansicht zu sein…“ stärkere Wirkung erzielen kann als ein grober Widerspruch.
  • Inzwischen ist die Künstliche Intelligenz auch im wissenschaftlichen Schreiben und der studentischen Arbeit angekommen. Eine oder zwei Sitzungen des Kurses dienen dazu, deren Möglichkeiten und Gefahren zu testen. Was kommt heraus, wenn man ChatGPT eine bestimmte Schreibaufgabe stellt? Wie lässt es sich zur Recherche und zur Zusammenfassung der Literatur heranziehen? Die Ergebnisse sind oft erstaunlich; und in jedem Fall muss man sie genau untersuchen, ehe man etwas übernimmt.
  • Sehr zugute kommt es dem Kurs, dass Studierende aus allen Fachrichtungen teilnehmen: Wenn der Maschinenbauer der Psychologin, die Historikerin dem Wirtschaftswissenschaftler etwas erklären muss, ist das ein guter Test für die Verständlichkeit des Texts überhaupt und hilft, die weitverbreitete Betriebsblindheit zu überwinden.

Kurstermine im Überblick

Der Kurs „Wissenschaftliches Schreiben“ findet jedes Semester donnerstags von 11:30 Uhr bis 13:00 Uhr als zweistündige Veranstaltung statt, mit zwei Credits und ohne Leistungsnachweis.

Außerdem gibt es in der vorlesungsfreien Zeit eine Schreibwoche, d. h. einen Intensivkurs mit insgesamt 20 Stunden, das nächste Mal vom 12. bis 16. August 2024 (jeweils 9:00 – 12:15 Uhr, Raum W061 im Weinhold-Bau).

Zusätzlich bietet Burkhard Müller eine Schreibsprechstunde an (dienstags, 11:00 bis 12:30 Uhr und nach Vereinbarung).

Weitere Informationen: https://www.tu-chemnitz.de/sprachenzentrum/sprachen/wissenschaftlichesSchreiben/ 

Kontakt: Dr. Burkhard Müller, Telefon 0371 531-31163, E-Mail burkhard.mueller@sz.tu-chemnitz.de.

Mario Steinebach
21.05.2024

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