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"Als Entrepreneur muss man ein bisschen verrückt sein"

Podiumsdiskussion zu Faktoren erfolgreicher Unternehmensgründung stieß auf reges Interesse bei Studierenden

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Eberhard Alles (Bildmitte), Kanzler der TU Chemnitz, moderierte die Podiumsdiskussion, an der sich Prof. Dr. Gerhard Fettweis, Dr. Gunnar Grosse, Wolfgang Jassner und Wolfgang Glauner (v.r.) beteiligten. Foto: Christine Kornack

Eine Geschwindigkeit von 239.697.964,948 Kilometer pro Stunde - also etwa ein Fünftel der Lichtgeschwindigkeit - erreicht eine Unterhose in einem Teilchenbeschleuniger, wenn sie in ihre kleinsten Bestandteile zerlegt ist. Den Bogen von diesem ungewöhlichen Produkttest zum Thema "Faktoren erfolgreicher Unternehmensgründung" schlug Wolfgang Jassner, Gründer und Geschäftsführer der bruno banani Underwear GmbH, bei einer Podiumsdiskussion an der TU Chemnitz am 31. Januar 2008. Denn dieser Test ist nur eine von vielen spektakulären PR-Aktionen, mit denen bruno banani innerhalb von 14 Jahren etwa 5,5 Milliarden Menschen über eine Berichterstattung in den Medien erreichte. Neben diesem außergewöhnlichen Markenauftritt sieht Jassner noch drei weitere Schritte, die sein Unternehmen zum Erfolg geführt haben: die Platzierung in einer Marktnische, ein innovatives Kollektionskonzept, das mittlerweile weit über Designer-Unterwäsche hinausgeht, und eine konsequente Vertriebsstrategie. Die zahlreich anwesenden Studierenden bei der Veranstaltung des Dresdner Gesprächskreises der Wirtschaft und der Wissenschaft e.V. ermutigte Jassner, auch den Schritt zur Unternehmensgründung zu wagen: "Unternehmer zu sein ist etwas sehr Schönes - vor allem wenn man richtig Erfolg hat!"

Das kann auch Dr. Gunnar Grosse, Gründer und Vorstandsvorsitzender der KOMSA Kommunikation Sachsen AG, bestätigen. Und er forderte die Zuhörer auf: "Seien Sie ein bisschen verrückt - dann klappt es!" Denn ein Entrepreneur müsse verrückt sein, schließlich habe er von morgens bis abends und von abends bis morgens nur im Sinn, das Unternehmen nach vorn zu bringen. Um erfolgreich zu sein, müsse man "neue Lösungen für neue Probleme entwickeln". Außerdem müsse man die Bedürfnisse der Kunden genau kennen. Zudem brauche man ein motiviertes Team aus unterschiedlich qualifizierten Mitarbeitern, denn nur mit einem breiten Spektrum der Ausbildungswege entstehe immer wieder neue Kreativität. Und nicht zuletzt müsse man den Mitarbeitern Verantwortung anvertrauen, sie mit den richtigen Befugnissen ausstatten und sie fördern. Einmal mehr machte er den Unternehmenserfolg an der Formel "Leben ist eine Funktion aus Arbeit, Familie und Freizeit" fest - denn der Mitarbeiter stehe bei KOMSA - ähnlich wie der Kunde - im Mittelpunkt. Dr. Gunnar Grosse gewann 2002 den Wettbewerb "Entrepreneur des Jahres", den das Beratungsunternehmen Ernst & Young seit 1986 in 50 Ländern durchführt.

Wolfgang Glauner, Projektleiter dieses Wettbewerbs, gab einen Überblick über die Ergebnisse einer Befragung von 100 Finalisten, die in Summe 46.310 Beschäftigte haben und einen Umsatz von 13,2 Milliarden Euro erwirtschaften. Als Siegerstrategien fasste er eine ausgeprägte Wachstumsstrategie und eine zielgerichtete internationale Expansion, eine starke Kundenorientierung, einen strukturierten Innovationsprozess und eine solide Finanzierung - insbesondere aus einbehaltenen Gewinnen - zusammen. Damit sei den Befragten ein durchschnittliches Wachstum von 35 Prozent bei den Mitarbeiterzahlen und 50 Prozent beim Gewinn gelungen. 51 Finalisten sind Marktführer in ihrem Segment. Kennzeichnend für einen Entrepreneur sei vor allem, dass er selbst häufig die Innovationsideen liefere - an 80 Prozent der Ideen bei den Befragten Finalisten war der Entrepreneur beteiligt. 79 Prozent brachten Kunden mit hervor, 37 Prozent stammten aus Universitäten.

Ideen zu finden, sei nicht schwierig, betonte Prof. Dr. Gerhard Fettweis, Inhaber des Vodafone-Stiftungslehrstuhls für Mobile Nachrichtensysteme an der TU Dresden und mehrfacher Unternehmensgründer. Sich selbst bezeichnete er als einen "Weltmeister im Delegieren": Aus seinem Lehrstuhl heraus sind von 1999 bis 2007 sechs Unternehmen im Mobilfunkbereich gegründet worden, die Fettweis mit angestoßen hat und begleitet. Nun beobachtet er, wie seine ehemaligen Doktoranden "das Laufen lernen und etwas Großes daraus machen". Er selbst spinne schon wieder an mindestens sieben neuen Ideen für Gründungen - doch eine Idee sei nicht immer Grundlage für Erfolg: "Man braucht ein Gespür dafür, wann man losgehen kann mit einer Idee und wann nicht. Das muss man riechen, sehen, fühlen, schmecken." Vor allem müsse ein Unternehmer "gierig auf Kunden sein", betonte Prof. Fettweis und gab zu bedenken: "Es gibt keinen Grund, warum ein Kunde etwas von mir kaufen sollte. Ich muss auf ihn zugehen, seine ganz individuellen Probleme lösen." Wichtig sei natürlich auch das nötige Risiko- bzw. Beteiligungskapital, das man als "Start up"-Unternehmen beispielsweise in den USA leichter als in Europa erhalte. Jedem der im Hörsaal sitzenden Studierenden riet er: "Gehen Sie rechtzeitig Netzwerke ein, insbesondere dann, wenn Sie ein Unternehmen gründen wollen!"

Dass die TU Chemnitz ein gutes Umfeld für Unternehmensgründungen bietet, belegte Eberhard Alles, Kanzler der TU und vierter stellvertretender Vorsitzender des Dresdner Gesprächskreises der Wirtschaft und der Wissenschaft e.V. Alles leitete die Veranstaltung ein, indem er auch auf die Unterstützung aufmerksam machte, die das Gründernetzwerk SAXEED anbietet. SAXEED ist ein Projekt der TU Chemnitz in Zusammenarbeit mit der TU Bergakademie Freiberg, der Fachhochschule Mittweida und der Westsächsischen Hochschule Zwickau. Es unterstützt Unternehmensgründer aus dem Hochschulumfeld, die mit einer innovativen Geschäftsidee in die berufliche Selbstständigkeit starten wollen. "Bis Mitte 2007 betreute SAXEED rund 170 Gründungsideen, aus denen knapp 90 Unternehmensgründungen entstanden, die bisher mehr als 300 Arbeitsplätze schufen", berichtete Alles.

Stichwort: Dresdner Gesprächskreis der Wirtschaft und der Wissenschaft e.V.

Der Dresdner Gesprächskreis der Wirtschaft und der Wissenschaft wurde 1993 als Verein gegründet. Als Brücke zwischen Wissenschaft und Wirtschaft in Sachsen gehört er heute zu den wichtigen gesellschaftlichen Institutionen in Dresden. Der Mitgliederkreis umfasst gegenwärtig 55 Unternehmen, Hochschulen und Institutionen und 45 Einzelpersönlichkeiten aus Wirtschaft, Wissenschaft, Politik und Kultur. Partner des Dresdner Gesprächskreises sind die Technischen Universitäten Chemnitz, Dresden und Freiberg.

Kontakt: Geschäftsstelle des Dresdner Gesprächskreises der Wirtschaft und der Wissenschaft e.V., Gustav-Adolf-Str. 2, 01219 Dresden, Telefon 0351 45417-0, E-Mail informationen@dresdner-gespraechskreis.de, http://www.dresdner-gespraechskreis.de

(Autoren: Katharina Thehos und Mario Steinebach)

Katharina Thehos
01.02.2008

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