Eine Frau unter vielen Männern
Menia Beier suchte einen Studiengang, der ihr Spaß macht und gute Jobaussichten bietet - sie fand ihn in der Elektrotechnik
Menia Beier fühlt sich in den Labors der Fakultät für Elektrotechnik und Informationstechnik sichtlich wohl. Foto: Heiko Kießling |
In manchen Studiengängen muss man schon genauer hinschauen, um unter all den Männern auch eine Studentin zu entdecken. Elektrotechnik ist so ein Studiengang. Doch manche Studentinnen haben gerade in diesen ihre Leidenschaft entdeckt und nehmen auch den Status einer Exotin gern in Kauf. Eine von ihnen ist Menia Beier, seit 2005 studiert sie Elektrotechnik an der TU Chemnitz: "Persönlich fühle ich mich hier sehr wohl. Die Professoren und Lehrenden haben keine Probleme damit, dass ich eine Frau bin. Ich habe eher das Gefühl, die freuen sich, auch mal ein weibliches Gesicht zu sehen." Für die 21-Jährige gibt es deswegen den typischen Männerstudiengang nicht. "Obwohl viele natürlich erstmal überrascht sind und etwas kritisch hinterfragen, ob man es denn auch ernst meint, erntet man später meist viel Respekt", erzählt sie. Gerade die Zusammenarbeit von Männern und Frauen stellt für sie dabei einen Gewinn dar: "Trotz der Vorurteile, mit denen wir oft konfrontiert sind, wie, dass wir keine Mathematik verstehen, liegt vor allem in gemischten Arbeitsteams großes Potenzial. Denn Frauen haben doch manchmal eine andere Sichtweise und tragen mit dieser effizient zur Lösungsfindung bei."
Was genau sie später einmal studieren wollte, war für Menia Beier aber nicht von Anfang an klar - zwei Dinge sollten jedoch erfüllt sein: Spaß sollte es machen und gute Jobaussichten haben. "Die Elektrotechnik kombinierte beides und zum Tag der offenen Tür an der Chemnitzer Universität verbrachte ich die ganze Zeit am Stand der Elektrotechnik. Danach stand meine Wahl fest", erinnert sich Beier. Bewusst entschied sie sich damals gegen ein Studium an einer Fachhochschule: "Auf den größeren theoretischen Bezug wollte ich nicht verzichten. Darauf wird hier Wert gelegt, aber gleichzeitig auch der Brückenschlag zur Praxis mit vielen Versuchen und Praktika gut gemeistert." Jedem, der Spaß an der Technik hat und gerne Sachen für sich selbst entdeckt, würde die Studentin ein Elektrotechnik-Studium an der TU Chemnitz empfehlen. "Nur mit der Mathematik sollte man nicht auf Kriegsfuß stehen, denn das ist unser wichtigstes Hilfsmittel", erklärt Beier und ergänzt: "Zurückschrecken muss dabei aber niemand, der nicht immer den vollen Durchblick hat. Denn auch mir hat der Matheunterricht in der Schule nicht immer Spaß gemacht."
Der Studienstart lief, wie auch wahrscheinlich bei den meisten anderen Erstsemestern, nicht ganz reibungslos. "Mein damaliger WG-Mitbewohner, seines Zeichens auch Elektrotechnik-Ersti, hatte verschlafen und so kamen wir zu unserer allerersten Vorlesung Grundlagen der Elektrotechnik zu spät. Und da wir damals nicht wussten, dass ein Vorlesungssaal auch einen Hintereingang hat, platzten wir vorn direkt in den Vortrag des Professors hinein und hatten so nicht nur seine volle Aufmerksamkeit", erzählt Beier. Heute, im siebten Semester, passiert ihr das nicht mehr und während andere nach den Vorlesungen nach Hause gehen, bleibt die Studentin noch auf dem Campus und vertritt die Interessen der Studenten und des Studienganges im Fachschaftsrat Elektrotechnik und Informationstechnik: "Seit meinem zweiten Semester bin ich dort Mitglied und heute sogar Vorsitzende, in deren Rolle ich natürlich langsam hineingewachsen bin." Zu ihren Aufgaben zählen damit nicht nur die Teilnahme an Studienkommissions- oder Prüfungsausschusssitzungen, sondern auch Ansprechpartner zu sein für Fragen und Probleme der Studenten. "Wenn man sich für den Fachschaftsrat entscheidet, muss man bereit sein, Zeit zu investieren", erklärt Beier, die vor allem der Wunsch getrieben hatte, anderen mit ihrer Arbeit helfen zu können und nachfolgenden Semestern den Studienstart zu erleichtern. "Denn obwohl wir ein super Betreuungsverhältnis haben, das es uns erlaubt, auch kleine Studiengruppen zu bilden und damit ein kaum vergleichbares Lernklima zu schaffen, bei dem uns moderne Labore und Anlagen zur Verfügung stehen, ist die Elektrotechnik kein Studiengang, den man nur so am Rande mitnimmt", erklärt Beier. Die Professoren stellen an ihre Studenten hohe Ansprüche - wollen sie doch an der Fakultät für Elektrotechnik und Informationstechnik die Exzellenz von morgen ausbilden.
Angst um ihre Zukunft hat die junge Studentin trotz schlechter Wirtschaftslage nicht: "Wir erhalten hier an der TU eine ausgezeichnete Ausbildung und da Forschung und Entwicklung weitergehen müssen, werden auch hochqualifizierte Ingenieure benötigt." Beruflich würde sie sich später am liebsten ihrer Vertiefungsrichtung Energietechnik entsprechend mit der Leistungselektronik, elektrischen Maschinen und Antrieben oder der Hochspannungstechnik erneuerbarer Energien beschäftigen. "Mich reizt so vieles in meinem Fachbereich und das macht die Entscheidung auch so schwer", erklärt die Studentin, die sich jedoch bald bezüglich ihres Pflichtpraktikums und eines Studienarbeitsthemas entscheiden muss: "Ich werde es dann einfach machen wie bisher und das wählen, was mir den meisten Spaß beim Arbeiten bringt."
(Autorin: Nicole Leithold)
Katharina Thehos
16.02.2009