"Chemnitz ist meine zweite Heimat"
Kristina Künstner brach ihre Zelte in Hamburg ab, um an der TU Chemnitz Wirtschaftswissenschaften zu studieren
Ihre Wurzeln in Hamburg vergisst Kristina Künstner nicht, doch bei den Wirtschaftswissenschaftlern der TU Chemnitz fühlt sie sich wohl. Foto: Heiko Kießling |
"Pack dein Studium. Am besten in Sachsen." lautet der Slogan der aktuellen Werbekampagne des sächsischen Wissenschaftsministeriums und der Hochschulen des Freistaates. Ziel: Mehr Abiturienten aus anderen Bundesländern sollen ihre Koffer und Kisten packen und zum Studium nach Sachsen kommen. Die TU Chemnitz zieht schon jetzt über die Bundeslandgrenze hinweg junge Menschen an. Was für ein Studium in der drittgrößten Stadt Sachsens spricht und wie man hier lebt, erzählen die Studierenden selbst - heute: Kristina Künstner aus Hamburg
"Eigentlich wollte ich nach dem Abitur Chemie studieren, habe mich aber dann spontan dazu entschlossen, eine Ausbildung zur Bürokauffrau als Grundstein für mein weiteres Leben zu absolvieren", berichtet Kristina Künstner. Anschließend hat die Hamburgerin vier Jahre im Sekretariat einer Immobilienverwaltung gearbeitet. "Irgendwann bin ich an einem Punkt angekommen, an dem ich mir überlegt habe, doch zu studieren", berichtet Künstner und fügt hinzu: "Zuerst wollte ich in Hamburg Wirtschaftswissenschaften studieren, aber davon haben mir alle abgeraten. Viele Freunde von mir haben zum damaligen Zeitpunkt dort BWL studiert und waren mit den Studienbedingungen nicht zufrieden. Die Abbrecherquote in Hamburg ist hoch, die Hörsäle sind überfüllt und die Wartezeiten zum Belegen von Seminaren sind ziemlich lang."
Bei einem Besuch ihrer Brieffreundin in Chemnitz hat sie sich dann die Technische Universität etwas näher angeschaut. Sie kannte inzwischen vier Leute, die an der Chemnitzer Universität Psychologie studiert und nur von der Uni geschwärmt haben. An einem "Tag der offenen Tür" hat sie sich genauer informiert, danach noch ein Jahr weiter gearbeitet, bis sie sich schließlich dazu entschlossen hat, ihre Heimatstadt zu verlassen, um in Chemnitz als Studentin ganz neu anzufangen. Ihr Diplomstudium Betriebswirtschaftslehre startete sie im Oktober 2005.
Die kaufmännische Ausbildung hat ihr besonders in den ersten Semestern des Studiums geholfen. "Ich hatte zu den behandelten Theorien immer den passenden Praxisbezug. Für die Bereiche Buchhaltung und Kostenrechnung war mein Vorwissen eine gute Grundlage", berichtet Künstner. Sehr beeindruckend findet die angehende Wirtschaftswissenschaftlerin die Atmosphäre in Chemnitz: "Die Stadt hat enorme Fortschritte gemacht, die auch an der Universität sichtbar werden. In manchen Hörsälen haben, gerade zu Beginn meines Studiums, die Stühle gequietscht und einige Räume waren recht unansehnlich. Dies hat sich im Laufe der Zeit geändert, viel wurde umgebaut und modernisiert. Ich finde es toll, an der Entwicklung und dem Wandel der Stadt teilzuhaben", so Künstner. Besonders gut gefällt ihr auch das Verhältnis zu ihren Kommilitonen: "Es werden spontan Lerngruppen gebildet, aber auch im Hörsaal herrscht immer eine gute Atmosphäre", weiß die Studentin. Bei allem Schwärmen, gibt es auch Punkte, die die junge Hamburgerin an der TU Chemnitz kritisiert: "In der Bibliothek würde ich mir wünschen, dass von bestimmten Büchern mehr Exemplare vorhanden sind, damit man nicht so lange warten muss, um in den Genuss des Werkes zu kommen."
Während sie tagsüber ihr Studium vorantreibt, sind die Abende zumeist ihrem Nebenjob in einem Chemnitzer Eiscafé vorbehalten. "Die Kollegen sind für mich eine Ersatzfamilie geworden, haben mir am Anfang total geholfen und mir immer Rückhalt gegeben", berichtet die 29-Jährige. Bereut hat sie ihre Ortswahl nie: "In Hamburg sind die Lebenshaltungskosten um einiges höher als in Chemnitz, auch finde ich die Uni in meiner Heimatstadt viel zu groß, um da zu studieren. Es war die richtige Entscheidung. Chemnitz ist meine zweite Heimat geworden", erzählt Künstner und fügt hinzu: "Im Vergleich zur Universität Hamburg herrschen in Chemnitz traumhafte Verhältnisse vor." Dennoch will sie nach dem Studium in ihre Heimatstadt zurückkehren: "Hamburg ist und bleibt meine Perle."
(Autorin: Anett Stromer)
Katharina Thehos
02.03.2009