Elektroautos bestehen Großstadt-Test
Psychologen der TU Chemnitz zeigen, dass sich Nutzer von Elektroautos im Berliner Stadtverkehr nicht eingeschränkt fühlen
Der MINI E bei einer Probefahrt im Innenhof des Hauptgebäudes der TU Chemnitz - die erste Testphase in Berlin ist inzwischen abgeschlossen. Foto: Mario Steinebach |
Verhalten sich Fahrer von Elektroautos im Alltag anders als Nutzer von Benziner- oder Dieselfahrzeugen? Diese Frage wollen Wissenschaftler der Professur Allgemeine und Arbeitspsychologie der TU Chemnitz im Projekt "MINI E Berlin - powered by Vattenfall" beantworten. Die erste Testphase, in der 40 Probanden für sechs Monate MINI E-Fahrzeuge der BMW Group im Berliner Stadtverkehr nutzten, ist nun abgeschlossen. Mit Befragungen und Messungen aus Datenloggern sowie Einträgen aus Lade- und Wegetagebüchern haben die TU-Wissenschaftler und ihre Projektpartner objektiv messbare Werte wie Nutzungs- und Ladedauer gesammelt, aber auch subjektive Daten wie die Erwartungen der Nutzer. Jeden Fahrtweg, jede Ruhe- und Ladephase haben sie erfasst und ausgewertet.
Für die Teilnahme an der Studie bewarben sich mehrheitlich Männer mittleren Alters, die sehr gut ausgebildet sind und überdurchschnittlich gut verdienen. Diese Merkmale haben die Wissenschaftler bei der Auswahl der Probanden berücksichtigt: Die Gruppe bestand überwiegend aus Männern mit einem Durchschnittsalter von 48 Jahren. Die meisten von ihnen leben in einem Zweipersonenhaushalt und liegen bei Bildung und Verdienst über dem Durchschnitt. "Die meisten Bewerber wollten durch die Teilnahme an der Studie Erfahrungen mit einer neuen, nachhaltigen und sauberen Technologie sammeln, einen Beitrag zum Umweltschutz leisten und unabhängiger von Erdöl werden", sagt Prof. Dr. Josef Krems, Inhaber der Professur Allgemeine und Arbeitspsychologie. Fast alle gingen davon aus, dass der MINI E ihre täglichen Mobilitätsbedürfnisse erfüllen könnte; die größte erwartete Einschränkung war die begrenzte Reichweite des Fahrzeuges. Bereits nach drei Monaten und damit der Hälfte der Testphase, zeichnete sich aber ab, dass mehr als 90 Prozent der Testpersonen die Reichweite von durchschnittlich 150 Kilometern ausreichend fanden.
Zwei Drittel der Nutzer fühlten sich mit dem MINI E genauso flexibel wie mit einem herkömmlichen Fahrzeug. Lediglich 14 Prozent der geplanten Fahrten konnten die Studienteilnehmer nicht antreten. In 54 Prozent dieser Fälle war der vorhandene Stauraum zu gering, denn dieser wird von der 260 Kilogramm schweren Lithium-Ionen-Batterie stark beansprucht. 28 Prozent der Fahrten, die nicht durchgeführt werden konnten, scheiterten an der eingeschränkten Passagieranzahl, in 14 Prozent der Fälle war die Reichweite des Fahrzeuges entscheidend und lediglich vier Prozent konnten nicht angetreten werden, weil die Batterie nicht ausreichend geladen war. "Die Ergebnisse zeigen, dass die Fahrer des MINI E sich keineswegs eingeschränkt sondern ganz normal verhalten haben", sagt Krems.
Als angenehm empfanden die Probanden die Geräuschlosigkeit des MINI E. Hatte 55 Prozent der Nutzer anfangs Probleme aufgrund der fehlenden Geräuschkulisse befürchtet, berichteten 94 Prozent, dass solche Schwierigkeiten kaum auftraten. "Was den Schadstoffausstoß betrifft, wird der MINI E als umweltschonend wahrgenommen. Viele Fahrer beschrieben, dass sie durch die Nutzung des MINI E mehr Spaß beim Fahren hatten", sagt Krems. "In der Zielgruppe - also bei der Großstadtbevölkerung mit Kleinwagen - ist die Nutzung eines MINI E mit der eines konventionellen Fahrzeuges vergleichbar", folgert Krems aus den Zwischenergebnissen der Studie.
Die Ergebnisse der Studie möchte die BMW Group auch den politischen Entscheidungsträgern in Deutschland sowie weiteren Ländern zugänglich machen. Im Februar 2010 läuft in Berlin die zweite Testphase an, an der nochmals 40 private Nutzer teilnehmen. Das Projekt der BMW Group und von Vattenfall Europe wird für zwei Jahre vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit gefördert.
Weitere Informationen erteilt Prof. Dr. Josef Krems, Telefon 0371 531-36421, E-Mail josef.krems@psychologie.tu-chemnitz.de.
Katharina Thehos
15.02.2010