Ehrendoktorwürde für einen herausragenden Ingenieur und Unternehmer
Dr. Klaus Nassenstein, Geschäftsführer der GTV Verschleißschutz GmbH, wurde von der Fakultät für Maschinenbau der TU Chemnitz für besondere Verdienste die Ehrendoktorwürde verliehen
Die Fakultät für Maschinenbau der Technischen Universität Chemnitz verlieh am 6. November 2024 im Rahmen eines Akademischen Festaktes die Ehrendoktorwürde an Dr.-Ing. Klaus Nassenstein. Nassenstein ist Geschäftsführender Gesellschafter der GTV Verschleißschutz GmbH sowie der GTV Thermal Spray Beijing in China als auch der GTV Automotive GmbH. Darüber hinaus nimmt er seit über 30 Jahren ehrenamtliche Aufgaben und Ämter in Forschung, Normung und Standardisierung national und international wahr, gehört dem Vorstand der Gemeinschaft Thermisches Spritzen e. V. (GTS) an und war bis zum 12. April 2024 Präsident der Arbeitsgemeinschaft industrieller Forschungsvereinigungen „Otto von Guericke“ e. V. (AiF).
Nach dem Abitur studierte Klaus Nassenstein an der Technischen Universität Dortmund im Studiengang Maschinenbau/Fertigungstechnik, schloss diesen im Jahr 1991 mit dem Diplom erfolgreich ab und begann ebenda seine berufliche Laufbahn als wissenschaftlicher Mitarbeiter. Für seine Dissertation mit dem Thema „Herstellen von partikelverstärkten Metallmatrix-Verbundwerkstoffen durch kombiniertes Lichtbogen- und Hochgeschwindigkeitsflammspritzen“ wurde ihm das Prädikat „magna cum laude“ verliehen. Im Jahr 1996 trat Dr. Nassenstein in das Unternehmen „Gesellschaft für thermischen Verschleißschutz mbH“ (GTV) als Leiter der Forschung & Entwicklung ein. Als kreativer Entwickler verfolgte er die Verwirklichung seiner vielfältigen Ideen in F&E-Vorhaben, die z. T. auch im Format der Industriellen Gemeinschaftsforschung (IGF) öffentlich gefördert und in engem Austausch mit Forschungsinstituten bearbeitet wurden. Später übernahm er die GTV Verschleißschutz GmbH als Geschäftsführender Gesellschafter in Luckenbach/Westerwald, gründete die GTV Thermal Spray Beijing in China sowie die GTV Automotive GmbH in Luckenbach, die inzwischen zusammen jährlich einen Gesamtumsatz von über 50 Millionen Euro mit ca. 110 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern erwirtschaften.
Dr. Nassenstein entwickelte in den letzten 25 Jahren maßgeblich die Forschungsaktivitäten im Unternehmen GTV. Diese Aktivitäten gipfelten vorerst mit dem 2018 eingeweihten Forschungszentrum („Hall of Coatings“), das neben allen wesentlichen thermischen Spritzverfahren über mehrere Laser-Beschichtungszellen sowie diverse Anlagen für Analytik und Diagnostik verfügt. In diesem Forschungszentrum wurden bislang ca. 300 F&E-Projekte im Auftrag der Industrie erfolgreich bearbeitet. Die aus diesen F&E-Projekten gewonnenen Erkenntnisse werden von Dr. Nassenstein und seinem Team kontinuierlich auf nationalen und internationalen Konferenzen präsentiert, u. a. auch auf dem Werkstofftechnischen Kolloquium (WTK), das im nächsten Jahr zum 24. Mal an der TU Chemnitz stattfindet.
Aufgrund dieser außergewöhnlichen und übergreifenden Innovationen erhielten er und seine GTV-Firmengruppe im Oktober 2023 den Innovationspreis (1. Preis) des Landes Rheinland-Pfalz „Success 2023“. Damit werden kleine und mittlere Unternehmen aus Rheinland-Pfalz für selbst entwickelte neue Produkte, Verfahren, technologieorientierte Dienstleistungen und anspruchsvolle IT-Vorhaben ausgezeichnet, die als innovative Neuentwicklungen auf dem Markt erfolgreich platziert werden konnten.
Die Verleihung der Ehrendoktorwürde an Klaus Nassenstein würdigt seine herausragenden Leistungen und besonderen Verdienste um Wissenschaft und Technik – insbesondere auf dem Gebiet des innovativen Verschleißschutzes durch Thermisches Spritzen und Laser Cladding – sowie das enge Zusammenwirken mit der TU Chemnitz. Dies unterstrichen bereits die Grußworte des Rektors der TU Chemnitz, Prof. Dr. Gerd Strohmeier, sowie die der Wegbegleiter und Geschäftspartner des zu Ehrenden: Dr. Felix Tiggemann, Leiter Oberflächentechnik, Flowserve Control GmbH Ettlingen, Dr. Roland Böcking, Hauptgeschäftsführer Deutscher Verband für Schweißtechnik & verwandte Verfahren (DVS), Professor Dr. Thomas Schnick, Dekan der Fakultät Ingenieurwesen (Maschinenbau) der Hochschule Koblenz, und Werner Krömmer, Geschäftsführer der Gemeinschaft Thermisches Spritzen (GTS).
Moderiert wurde der Festakt von Prof. Dr. Martin Wagner, Professur Werkstoffwissenschaft der TU Chemnitz. Der Rektor hieß den Laureaten herzlich willkommen in der Gemeinschaft der TU Chemnitz. Alle Festredner zeichneten ein eindrucksvolles Bild des Laureaten, der national und international auf vielen Feldern sehr erfolgreich agiert, ein sehr tiefes Verständnis von Oberflächentechnik und Beschichtungsverfahren besitzt, kundenspezifische Lösungen entwickelt und dazu ein Mitarbeiterteam geformt hat, das die Marke GTV mit Kompetenz und Überzeugung vertritt. Sein unternehmerisches Gespür und sein kluges Agieren haben der Unternehmensgruppe zur Technologieführerschaft verholfen. Darüber hinaus betonten alle Festredner seine Charakterstärke und die Wertschätzung, mit denen er Geschäftspartnern, Mitarbeitenden und Fachkollegen begegnet.
Prof. Dr. Thomas Lampke, Leiter der Professur Werkstoff- und Oberflächentechnik der TU Chemnitz, sparte in seiner Laudatio nicht mit lobenden Worten: „Insbesondere die visionären Überlegungen und intelligenten Lösungen zur Gestaltung von Oberflächen mit hohem Verschleiß- und Korrosionsschutz zeichnen Dr. Nassenstein als einen herausragenden Wissenschaftler, Forscher und Unternehmer aus. Er ist damit ein Vorbild und kann zu Recht als bahnbrechende Persönlichkeit bezeichnet werden, die in der Lage ist, wissenschaftliche Forschung gezielt zu koordinieren, um sie mit größtmöglicher Effizienz und Wirtschaftlichkeit in unmittelbare Praxiserfolge umzusetzen“. Lampke skizzierte die Lebensstationen des Laureaten und würdigte dabei immer wieder die vertrauensvolle Zusammenarbeit gemäß dem Grundsatz „ein Mann, ein Wort“, sowie den Diskurs auf sehr hohem fachlichem Niveau.
Prof. Dr. Andreas Schubert, Dekan der Fakultät für Maschinenbau, unterstrich in seiner Ansprache die Errungenschaften von Dr. Nassenstein auf wichtigen Technologiefeldern, die durch die Überführung wissenschaftlicher Erkenntnisse in die Praxis zu Innovation und Nachhaltigkeit beitragen. Viele Aspekte der Arbeit von Dr. Nassenstein stützten die strategischen Profillinien des Chemnitzer Maschinenbaus.
„Mit der Verleihung der Ehrendoktorwürde an Dr. Klaus Nassenstein verbindet die Fakultät für Maschinenbau die Würdigung einer Persönlichkeit, die ein hervorragendes Beispiel der schöpferischen Verzahnung von wissenschaftlicher Ausgewiesenheit und tatkräftigem Unternehmertum darstellt.“ Die Fakultät für Maschinenbau sei überzeugt, dass mit Hilfe von Nassenstein künftig noch mehr innovative Ideen den Weg aus der Forschung in die industrielle Praxis finden und diese als Inspiration für künftige Ingenieurinnen und Ingenieure wirken. Solche Beispiele aus dem Maschinenbau können bei Studienwahl und Studium die Motivation und Zielstrebigkeit junger Menschen fördern.
Nach der akademischen Ehrung sprach Dr.-Ing. Dr.-Ing. E. h. Klaus Nassenstein selbst und dankte für die hohe Auszeichnung, die ihn wirklich sehr erfreue und ehre. In seinem mit großem Engagement vorgetragenen und mit Episoden aus der Aufbauphase des Unternehmens untersetzen Fachvortrag mit dem Titel „Bahn- bzw. bannbrechende Entwicklungen im Bereich der Oberflächentechniken Thermisches Spritzen und Laserauftragschweißen“ ging er insbesondere auf die Entwicklung von Plasmaspritzbrennern wie DELTA, PENTA sowie deren Re-Engineered Versionen ein. An der Weiterentwicklung des Systems DELTA und dem Lichtbogenbrenner SHARK 1000 war das IWW der TU Chemnitz ebenfalls maßgeblich beteiligt, was die Zusammenarbeit mit der TU Chemnitz an innovativen Lösungen unterstreicht. Diese soll fortgesetzt und erweitert werden. Nassenstein erklärte abschließend, dass er sich der zuteilgewordenen Würdigung stets bewusst sei und mit weiteren gemeinsamen Aktivitäten auch das Ansehen der TU Chemnitz mehren werde. „Die Vergabe der Ehrendoktorwürde der TU Chemnitz an meine Person wird das technisch wissenschaftliche Engagement der Firma GTV für die Oberflächentechnologie deutlich unterstreichen“, so seine Einschätzung.
Weitere Informationen erteilt Prof. Dr. Thomas Lampke, Telefon 0371 531-36163, E-Mail thomas.lampke@mb.tu-chemnitz.de.
(Autor: Prof. Dr. Thomas Lampke)
Anika Giese
14.11.2024