Das wichtige finanzielle Extra
Neue Stiftung Technische Universität Chemnitz lebt vom Engagement vieler Helfer
Bild oben: Die Gründung der Stiftung ist nun formal vollzogen. Der Präsident der Landesdirektion Chemnitz, Karl Noltze, übergab im Rahmen des Festaktes die Stiftungsurkunde an den Rektor Prof. Dr. Klaus-Jürgen Matthes. Bild unten: Der sächsische Finanzminister Prof. Dr. Georg Unland verdeutlichte in seiner Festrede die wachsende Bedeutung von Stiftungen für Hochschulen. Fotos: Christine Kornack |
"Die Gelder für unser Gemeinwesen werden nie ausreichen. Die einzige Chance, die es gibt, heißt: Eigeninitiative", sagte der sächsische Finanzminister Prof. Dr. Georg Unland in seiner Festrede anlässlich der Gründung der Stiftung Technische Universität Chemnitz am 18. Februar 2009. Mit der Schaffung der Stiftung habe die Universität einen wichtigen ersten Schritt gemacht, denn: "Stiftungsmittel bringen das finanzielle Extra", so der Staatsminister mit Blick auf die kontinuierlich gewachsenen Stiftungstraditionen in Großbritannien und den USA sowie auf acht Billionen Euro Privatvermögen in Deutschland und auf 200 Milliarden Euro, die allein hierzulande pro Jahr vererbt werden. Und: "Um aus einem Gründungsakt eine florierende Stiftung zu schaffen, stehen die Chancen - auch in Zeiten der Finanzkrise - nicht schlecht", so der Minister. Forschung und Lehre an der TU Chemnitz materiell und ideell zu fördern, ist das Ziel der gemeinnützigen Stiftung.
Der Präsident der Landesdirektion Chemnitz, Karl Noltze, übergab im Rahmen des Festaktes die Stiftungsurkunde. 27 rechtsfähige Stiftungen wurden im vergangenen Jahr in Sachsen gegründet, wusste Noltze zu berichten und ergänzte: "Trotzdem haben wir Nachholbedarf. Deshalb ist die Gründung der Stiftung Technische Universität Chemnitz auch für die Region Südwestsachsen und für den gesamten Freistaat ein erfreulicher Anlass."
Das Anfangsvermögen der Stiftung Technische Universität Chemnitz in Höhe von 400.000 Euro wird von der Freundesgesellschaft der TU Chemnitz sowie von 15 regional und überregional tätigen Unternehmen, Banken und Persönlichkeiten aufgebracht. Gründungsstifter sind: NILES-SIMMONS Industrieanlagen GmbH, Gesellschaft der Freunde der TU Chemnitz e.V., envia Mitteldeutsche Energie AG, Hegenscheidt-MFD GmbH & Co. KG, Prof. Dr. Reinhard Latza, Erdgas Südsachsen GmbH, KOMSA Kommunikation Sachsen AG, Salzgitter AG, Sparkasse Chemnitz, Stadtwerke Chemnitz AG, Volksbank Chemnitz eG, ADLATUS AG, Deutsche Bank Privat- und Geschäftskunden AG, Grundstücks- und Gebäudewirtschafts-Gesellschaft mbH, bruno banani underwear GmbH sowie die Südsachsen Wasser GmbH.
Als Dachstiftung verwaltet sie außerdem das 500.000 Euro umfassende Vermögen der Edgar-Heinemann-Stiftung. Diese Stiftung wurde am 1. September 1998 an der TU Chemnitz eingerichtet und vergibt seitdem Promotionsstipendien sowie hochdotierte wissenschaftliche Preise und unterstützt die Durchführung von Tagungen und Kolloquien zur Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses an der Chemnitzer Universität. Der Stifter Edgar Heinemann hat von 1921 bis 1925 an der Staatlichen Gewerbeakademie Chemnitz, einer Vorläufereinrichtung der heutigen Universität, studiert.
"Der Stiftungsgedanke ist sehr alt, doch kaum war er wichtiger als heute. Mit der Gründung der Stiftung Technische Universität Chemnitz wird eine weitere bedeutende Säule zur Sicherung von Forschung und Lehre an der TU Chemnitz geschaffen. Weitere Stifter und Zustiftungen sind noch erforderlich, damit die Stiftung nachhaltig zur Wirkung kommen kann", sagt Prof. Dr. Klaus-Jürgen Matthes, Rektor der TU Chemnitz. Als erste Zustifter beteiligen sich Dr. Jürgen Oehlschläger sowie die IBAF - Institut für Baumaschinen, Antriebs- und Fördertechnik GmbH an der Stiftung. Der besondere Dank des Rektors gilt dem Vorsitzenden der Gesellschaft der Freunde, Dr. Peter Seifert, der sich für die Gewinnung der Stifter außerordentlich engagiert hat.
"Sie werden sich wundern, wie viele Freunde ihre Uni hat", sagte Prof. Unland und ergänzte: "Absolventen aus aller Welt werden sich melden. Die Kunst besteht dann darin, Beziehungen aufzubauen, zu pflegen und die Stiftung nach und nach wachsen zu lassen." Die Stifter müssten dauerhaft in das universitäre Leben eingebunden werden, zudem brauchten Hochschulen zur Gewinnung von Stiftern ein Profil, das nicht stromlinienförmig ist. Zudem dürften sich Hochschulen nicht der Gefahr aussetzen, sich nur an Kennzahlen auszurichten - dieser Weg führe in den Abgrund. Jeder einzelne Professor sei bei der Belebung der Stiftung gefordert: "Die Professoren müssen sich einbringen in die Universität, und das vor Ort und nicht im Status eines Gastes. Der Aufbau einer Stiftung bedeutet zusätzliches Engagement!", rief der sächsische Finanzminister auf und ergänzte: "Es gilt, schon zu Studienzeiten die Identifikation der Studierenden mit ihrer Universität aufzubauen und diese in das Berufsleben hinein fortzuführen."
Das bestätigt auch Gründungsstifter Prof. Dr. Hans J. Naumann, Geschäftsführer der NILES-SIMMONS Industrieanlagen GmbH: "Die Verbundenheit der Studenten mit ihrer Universität ist ein immenses Werkzeug, um eine solche Stiftung aufzubauen." Den Ehrendoktor der Chemnitzer Universität verbindet wie die meisten Gründungsstifter ein langjähriges Engagement mit der TU - sie brachten sich bisher beispielsweise bei der Vergabe von Universitätspreisen und Stipendien, als Sponsoren von Veranstaltungen und in gemeinsamen Forschungsprojekten in das universitäre Leben ein. Dadurch gut ausgebildete Fachkräfte in der Region zu halten, hat auch die KOMSA Kommunikation Sachsen AG motiviert, sich als Gründungsstifter zu beteiligen, wie Unternehmenssprecherin Katja Förster berichtete, die den Stifterbrief in Vertretung von Dr. Gunnar Grosse entgegennahm: "Wir erhoffen uns dadurch eine noch engere Verzahnung von Wirtschaft und Wissenschaft."
Stiftungen haben an der Chemnitzer Universität Geschichte: Zwischen 1845 und 1945 unterstützten hier 41 Stiftungen die Studierenden, vor allem Industrielle und Absolventen hatten sie gegründet. "1945 gab es noch elf Stiftungen an unserer Einrichtung, die über 150.000 Reichsmark verfügten. Über den Verbleib des Kapitals gibt es leider keine Hinweise", bedauerte Rektor Prof. Matthes, der nun mit der neuen Stiftung Technische Universität Chemnitz an die hundertjährige Stiftungstradition anknüpfen und eine starke Identifikation der Universitätsangehörigen mit der neuen Stiftung erreichen möchte.
(Autoren: Katharina Thehos und Mario Steinebach)
Mario Steinebach
19.02.2009