Schadensdetektion goes online
Thomas Graichen aus Thüringen studiert seit 2007 Elektrotechnik an der TU Chemnitz. Derzeit entwickelt er die Internetanbindung für ein Überwachungssystem, das Schäden in Bauteilen erkennt
Mathematik, Physik und Chemie haben Thomas Graichen aus dem thüringischen Altenburg schon in der Schule Spaß gemacht. Sein Interesse und Talent waren ein Grund, sich 2007 für den Studiengang Elektrotechnik an der TU Chemnitz einzuschreiben, jedoch nicht der einzige: "Ein wichtiges Argument waren für mich auch die guten Jobchancen nach dem Abschluss", sagt der 23-Jährige, der sich schon vor der Studienwahl eingehend mit den Zukunfts- und Arbeitsmarktperspektiven seiner Wunschrichtung beschäftigte. Zudem weiß er die gute Ausstattung der Fakultät für Elektrotechnik und Informationstechnik sowie das große Angebot an studentischen Nebenjobs zu schätzen. "Hiwi-Stellen gibt es bei uns immer. Erstens kann man sich so etwas dazuverdienen und ist zweitens an unterschiedlichen Projekten beteiligt", sagt der Student, der selbst schon als Hilfskraft an den Professuren Mess- und Sensortechnik sowie Schaltkreis- und Systementwurf beschäftigt war.
An letzterer schreibt Graichen gerade seine Studienarbeit. "Ich beschäftige mich mit einem System, das Schäden in Bauteilen aus Faserverbundkunststoffen erkennt. Damit die ermittelten Schädigungen von überall aus abrufbar werden, entwickle ich eine Anbindung an das Internet, indem ich das bestehende System um eine Ethernetschnittstelle erweitere", erklärt der Student. "Außerdem geht es mir darum, den detektierten Schaden grafisch anschaulich und nutzerfreundlich darzustellen - zum Beispiel für einen Kontrolleur, der auf Materialveränderungen reagieren muss." Die Schäden in Form von Faserbrüchen oder -rissen werden vom Überwachungssystem sozusagen "gehört": Die im Moment der Schädigung erzeugten Geräusche verbreiten sich in Form akustischer Wellen beziehungsweise Schwingungen. Spezielle Sensoren erfassen diese "akustischen Emissionen" und wandeln sie in elektrische Signale um. Diese werden wiederum an eine Datenerfassungseinheit weitergegeben, wo der Zustand des überwachten Bauteils beurteilt werden kann. Graichens Studienarbeit, die er im Juli abschließen will, ist Bestandteil eines vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten Projekts, an dem sich die Professuren Schaltkreis- und Systementwurf, Mikrosystem- und Gerätetechnik, Strukturleichtbau und Kunststoffverarbeitung sowie Marketing und Handelsbetriebslehre beteiligen.
Wie unschwer zu erkennen ist, sind männliche Studenten wie Thomas Graichen an der Professur für Schaltkreis- und Systementwurf, wie auch an der gesamten Fakultät, deutlich stärker repräsentiert als ihre weiblichen Kommilitonen. Zum Thema Frauenquote in der Elektrotechnik hat sich Graichen schon seine eigenen Gedanken gemacht: "Ein höherer Frauenanteil würde allen Studierenden zugutekommen", meint er. Seine Begründung: "Frauen haben oft eine andere Denk- und Herangehensweise. Außerdem fragen sie öfter mal nach und nehmen Dinge nicht einfach so als gegeben hin. Das zeigt dann oft auch anderen Studenten, dass und wo sie selbst eigentlich noch Wissenslücken haben." Aufgrund der vielfältigen und guten Berufsaussichten rät Graichen gerade auch Mädchen zu mehr Mut zur Technik. "In der elften und zwölften Klasse, wenn sich die Schülerinnen oft längst für ein nichttechnisches Profil entschieden haben, ist es natürlich schwieriger, Überzeugungsarbeit zu leisten." Dass man es als Frau in einem technischen Beruf weit bringen kann und derartige Hochschulabschlüsse am Arbeitsmarkt stark nachgefragt werden, müsse stattdessen schon in der Kindheit vermittelt werden.
(Autorin: Franziska Männel)
Mario Steinebach
21.04.2011