Zeitbegriff aus der Sicht des Psychiaters
"Medizin im Spannungsfeld zwischen Wissenschaft und Gesellschaft": Dr. Kristian Reinhold vom Klinikum Chemnitz spricht am 28. April 2010 über psychische Erkrankungen und verschiedene Zeitbegriffe
Das Klinikum Chemnitz an der Flemmingstraße. Quelle: www.klinikum-chemnitz.de |
Die Frage nach der menschlichen Zeitlichkeit, d. h. die Frage nach der zeitlichen Verfassung des menschlichen Lebens, hat in der Philosophie schon seit Jahrzehnten im Vordergrund des Interesses gestanden. Henri Bergson, bedeutender Vertreter der Lebensphilosophie, hat die Zeit in "temps" und "durée", d. h. zwischen der mit Uhren gemessenen (objektiven) und der konkret erlebten (subjektiven) Zeit, unterschieden. Beide Formen stimmen keineswegs überein, sondern die wirklich erlebte Zeit kann je nach der jeweiligen seelischen Verfassung des Menschen länger und kürzer sein, als es dem Gang der Uhren entspricht. Sie fließt langsamer dahin im Zustand quälender Langeweile und ängstlicher Erwartung, so dass sich die Minuten zu Stunden dehnen, oder sie verschwindet im angeregten Gespräch, so dass man sich hinterher wundert, wo die Zeit geblieben ist.
Der falsche Umgang mit der Zeit kann zu psychischen Erkrankungen wie Depressionen, Angstzuständen und Phobien führen. Diese wird Dr. Kristian Reinhold, Oberarzt der Klinik für Psychatrie/Verhaltensmedizin/Psychosomatik der Klinikum Chemnitz gGmbH, in seinem Vortrag "Zeitbegriff und Alter aus der Sicht des Psychiaters" am 28. April 2010 an der TU Chemnitz, Straße der Nationen 62, Raum 305, eingehend erklären und die Unschärfen ärztlicher Prognostik erläutern. Denn nur ein erweiterter Zeitbegriff in Theorie und Praxis ermöglicht dem Arzt oder Therapeuten ein differenzierteres Verständnis seines Patienten und damit die Chance zu einer individuelleren und möglicherweise erfolgreicheren Therapiefindung. Die Veranstaltung beginnt um 17.30 Uhr und findet statt im Rahmen der Vortragsreihe "Medizin im Spannungsfeld zwischen Wissenschaft und Gesellschaft", einer Kooperation zwischen der TU Chemnitz und der Klinikum Chemnitz gGmbH. Der Eintritt ist frei.
(Autorin: Anett Stromer)
Katharina Thehos
21.04.2010