Als Erasmus-Studentin im warmherzigen Irland
Technikkommunikation mal ganz praktisch und im Team: Studentin Adeline Nahrstedt berichtet von ihrem Aufenthalt an der Universität in Limerick
Eine Weisheit aus Irland besagt "Nimm dir Zeit, um froh zu sein, es ist die Musik der Seele." Somit beschreibe ich die Menschen aus Irland als absolut warmherzige Seelen. Sie lassen sich ihre Freude nicht nehmen - auch in Zeiten der Not und Unterdrückung nicht. Heute, durch die Weltwirtschaftskrise verursacht, stehen Bauarbeiten still und jeder sucht händeringend nach Arbeit. Trotzdem wird gelacht und getanzt in den Pubs und das Coole ist: fast jeder kann ein Instrument spielen.
Wenn man als Ausländer in ein anderes Land kommt, ist zunächst alles fremd. Ich fühlte mich jedoch in Limerick sofort herzlich willkommen. Zugegeben, ich habe noch nie ein freundlicheres Volk erlebt mit solch einer Liebe zum Geben wie die Iren. Am Ende will man einer von ihnen sein. Nun nehme ich doch wenigstens ein Stück irisches Gefühl mit ins kühle Deutschland.
"At the University of Limerick - kurz: UL" kümmerte sich das internationale Office um alle internationalen Studierenden mit einem umfassenden Empfangsprogramm. Auch die letzten Sorgen wurden uns hier genommen und Antworten auf unsere Fragen gegeben. Bekomme ich noch eine Unterkunft? Wo sind meine Uniteile? Wie suche ich mir meine Veranstaltungen heraus und wann sind Fristen gesetzt? Erst einmal angekommen, konnten wir unsere Kurse in Ruhe zusammenstellen.
Empfehlenswert ist ein kurzer Besuch im Accomodation Office. Eine engagierte Frau sucht für jeden die passende WG heraus. Ich selbst habe off-campus gewohnt. Hier hatte jede WG ihr eigenes kleines Haus. Im Gegensatz dazu ist on-campus das Wohnen in einem der Studentendörfer, vergleichbar mit einem Wohnheim. Dieses wird bewacht gegen "Eindringlinge" und Partys, die länger als 24 Uhr stattfinden. Die off-campus Häuser werden privat vermietet und sind im Vergleich oft billiger. Man trifft in der Wohngegend viele irische Studierende, aber es gibt vereinzelt auch Häuser komplett mit Studenten aus aller Welt. In meinem Semester, dem spring term, waren die Spanier am meisten vertreten. In der Limerick Stadt habe ich viele Brasilianer getroffen. Ich glaube, dass aus den United States auch recht viele kamen. Meine WG war kunterbunt gemischt. Sie bestand aus mir, einer Holländerin, einer Isländerin und einem Finnen. Sie sind mir sehr ans Herz gewachsen.
Irland ist leider ein teures Pflaster, das weiß jeder. Trotzdem hatten wir tolle Dinner-Abende oder leisteten uns Unternehmungen in die herrliche irische Landschaft. Organisierte Trips waren auch bezahlbar. Es entwickeln sich Freundschaften, die ein Netz über die ganze Welt spannen und für die Ewigkeit bestimmt sind.
At UL kann man unzähligen Vereinen und Interessengruppen beitreten. Das Angebot reicht von Skydiving, Fechten, Kajaken bis hin zu Rugby und meinem persönlichen Favoriten, den UL Boarders. Da findet jeder für sich etwas Passendes. Alle Clubs stellen sich beim Empfangsprogramm vor und eine Mitgliedschaft kostet meist nur fünf Euro. Beliebt waren organisierte Trips zu Städten wie Galway oder Cork, auch über ein ganzes Wochenende. Geldtechnisch hat sich das dann im Rahmen von 30 Euro bewegt. Mit den UL Boarders ging es sogar einmal in die italienischen Alpen zum Snowboarden. Das soll wohl mit eines der besten Trips aller Studentenclubs gewesen sein. Kein Wunder!
Als Erasmus-Student soll man viele Leute und das Land kennenlernen, die Uni aber nicht ganz vernachlässigen. Die Lehre dort ist etwas praktischer orientiert. Ich habe zum Beispiel "Workplace Issues in Technical and Professional Communication" absolviert: Neben der Veranstaltung mit theoretischen Folien gab es ein großes Projekt im Team zu bearbeiten und einen Workshop, in dem die notwendigen EDV-Kenntnisse kompetent übermittelt wurden. Mein Team bestand nur aus irischen Studierenden, die mich absolut ernst genommen haben, auch ohne perfektes Englisch. Für mich ist die Universität in Limerick das perfekte Pendant zur Chemnitzer TU, weil ich Gelerntes anwenden musste und Voraussetzungen für die spätere Praxis vermittelt bekam.
Alles in allem möchte ich jedem ein Erasmus-Semester empfehlen. Die gemeinsame Zeit, die man mit neuen Freunden erlebt, bleibt unvergesslich. Man lernt, die Dinge des Lebens aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten. Am Ende, denke ich, wird die Lust zum Reisen jeden packen. So wie bei mir. Liebe Grüße an Eveline, Kristin, Fanny, Cici, Timo und an viele andere mehr. Ich komme Euch besuchen!
(Autorin: Adeline Nahrstedt, Studentin der Technikkommunikation)
Mario Steinebach
25.10.2010