Chemnitz ist die Wiege der Schweißtechnik
80 Jahre Schweißtechnik - Uni lädt zum Symposium über Füge- und Schweißtechnik
Institutsleiter Prof. Dr. Klaus-Jürgen Matthes (r.) und Mitglieder seiner Forschergruppe "Festkörperlaser" im Labor des Institutes für Fertigungstechnik/Schweißtechnik der TU Chemnitz. Foto: TU Chemnitz/Uwe Meinhold |
Dass die Chemnitzer Region seit jeher zu einem der wichtigsten und ältesten Zentren des deutschen Automobilbaus gehört, dürfte sich mittlerweile herumgesprochen haben. Weniger bekannt ist allerdings, dass hier auch die Schweißtechnik erste wichtige Impulse erhielt: Vor genau 80 Jahren wurde an der Staatlichen Gewerbeakademie, einer Vorläufereinrichtung der Technischen Universität, ein Schweißlaboratorium gegründet, das eines der ersten schweißtechnischen Forschungs- und Ausbildungseinrichtungen in Deutschland überhaupt war. Weil diese Historie selbst weltweit ihresgleichen sucht, veranstaltet die Chemnitzer Universität am 17. und 18. April 2002 anlässlich des Jubiläums "80 Jahre Schweißtechnik an der TU Chemnitz" das nunmehr 5. Chemnitzer Symposium Fügetechnik/ Schweißtechnik. Nachdem am 17. April 2002 ab 17 Uhr im Hotel Mercure zu diesem Anlass ein feierlicher Festabend geplant ist, stehen am 18. April ab 9.30 Uhr in der Stadthalle Chemnitz eher aktuelle Forschungsstandards im Mittelpunkt des Interesses. Dabei werden zum Beispiel neue Schweißverfahren im Karosseriebau vorgestellt, ebenso Schweißroboter-Systeme in mittelständischen Unternehmen oder Möglichkeiten der Automatisierung, die auch als "Schweißen per Mausklick" bezeichnet werden. Als Gäste werden unter anderem der Chemnitzer Oberbürgermeister Dr. Peter Seifert, der Rektor der Technischen Universität, Prof. Dr. Günther Grünthal und der Vorsitzende des Deutschen Verbandes für Schweißen und verwandte Verfahren (DVS), Prof. Dr. Detlef von Hofe, erwartet. Das Symposium wird geleitet vom Prorektor für Forschung der TU Chemnitz, Prof. Dr. Klaus-Jürgen Matthes, der zudem das Institut für Fertigungstechnik/Schweißtechnik leitet. "Bis heute spielt die Ausbildung und Forschung auf dem Gebiet der Schweißtechnik an unserer Uni eine besondere Rolle", so Prof. Matthes.
Stichwort: 80 Jahre Schweißtechnik an der TU Chemnitz
Das erste Schweißlaboratorium wurde 1922 vom Chemnitzer Professor für Maschinentechnik, Technologie und Wasserwerksbau Prof. Dr. Paul Schimpke gegründet. In den sechziger Jahren setzte der Aufschwung in der Schweißtechnik ein: Bis zum Ende der achtziger Jahre wurden hier in Chemnitz, gemeinsam mit dem Zentralinstitut für Schweißtechnik Halle (ZIS), kontinuierlich Schweißingenieure ausgebildet. Auf dem Gebiet der Forschung konnten seit den sechziger Jahren zum Teil bahnbrechende Ergebnisse auf dem Gebiet des Elektronenstrahl- und Mikroplasmaschweißens erzielt werden. Als Beispiel: Weil Sprödbruchuntersuchungen von Schweißverbindungen einen Forschungs-Schwerpunkt darstellten, wurde zu diesem Zweck auf dem damaligen Chemnitzer Hochschulgelände in der Reichenhainer Straße 70 das größte Pendelschlagwerk Deutschlands aufgebaut. Die Entwicklung der Schweißtechnik von 1962 bis 1986 wurde maßgeblich durch das Wirken von Prof. Alexis Neumann bestimmt, seine Bücher sind noch heute nicht nur in Deutschland Standardwerke für Schweißingenieure.
In den 70er Jahren wurden - neben Fragen der Rationalisierung von Schweißverfahren, beim dem bereits 1971 ein IBM-Großrechner zum Einsatz kam - auch "exotische" Aufgaben bearbeitet. Zum Beispiel untersuchten Chemnitzer Wissenschaftler, wie sich biologisches Gewebe in der Humanmedizin mittels Ultraschall schweißen lässt. In den 80er Jahren führten Forschungsprojekte zum mechanisierten und automatisierten Schweißen endgültig zum Durchbruch auch in der Industrie. "Heute werden für das Schweißen Hochtechnologien wie Laser und Plasma ebenso genutzt wie die moderne Computertechnik, mit der Schweißprozesse optimiert werden", erläutert Oberingenieur Dr. Frank Riedel vom Institut für Fertigungstechnik/Schweißtechnik der TU Chemnitz.
Die Schweißtechniker der TU sorgen auch international für Aufsehen. Erst kürzlich gelang einer Chemnitzer Forschergruppe um Prof. Matthes ein Weltrekord: Sie erzeugten eine nur 30 Mikrometer kleine Schweißnaht mit Hilfe eines besonderen Festkörperlasers. "Das dürfte die zurzeit kleinste bekannte Schweißnaht der Welt sein", ist von der Forschergruppe zu hören.
Das Tagungsprogramm des 5. Chemnitzer Symposium Fügetechnik/ Schweißtechnik kann im Internet unter http://www.tu-chemnitz.de/mbv/SchweiTech/symposium.htm eingesehen werden.
Weitere Informationen gibt Prof. Dr. Klaus-Jürgen Matthes, Professur für Schweißtechnik der TU Chemnitz, unter Telefon (03 71) 531 80 63 und sein Oberingenieur Dr. Frank Riedel unter Telefon (03 71) 531 24 72.
Mario Steinebach
05.04.2002