Dr. Dirk Rübbelke, Inhaber der Juniorprofessur für Europäische Wirtschaft der TU Chemnitz, appelliert an alle Staaten, Treibhausgase einzusparen, denn Wissenschaftler prognostizieren einen Temperaturanstieg bis zum Jahr 2100 um bis zu 5,8 Grad Celsius. Foto: TU Chemnitz/Sven Gleisberg |
Kioto-Protokoll hält Klimawandel nicht auf
Dr. Dirk Rübbelke schlägt mit dem „Matching-Verfahren“ ein System vor, das zu einem wirklich effizienten Klimaschutz führt – Seine Forderung: „Die USA müssen mit ins Boot“
In dieser Woche trat das Kioto-Protokoll in Kraft, in dem sich die Industriestaaten verpflichten, ihre Treibhausgas-Emissionen bis zum Jahr 2008 bzw. 2012 um mindestens fünf Prozent zu senken. Allerdings verweigern die USA und Australien die Ratifizierung des Protokolls. Sie bemängeln, dass den Entwicklungsländern keine Beschränkungen der Emissionsmengen auferlegt werden und es durch diese Vereinbarung nicht zu einem effizienten globalen Klimaschutz kommen wird.
„Diese Kritikpunkte sind in der Tat stichhaltig“, befindet Dr. Dirk Rübbelke, Inhaber der Juniorprofessur für Europäische Wirtschaft der TU Chemnitz. „Das Kioto-Protokoll wird nicht zu einem besseren Klimaschutz führen, weil der Reduzierung von Treibhausgasen in Industriestaaten entsprechend höhere Emissionen in den Entwicklungsländern gegenüberstehen.“ So werde etwa die gesamte von Deutschland zugesagte Treibhausgas-Senkung für den Zeitraum 1990 bis 2008/2012 durch den Emissions-Zuwachs in China binnen eines einzigen Jahres mehr als aufgezehrt.
Aus diesem Grund hat Dr. Dirk Rübbelke als ausgewiesener Fachmann für die wirtschaftliche Bewertung ökologischer Entwicklungen mit dem so genannten „Matching-Verfahren“ einen alternativen Vorschlag entwickelt, der nicht die Schwächen des Kioto-Protokolls aufweist. „Dieses Verfahren funktioniert im Prinzip wie ein Subventionssystem, von dem sowohl die Industrie- als auch die Entwicklungsländer etwas haben“, erläutert der Chemnitzer Nachwuchswissenschaftler. Konkret sieht das Matching-Verfahren folgendes vor: Beispielsweise verpflichtet sich eine Industrienation vertraglich für jede Tonne Treibhausgase, die ein Entwicklungsland vermeidet, selbst eine weitere Tonne einzusparen. Sinnvoll ist dies für beide Länder: für das Entwicklungsland, weil es mit seinem finanziellen Aufwand eine doppelte Emissions-Einsparung erreicht und für das Industrieland, weil es selbst nur die Hälfte der Einsparungskosten tragen muss.
„In dem Matching-System sind, anders als beim Kioto-Protokoll, diejenigen Akteure die Verlierer, die nicht daran teilnehmen“, befindet Juniorprofessor Dr. Rübbelke. Weil es für alle einen Anreiz schaffe, Emissionen stark zu verringern, führe das Matching-Verfahren zu einem wirklich effizienten globalen Klimaschutz.
„Die effektive Bekämpfung des Klimawandels ist ohne die USA kaum möglich, schließlich verursachen sie allein rund 25 Prozent des weltweiten Ausstoßes des Treibhausgases Kohlendioxid“, so Dr. Rübbelke. „Um die Vereinigten Staaten ins Boot zu holen, kommt man nicht umhin, ihre Kritikpunkte ernst zu nehmen und Alternativen zum jetzigen System zu entwickeln. Dies ist umso wichtiger, weil ab 2012 eine weitere Verstärkung der globalen Schutzanstrengungen dringend geboten ist.“
Um auf die Gefahren der globalen Erwärmung deutlich hinzuweisen, hat Dr. Rübbelke gemeinsam mit Prof. Dr. Klaus Dieter John, Professor für Wirtschaftspolitik an der TU Chemnitz, zum Start des Inkrafttretens des Kioto-Protokolls das Buch „Klimapolitik in einer erweiterten Europäischen Union“ herausgegeben. Zu den Autoren dieses Buches, das im März 2005 im Shaker Verlag erscheint, gehört auch der renommierteste deutsche Klimatologe Prof. Dr. Mojib Latif, der anschaulich beschreibt, warum eine kurzfristige Lösung bei der Bekämpfung des rapiden Klimawandels nicht mehr möglich ist.
Weitere Informationen gibt Dr. Dirk Rübbelke, Inhaber der Juniorprofessur Europäische Wirtschaft der TU Chemnitz, unter Telefon (03 71) 5 31 - 42 12, E-Mail d.ruebbelke@wirtschaft.tu-chemnitz.de .
Alexander Friebel
17.02.2005