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Zwei junge Dirigentinnen geben den Takt an

Gemeinsames Jubiläumskonzert von Universitätsorchester Collegium musicum und Universitätschor der TU Chemnitz am 9. November 2024 in der Markuskirche Chemnitz – Rückblick auf 60-jährige Orchester- und 40-jährige Chorgeschichte

Zwei neue, junge Gesichter am Pult, zwei Jubiläen, ein Konzert: Das Universitätsorchester „Collegium musicum“, 1963 von Wolfgang Börner als kleiner universitärer Musizierkreis gegründet und 1964 zu einem regelmäßig probenden Orchester herangewachsen, feiert seinen 60. Geburtstag. Der Universitätschor Chemnitz, 1984 gegründet, kann auf eine 40-jährige Musiziertradition zurückblicken. Beide Ensembles werden seit diesem Jahr von jungen Dirigentinnen geleitet. Amelie Saalbach übernahm im Mai 2024 die Leitung des Universitätschors. Im Universitätsorchester führt seit August mit Kathrin Thea Hermann erstmals in seiner 60-jährigen Geschichte eine Frau den Taktstock.

Obwohl beide Klangkörper die Universität im Namen tragen, treffen sich nicht nur Studierende und Lehrende der Technischen Universität Chemnitz zu regelmäßigen Proben. Chor und Orchester stehen allen musikbegeisterten Interessenten mit entsprechenden vokalen oder instrumentalen Fertigkeiten offen und vereinen so Jung und Alt, Menschen verschiedener Berufe und Nationalitäten. Alle eint das Bestreben, gemeinsam anspruchsvolle Chor- und Orchesterliteratur bestmöglich zum Klingen zu bringen.

Im Jubiläumskonzert, welches am 9. November 2024 um 17 Uhr in der Markuskirche Chemnitz stattfindet, präsentieren sich beide sowohl einzeln als auch gemeinsam. Im ersten Teil erklingen zunächst Chorlieder von Nystedt, Britten, Vaughan Williams und Parry bevor als erstes gemeinsames Stück Felix Mendelssohn Bartholdys 42. Psalm „Wie der Hirsch schreit“ zur Aufführung kommt. Nach einer kurzen Pause spielt das „Collegium musicum“ die Ouvertüre zur Operette „Die schöne Galathee“ von Franz von Suppé und die „Norwegischen Tänze op. 35“ von Edvard Grieg. Den gemeinsamen Abschluss des Konzertes bilden zwei Sätze aus Edward Elgars Chorzyklus „From the Bavarian Highlands“ op. 27, die der Komponist 1895, einige Zeit nach einem Aufenthalt im Bayrischen Garmisch schrieb. Die Texte des Werkes stammen von seiner Frau, der Schriftstellerin Caroline Alice Elgar, die diese im Stil von Bayrischen Volksweisen verfasste.

Eintrittskarten zu 15 Euro (ermäßigt: 10 Euro) sind im Vorverkauf zzgl. Vorverkaufsgebühr in der Chemnitzer Touris-Information, Markt 1, in der Evangelischen Buchhandlung Max Müller, Reitbahnstraße 21, in der Buchhandlung „Universitas“, Reichenhainer Str. 55, sowie eine Stunde vor Konzertbeginn an der Veranstaltungskasse erhältlich. Schülerinnen und Schüler bis 18 Jahre haben freien Eintritt.

Hintergrund: 60 Jahre Universitätsorchester Collegium musicum der TU Chemnitz e. V.

Dem stadtoffenen Charakter historischer Collegia musica entsprechend, vereint das Orchester seit seiner Gründung neben Beschäftigten und Studierenden der TU Chemnitz vor allem viele Musikliebhaber jeden Alters, unterschiedlicher Berufe und Nationalitäten aus Stadt und Umland. Wolfgang Börner, seit 1957 wissenschaftlicher Assistent an der damaligen Hochschule für Maschinenbau Karl-Marx-Stadt und Hobbygeiger, gründete 1963 mit vier anderen Hochschulangehörigen einen kleinen Musizierkreis, dem sich bald weitere Hobbymusiker anschlossen und der sich ab 1964 regelmäßig unter seiner Leitung zu Proben zusammenfand. Deshalb gilt dieses Jahr als offizielles Gründungsjahr des Collegium musicum. Für viele Jahrzehnte blieb Dr. Wolfgang Börner Konzertmeister und Organisator im Orchester. 1965 übernahm der Violinpädagoge Rudolf Nestler die Anleitung des Musizierkreises und erhielt 1966 einen Lehrvertrag der Technischen Hochschule Karl-Marx-Stadt zur künstlerischen Leitung. Neben Auftritten bei Veranstaltungen der Hochschule kamen ab 1971 auch erste eigene Konzerte in Chemnitz, dem Umland und bald auch im Ausland hinzu.

1977 wurde der Geiger Peter Krone, als hauptamtlicher Mitarbeiter der TH, künstlerischer Leiter und Organisator des Orchesters. Mehr als drei Jahrzehnte leitete er das Collegium musicum bis Dezember 2009. In dieser Zeit gestaltete das Orchester Konzerte in Chemnitz und Umgebung, umrahmte eine Vielzahl universitärer Veranstaltungen, nahm wiederholt erfolgreich an sächsischen und deutschen Orchesterwettbewerben teil und reiste zu Europäischen Orchestertreffen. Als Peter Krone 1990 den „Motettenchor“ gründete, widmete sich das Orchester verstärkt chorsinfonischer Musik. Gemeinsam unternahmen Chor und Orchester zahlreiche Konzertreisen in Deutschland und ins Ausland. So reisten beide Ensembles beispielsweise 2005 bis nach Japan. Mit der Neuausrichtung zum gemeinnützigen Verein im Herbst 2009 lag die Organisation der musikalischen Arbeit in der Verantwortung des Orchesters und seines gewählten Vorstands. Im Frühjahr 2010 gewann das Orchester den Geiger und Bratscher Michael Scheitzbach als neuen musikalischen Leiter. Wie in den Vorjahren umrahmte das Collegium musicum universitäre Veranstaltungen, gab aber auch jährlich zwei eigene Konzerte, in denen vorwiegend junge regionale Musikerinnen und Musiker aber auch Orchestermitglieder als Solistinnen bzw. Solisten vorgestellt wurden.

Von Herbst 2019 bis Herbst 2020 leitete Jakob Brenner, 1. Kapellmeister der Städtischen Theater Chemnitz, die wöchentliche Probenarbeit des Uniorchesters für etwa ein Jahr. Ende Oktober 2020 begann das Orchester die Zusammenarbeit mit Dan Raţiu, Studienleiter der Städtischen Theater Chemnitz. Allerdings muss die Probenarbeit nach nur zwei Proben bis Frühjahr 2022 erneut ruhen. Unter Dan Raţius Leitung wurden fünf sinfonische Konzertprogramme erarbeitet und aufgeführt. Wegen seiner neuen Tätigkeit ab Sommer 2024 an der Deutschen Oper am Rhein kam es erneut zu einem Wechsel der Orchesterleitung: Kathrin Thea Hermann führt seit August 2024 den Taktstock.

Hintergrund: 40 Jahre Universitätschor

Der Chor wurde im Oktober 1984 auf Initiative seines ersten Leiters Dr. Günter Herold, eines Mitarbeiters der damaligen TH Karl-Marx-Stadt, als gemischter akademischer Hochschulchor gegründet. Erste Auftritte sind ab 1986 dokumentiert, z. B. die Mitwirkung an der Festveranstaltung zur Verleihung des Status Technische Universität am 15. November 1986. Im April 1988 erfolgte eine Einstufung des Chores durch das Stadtbezirkskabinett für Kulturarbeit Süd mit dem Prädikat „Mittelstufe – Sehr gut“. Erste Konzertreisen führten 1990 nach Marbach am Neckar und nach Stuttgart sowie 1991 in die Niederlande.

Anfang 1993 übernahm Prof. Conrad Seibt die Leitung des Universitätschores und prägte den Chor über die folgenden 25 Jahre bis September 2018. Schwerpunkt des Repertoires war weiterhin der A-cappella-Gesang mit Werken aus allen Epochen von der Renaissance bis zur Gegenwart. Gleich bei der ersten Teilnahme an einem Wettbewerb – dem X. Internationalen Chorwettbewerb in Tampere/Finnland 1993 – konnte mit dem Erhalt einer Silbermedaille eine gestiegene Qualität nachgewiesen werden. Medaillen, Preise und gute Platzierungen auch bei nachfolgenden Wettbewerben beweisen, dass diese Qualität dauerhaft gehalten wurde.

Neben reinen A-cappella-Programmen widmete sich der Chor in unregelmäßigen Abständen auch der Aufführung chorsinfonischer Werke. Ab 2012 ist der Universitätschor regelmäßig an den Konzerten der Städtischen Theater Chemnitz zum Jahreswechsel bei der Aufführung der 9. Sinfonie von Ludwig van Beethoven beteiligt.

Nach der Beendigung der Chorleitung durch Prof. Seibt kam es von Herbst 2018 bis 2024 zu einem viermaligen Wechsel dieser für einen Chor ganz entscheidenden Position. Es wurde aber trotzdem engagiert und erfolgreich weitergearbeitet. Ein erster Höhepunkt nach der Corona-Pandemie war die Teilnahme am Deutschen Chorfest 2022 in Leipzig; der Chor trat bei zwei Tageskonzerten auf und gestaltete gemeinsam mit drei weiteren Chören das Verbandskonzert des Sächsischen Chorverbandes im Paulinum. Seit Mai 2024 liegt die Leitung des Universitätschores in den Händen von Amelie Saalbach.

(Autorin: Christiane Friedrich)

Mario Steinebach
21.10.2024

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