Fünfzig/fünfzig sind hundert Prozent
Elektrotechniker Andreas Götz pendelt zwischen Familie und Industriepromotion
Ein hoch spannendes Thema: Andreas Götz promoviert über die Belastbarkeit von Niederspannungsnetzen und wird dabei an der Professur für Energie- und Hochspannungstechnik sowie bei den Chemnitzer Stadtwerken betreut. Foto: Christian Schenk |
Die Umzugsfirma hat die Hebebühne am Weinholdbau der TU Chemnitz schon aufgestellt und im Erdgeschoss gibt es seit kurzem mitten im Gang eine neue Wand: Das Universitätsgebäude an der Reichenhainer Straße wird geteilt. Fünfzig Prozent werden jetzt saniert, fünfzig Prozent bleiben zunächst Arbeitsplatz der Unimitarbeiter - einhundert Prozent Auslastung der Räume bleibt damit gewährleistet.
So muss auch Elektrotechniker Andreas Götz bald packen und in den Ostteil des Gebäudes ziehen. Dabei ist er noch nicht einmal lang an diesem Arbeitsplatz in der Professur für Energie- und Hochspannungstechnik. Im Mai wollte er dort seine Promotion beginnen, doch der Beginn musste aufgrund der Elternzeit für seinen Jüngsten warten. Aber das kannte Götz schon, denn bereits während seines Studiums bekam seine Frau ihr erstes gemeinsames Kind, eine Tochter, und auch damals nahm er sich eine Auszeit. Fünfzig Prozent Familie, fünfzig Prozent Uni hieß es dann. Nun sitzt er nach einer glücklichen Elternzeit an seiner Doktorarbeit zum Thema "Belastbarkeit von Niederspannungsnetzen hinsichtlich zukünftiger Verbraucher- und Einspeiserstrukturen". Die Frage dabei ist unter anderem, wie sich der Einfluss erneuerbarer Energien oder von Elektromobilen auf die künftige Belastung unseres Energienetzes auswirkt, um weiterhin eine hohe und ökonomisch optimierte Versorgungssicherheit zu gewährleisten. Hat bald jeder ein Windrad auf dem Dach? Gib es in jedem Garten eine Biogasanlage? Und was, wenn jeden Abend die gesamte Nachbarschaft das E-Auto an die Stromversorgung stöpselt? Dass diese Fragen nicht allein mit den Methoden der Elektrotechniker lösbar sind, sondern auch etwa Soziologen in Sachen Demografie oder Arbeitswissenschaftler beim Umgang mit Elektroautos befragt werden müssen hat Götz bereits erkannt und strebt eine interfakultäre Arbeit an.
Dass das Thema auch praktisch von Relevanz ist, war Götz ebenso wichtig. Zusammen mit seiner Professur stellte er darum eine Zusammenarbeit mit den Chemnitzer Stadtwerken her. Diese betreuen das Dissertationsvorhaben nun ihrerseits im Rahmen einer geförderten Industriepromotion des Europäischen Sozialfonds (ESF). Der übernimmt fünfzig Prozent von Götz` Anstellungskosten an der TU, die anderen fünfzig tragen die Stadtwerke. Der Arbeitsaufwand wird dabei natürlich einhundert Prozent betragen, vielleicht ein wenig mehr, wie Götz zugibt. Aber es lohne sich letztlich auch, weiß der Doktorand. Schließlich ist es auch Teil der Vereinbarung zur Industriepromotion, dass nach deren erfolgreichem Abschluss ein Einstellungsangebot der Stadtwerke folgt. Denn Ziel der ESF-Förderung ist nicht zuletzt die Stärkung der Region. Auch Götz würde sich freuen, in drei Jahren in Chemnitz und bei den Stadtwerken zu bleiben. Das käme dann wohl zu hundert Prozent allen Beteiligten zugute.
Weitere Informationen: Andreas Götz, Telefon 0371 531-37199, E-Mail andreas.goetz@etit.tu-chemnitz.de
(Autor: Michael Chlebusch)
Katharina Thehos
24.08.2009