Trauer um einen Geographen, der über Grenzen blickte
Am 22. Juni 2010 verstarb Prof. Dr. Peter Jurczek, Inhaber der Professur für Sozial- und Wirtschaftsgeographie
Prof. Dr. Peter Jurczek Foto: Ilona Scherm |
Die Situation der Grenzregion zwischen Sachsen und Tschechien lag ihm ebenso am Herzen wie die regionalen Entwicklungsprozesse in Neuseeland, Malaysia, Korea und Kanada: Prof. Dr. Peter Jurczek, der am 22. Juni 2010 nach schwerer Krankheit im Alter von 60 Jahren verstarb. Seit 1994 hatte er die Professur für Sozial- und Wirtschaftsgeographie an der TU Chemnitz inne.
Seit 2003 war Prof. Jurczek Wissenschaftlicher Koordinator des "Sächsisch-Tschechischen Hochschulzentrums" sowie seit 2006 des Nachfolgeprojektes "Sächsisch-Tschechisches Hochschulkolleg". Im vergangenen Jahr konnte - ebenfalls unter seiner Leitung - die "Sächsisch-Tschechische Hochschulinitiative" ihre Arbeit aufnehmen, für die es Jurczek gelungen war, eine Förderung von mehr als 1,5 Millionen Euro aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) zu erhalten. Durch mehrere Bildungsaktivitäten trägt die Hochschulinitiative zur Weiterqualifizierung von Wissenschaftlern, Studierenden und Praktikern aus Unternehmen und Fachverbänden über die sächsisch-tschechische Grenze hinweg bei. 2009 initiierte Peter Jurczek in Korea eine Ferienstraße - die vierte "Romantische Straße" der Welt, die künftig mehr Touristen ins Land locken soll. Ein weiterer Schwerpunkt seiner Arbeit war das Studium weltweiter regionaler Entwicklungsprozesse sowie von Global Cities.
Geboren wurde Peter Jurczek in Frankfurt am Main, wo er bis 1976 die Fächer Geographie, Politik- und Erziehungswissenschaften studierte und 1980 im Fach Geographie promovierte. Sieben Jahre später wurde er an der Universität Bayreuth habilitiert, wo er anschließend als Privatdozent arbeitete. Nach Tätigkeiten als Lehrbeauftragter in Bamberg, Weimar, Chemnitz und Zwickau sowie einer Vertretungsprofessur an der Universität Hamburg, übernahm Jurczek 1993 die Vertretung der Professur für Sozial- und Wirtschaftsgeographie an der TU Chemnitz-Zwickau, auf die er im folgenden Jahr berufen wurde.
Während seiner wissenschaftlichen Laufbahn erhielt er zahlreiche Ehrungen, darunter im Jahr 2003 das Bundesverdienstkreuz. Er war Herausgeber der Schriftenreihen "Kommunal- und regionalwissenschaftliche Arbeiten online" und "Beiträge zur Kommunal- und Regionalentwicklung" sowie Mitveranstalter des Symposiums für Politik und Regionalwissenschaften an der TU Chemnitz. Zuletzt trug er maßgeblich zur Verankerung der Europa-Studien an der Philosophischen Fakultät der TU Chemnitz bei. Er war Mitglied des Forums für Europäische Studien, Mitherausgeber der Schrift "Europäische Forschungsperspektiven" und Gründungsmitglied des Instituts für Europäische Studien, dessen Direktor er bis zu seinem Tod war.
"Wir verlieren einen hoch geschätzten Kollegen, durch dessen vielfältige Aktivitäten im sächsisch-tschechischen Grenzgebiet es der TU Chemnitz gelungen ist, insbesondere die binationalen Kooperationen zwischen den Universitäten und Unternehmen beider Länder voranzutreiben und ein Netzwerk auszubauen", sagt Prof. Dr. Klaus-Jürgen Matthes, Rektor der Technischen Universität Chemnitz.
Das Institut für Europäische Studien hat ein Kondolenzbuch eingerichtet.
Katharina Thehos
22.06.2010