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Leben und Wirken eines Enkels von August dem Starken

Geschichtswissenschaftler Dr. Hendrik Thoß von der TU Chemnitz war an den Recherchearbeiten zur Ausstellung "Die Gesellschaft des Fürsten Prinz Xaver von Sachsen" im Schlossbergmuseum beteiligt

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Dr. Hendrik Thoß (l.) von der TU Chemnitz und Uwe Fiedler, Leiter des Chemnitzer Schlossbergmuseums, betrachten das Gemälde "Die Familienzusammenkunft zu Neuhaus" von 1751/52. Foto: TU Chemnitz/Uwe Meinhold

Im Schlossbergmuseum Chemnitz ist aktuell die Ausstellung "Die Gesellschaft des Fürsten - Prinz Xaver von Sachsen und seine Zeit", zu sehen, an der Dr. Hendrik Thoß von der Professur Europäische Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts mitgewirkt hat. "Es ist eine kleine, aber feine Ausstellung, die das Leben und Wirken des Prinzen sowie seine Bedeutung für Sachsen zeigt", sagt Historiker Thoß und ist stolz, dass er sich in die Recherchearbeiten sowie die Vorbereitung der Ausstellung einbringen konnte. Das Projekt wurde von Prof. Dr. Thomas Nicklas von der Universität Reims initiiert und gemeinsam mit Uwe Fiedler, dem Leiter des Chemnitzer Schlossbergmuseums, begannen Nicklas und Thoß im Jahr 2005 mit ihren Studien im Archiv der ostfranzösischen Stadt Troyes, in deren Nähe der Prinz 20 Jahre lang gelebt hatte.

Prinz Xaver lebte von 1730 bis 1806 und war ein Sohn von Kurfürst Friedrich August II. und damit ein Enkel von August dem Starken. Als Xavers älterer Bruder nach nur zehnwöchiger Herrschaftszeit 1763 starb, übernahm er für dessen zwölfjährigen Sohn die Regentschaft im Kurfürstentum Sachsen. In den folgenden Jahren setzte er zahlreiche politische und wirtschaftliche Reformen in Gang und legte damit den Grundstein für die Überwindung der katastrophalen Folgen des Siebenjährigen Krieges und den Wiederaufbau Sachsens. Nachdem sein Neffe volljährig war und die Thronfolge angetreten hatte, ging Xaver im Jahre 1769 nach Frankreich, wo er in der Nähe von Troyes ein Schloss besaß und bis 1789 lebte. "Xaver war nicht zuletzt auch ein großer Kunstsammler, beispielsweise von Gemälden, Skulpturen und Porzellan", sagt Thoß, "Bei seiner durch die Revolution ausgelösten Flucht aus Frankreich im Jahre 1793 musste er jedoch alles zurücklassen." Seine gesammelten Kunstwerke, seine Bücher sowie eine Vielzahl an Briefen werden daher heute in Archiven in Troyes und in Paris aufbewahrt.

Für Sachsen und auch Chemnitz war Xaver bedeutsam, da er in seiner Zeit als Regent die Basis für die Industrielle Revolution legte. Er schuf unter anderem die strukturellen und organisatorischen Grundlagen für den dann um 1800 in Chemnitz einsetzenden Prozess der Technisierung des Spinnereiwesens. Zudem war Xaver ein Förderer der Wissenschaft, engagierte sich für Bildung und Innovation und gründete die Bergakademie Freiberg. Bereits im vergangenen Jahr veranstaltete die Professur Europäische Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts die dreitägige Fachtagung "Dynastie, Rétablissement, Revolution", in deren Rahmen sich die Referenten mit der Biographie Prinz Xavers und mit seinem Wirken auseinander setzten. Die am 3. Oktober 2009 eröffnete Ausstellung im Schlossbergmuseum bietet nun einen weiteren Einblick in das Leben des Fürsten und seine Zeit, die vom Siebenjährigen Krieg, von der Aufklärung und dem Beginn des Industriezeitalters geprägt war.

In der Ausstellung sind zahlreiche Gemälde, Skulpturen und Sammlungsgegenstände aus dem Archiv von Troyes zu sehen. Von besonderem Interesse sind dabei die Korrespondenzen des Prinzen, die er mit zahlreichen Vertretern des europäischen Hochadels und nicht zuletzt auch mit vielen jungen Damen unterhielt. "Wie uns zeitgenössische Quellen verraten, war Xaver groß, gut aussehend und hat bei vielen Vertreterinnen des europäischen Adels einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen, der sich uns anhand der erhaltenen Liebesbriefe erschließt", sagt Thoß. Darüber hinaus sind Leihgaben aus den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden, der Porzellanmanufaktur Meißen und von Privatpersonen zu sehen. "Wir haben in der Vorbereitungsphase zur Ausstellung recherchiert, welche Stücke in Frage kommen könnten, und sind mit verschiedenen Museen sowie mit privaten Leihgebern in Kontakt getreten", erzählt der Geschichtswissenschaftler. Er gehört neben Uwe Fiedler und Thomas Nicklas außerdem zu den Herausgebern des Katalogs "Prinz Xaver von Sachsen und seine Zeit - Die Gesellschaft des Fürsten" (ISBN 978-3-9808878-4-7), der zur Ausstellung erschienen und an der Museumskasse bzw. über den Buchhandel zum Preis von 24,95 Euro erhältlich ist.

Die Ausstellung ist bis zum 6. Januar 2010 im kleinen Renaissancesaal des Schlossbergmuseums zu sehen. Öffnungszeiten des Museums: dienstags bis sonntags und feiertags 11 bis 18 Uhr.

Weitere Informationen unter http://www.schlossbergmuseum.de und bei Dr. Hendrik Thoß, Telefon 0371 531-32615, E-Mail hendrik.thoss@phil.tu-chemnitz.de

(Autorin: Stefanie Michel)

Katharina Thehos
12.10.2009

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