Springe zum Hauptinhalt
Pressestelle und Crossmedia-Redaktion
TUCaktuell
Pressestelle und Crossmedia-Redaktion 
TUCaktuell Forschung

Chemnitzer Forscher entwickelt innovatives Prüfsystem für die Automobilindustrie

Dr. Thomas Wiener hat aus den Ergebnissen seiner Dissertation heraus ein innovatives Prüfsystem zur Qualitätssicherung bei der Fertigung von Karosseriebauteilen bis zum Prototyp weiterentwickelt und damit beim IQ Innovationspreis Mitteldeutschland große Anerkennung erhalten

Dr. Thomas Wiener hat im März 2024 an der Technischen Universität Chemnitz mit Auszeichnung promoviert. Die erfolgreiche Verteidigung seiner Dissertation sah der Informatiker jedoch nicht als krönenden Abschluss seiner wissenschaftlichen Karriere. Das Prädikat „summa cum laude“ war für ihn eher ein zusätzlicher Ansporn, sein Thema „Optische Inline-Überwachung umgeformter Blechteile mittels robuster Anomaliedetektion“ weiter zu entwickeln. Inzwischen ist sein innovatives Prüfsystem „AnoWatch“ zur Fehlererkennung bei der Fertigung von Karosserieteilen in Presswerken fast marktreif. Es hilft Mitarbeitenden, Fehler in der Produktion schnell und zuverlässig zu erkennen. Das erhöht die Produktqualität, vermeidet unnötigen Ausschuss und hohe Kosten. Das Besondere an „AnoWatch“: das automatisierte System wird mit fehlerfreien Bauteilen „angelernt“ und kann deshalb alle Abweichungen sofort erkennen – auch solche, die erstmals auftreten.

Damit kehrt „AnoWatch“ das Prinzip vieler Prüfsysteme um, die zunächst mit Abweichungen vom Soll „gefüttert“ werden. Der Nachteil solcher Lösungen leuchtet sofort ein: nur ein Fehler, der bereits aufgetreten ist, kann dem System mitgegeben und von diesem erkannt werden. Bisher unbekannte Fehler müssen also erst in der laufenden Produktion auftreten, als solche erkannt und für die Software als weitere mögliche Abweichungen markiert werden. Deren Zahl ist jedoch nicht begrenzt – abhängig von Presse und Werkzeugen, Produktionsprozess sowie Platine gibt es mehrere Fehlerquellen. Ist das Produktionsprogramm umfangreich, lohnt sich der Einsatz einer Qualitätssoftware, die Fehler schnell und zuverlässig erkennt, erst recht.

Anwenderinnen und Anwendern kommt dabei zugute, dass „AnoWatch“ ohne manuellen Eingriff während der Produktion völlig eigenständig lernt und anschließend selbständig seine Prüfaufgaben übernimmt. Aufstellen und loslegen, so lautet das revolutionäre Prinzip. Ein weiterer Vorteil der von Wiener am Fraunhofer-Institut für Werkzeugmaschinen und Umformtechnik IWU entwickelten Lösung ist ihre mobile Einsetzbarkeit. Sie kann als kompaktes, autarkes System über dem Fertigungsband angebracht werden und ist innerhalb weniger Stunden betriebsbereit. Interessierte können sich so im eigenen Betrieb von den Vorteilen dieser Lösung überzeugen, bevor sie eine Investitionsentscheidung treffen.

Schon zur Promotionsverteidigung erkannten seine beiden Gutachter Prof. Martin Dix, Inhaber der Professur Produktionssysteme und -prozesse der TU Chemnitz und Institutsleiter am Fraunhofer IWU, sowie Prof. Markus Krabbes, Rektor der Hochschule Merseburg, sein Potenzial: „Thomas Wiener ist ein beispielhafter Forscher, der sein Thema mit großem Engagement aus wissenschaftlicher Neugier heraus selbständig initiiert hat und dabei zwischen den verschiedenen Ingenieurwissenschaften gewandelt ist. Seine überaus anspruchsvolle Arbeit zur optischen Qualitätserfassung und hochdynamischen Datenverarbeitung im produktionstechnischen Umfeld ist interdisziplinär angelegt und zeugt von großem Forschergeist und wissenschaftlicher Originalität“, lobt Prof. Dix.

Wieners Prototyp überzeugte auch die Jury des diesjährigen IQ Innovationspreises Mitteldeutschland, die ihn am 27. Juni im Merseburger Dom mit dem 2. Preis der Kategorie „Cluster Automotive“ auszeichneten. Einem breiteren Fachpublikum wird „AnoWatch“ im Rahmen des Kongresses des Automotive Cluster Ostdeutschland (ACOD) am 11. September 2024 in Dresden vorgestellt.

Weitere Informationen zum IQ Innovationspreis Mitteldeutschland: https://iq-mitteldeutschland.de/zweitplatzierter-im-cluster-automotive-2024-fraunhofer-institut-fuer-werkzeugmaschinen-und-umformtechnik-iwu/

(Autoren: Katja Klöden, Andreas Hemmerle)

Mario Steinebach
04.07.2024

Alle „TUCaktuell“-Meldungen
Hinweis: Die TU Chemnitz ist in vielen Medien präsent. Einen Eindruck, wie diese über die Universität berichten, gibt der Medienspiegel.