Chemnitzer Nachwuchsdiplomaten in den USA
Einblick ins Reisetagebuch: TU-Studierende vertraten bei der weltweit größten UN-Simulation in New York die Interessen der Türkei - die Chemnitzer Delegation erhielt zwei Auszeichnungen
Zwölf Studierende der TU Chemnitz nahmen in New York an der weltweit größten UN-Simulation teil. Auf der so genannten National Model United Nations-Konferenz (NMUN) schlüpften die Studenten in die Rolle von Diplomaten und vertraten die Interessen der Türkei. Für die Leser von "Uni aktuell" berichteten sie täglich von ihren Erlebnissen.
Tag 12: Donnerstag, 5. April
Das Beste kommt zum Schluss…
Müde machten wir uns am Donnerstag auf zu den Vereinten Nationen. Endlich war es soweit und wir durften die "Heiligen Hallen der Weltpolitik" betreten. Ehrfürchtig bestaunten wir das - für uns überraschend alte und baufällige Gebäude - und waren dennoch beeindruckt, denn hier werden schließlich viele wichtige politische Entscheidungen getroffen, die die Zukunft der internationalen Staatengemeinschaft beeinflussen.
"Delegates, please find your seats, we are now in formal session", die letzte Sitzung war damit offiziell eröffnet. Wir durften genau wie die echten Diplomaten über die Resolutionen und Verträge abstimmen, die wir in den vergangenen Tagen erarbeitet haben. Das war ziemlich aufregend und die Resolutionen, an denen wir mitgearbeitet haben, wurden allesamt verabschiedet. Die Anstrengung der letzten Tage stand nahezu allen Delegierten ins Gesicht geschrieben und doch sind wir überglücklich, es endlich geschafft zu haben.
Der erste Höhepunkt unseres Tages war die Closing Ceremony. "Never give up, try always to make the world a better place”, schloss Andrew Ludlow, der Generalsekretär der National Model United Nations Conference, unserer UN-Konferenz, seine Abschlussrede. Danach wurden die besten Delegationen für ihre Arbeit mit Awards ausgezeichnet. Die Chemnitzer Delegation konnte erneut zeigen, was in ihr steckt, und wie in den vergangenen Jahren wurden wir ausgezeichnet.
Das "Outstanding Position Paper" für die Vorbereitung unserer Arbeit in der Organisation für Islamische Zusammenarbeit (OIC) ging dieses Jahr ebenso nach Chemnitz, wie eine Auszeichnung als "Honorable Mention Delegation". Mit dieser wurden wir für unsere aktive und realitätsgetreue Arbeit während der Konferenz belohnt. Stolz und überglücklich nahmen die Head-Delegates Teppo Laakso und Oliver Krause, stellvertretend für die ganze Gruppe, die Auszeichnungen entgegen.
Der zweite Höhepunkt des Tages war ein Ausflug zur Metropolitan Opera, wo wir den Abend bei Guiseppe Verdis Oper "Macbeth" ausklingen ließen. Obwohl wir mit der Müdigkeit zu kämpfen hatten, da die vergangenen Tage sehr anstrengend und lang waren, war die Inszenierung so spannend, dass niemand den Blick von der Bühne wenden konnte. Danach hieß es schnell zurück ins Hotel, denn der große Konferenzabschluss und -höhepunkt stand noch aus: der Delegate Dance. Gemeinsam feierten wir mit unseren "Diplomatenkollegen" bis in den frühen Morgen unsere Zeit in New York und neu geschlossene Freundschaften. Wir plauderten mit Studenten aus Japan, Kanada, Italien, Brasilien und vielen anderen Ländern mehr und immer wieder hörte man: "NMUN really changed my life!"
Die Zeit in den USA ist schnell vergangen und wir hatten eine wunderbare Zeit. Trotzdem freuen wir uns alle auf auch ein bisschen auf zuhause und vor allem darauf, ein wenig Schlaf nachzuholen. Allen Lesern unseres Tagebuchs danken wir für ihr Interesse und wünschen frohe Ostern.
(Autoren: Oliver Krause und Susanne Günther)
Tag 11: Mittwoch, 4. April
Die harte Arbeit hat sich gelohnt, die Resolutionen sind verabschiedet!
Morgens um halb 9 in New York: Gezeichnet von den Strapazen der langwierigen und intensiven Verhandlungen der vergangenen Tage und erneut mit Kaffee bewaffnet, trafen wir uns für die alles entscheidende Runde der NMUN-Konferenz. Der Morgen begann mit letzten Korrekturen an den Arbeitspapieren, wonach die sogenannten Working Paper zur finalen Korrektur beim Vorsitz der jeweiligen Komitees eingereicht wurden. Aus diesen entstanden erste Entwurfsresolutionen, die verteilt wurden und eine neue Verhandlungsrunde begann.
Unter Hochdruck wurden die Entwurfsresolutionen gelesen, beurteilt und innerhalb der Co-Delegation eine Position zu den jeweiligen Thesen der vorgeschlagenen Resolutionen ausgearbeitet. Um auf die vorgestellten Entwurfsresolutionen noch Einfluss nehmen zu können, werden sogenannte Amendments als Erweiterungen verfasst. Hier begann die wahre Arbeit. Nur bei eigenen Entwürfen kann mit der Stimme aller Beteiligten Inhalt hinzugefügt oder auch ersetzt werden, um entweder neue eigene Ideen einzubringen oder auf die Vorschläge anderer eingehen zu können.
Bei sogenannten unfreundlichen Erweiterungen mussten allerdings mindestens 20 Prozent der Stimmen der vertretenen Länder als Unterstützer gewonnen werden, was oft als Tauschgeschäft abgehandelt wurde. Die Mittagspause nutzten wir, um letzte Kräfte für die anstehende Abstimmung zu mobilisieren und mit anderen Ländern die Wahlstrategie abzustimmen, um sicherzustellen, dass die eigene ausgearbeitete Entwurfsresolution eine Mehrheit finden würde.
Es folgten zähe Wahlprozeduren, bei denen strikt darauf geachtete wurde, dass niemand den Raum verlässt. Nach intensiven Stunden, kamen am Ende alle erschöpft, aber zufrieden mit ihrer Arbeit und den zahlreichen verabschiedeten Resolutionen aus den Komitees geströmt. Obwohl die letzte Abstimmung erst morgen in den Vereinten Nationen simuliert werden wird, ließen wir den heutigen Abend erschöpft, aber zufrieden und ausgelassen ausklingen.
Auf den morgigen Tag sind wir besonders gespannt, denn dann geht es in das Hauptquartier der "echten" Vereinten Nationen. Und natürlich erwarten wir gespannt, ob wir für unsere Arbeit mit einem der begehrten Awards belohnt werden.
(Autoren: Linda Jansen und Wiebke Tausch)
Tag 10: Dienstag, 3. April
Kaffee ist die beste Medizin
6.30 Uhr klingelte mit leuchtendem Bildschirm der Handywecker im Hotelzimmer des Sheraton Hotels. Nach etwa vier Stunden Schlaf begann für die Chemnitzer Studenten der morgendliche Marathon: Duschen, Zähne putzen, in ein frisches Hemd schlüpfen und mit geübter Hand die Krawatte binden. Es blieb nicht viel Zeit zum Frühstücken und mit einem Brötchen und jeder Menge Kaffee "bewaffnet", verließen die Chemnitzer "Head Delegates" die Hotelzimmer, denn täglich um 7.30 Uhr treffen sich Vertreter aller Universitäten des NMUN-Projektes. Es werden Anregungen, Probleme oder Hinweise rund um das Planspiel besprochen.
Offizieller Beginn der Sessions ist eine Stunde später, doch diplomatische Schachzüge, Strategien und Besprechungen wurden bereits vorher entwickelt. Am Morgen ging es nur noch darum, ausgearbeitete Papiere weiterzuentwickeln und mit anderen Gruppen zu besprechen. Schließlich ist ein allgemeiner Konsens das Ziel und ähnliche Inhalte sollen zusammengeführt werden. Der individuelle Einfluss einzelner Delegationen auf die Papiere spielt dabei eine große Rolle. Die Verfasser verabschiedeter Resolutionen haben gute Chancen auf die begehrten Awards, die nur die besten Delegationen beim größten Planspiel der Welt erhalten.
Es ist 14 Uhr: Mehr als Hundert Hände streckten aufgeregt die "Placards" in die Luft, als der Leiter der Generalversammlung nach freiwilligen Rednern fragt. Es ist eine einmalige Möglichkeit, die eigene Position zu vertreten und entwickelte Lösungsansätze zu verdeutlichen. Diese Chance muss gut vorbereitet sein und unsere Faculty Advisorin Susanne Günther beriet jeden einzelnen, um die Reden detailliert vorzubereiten.
Im Laufe des Nachmittags gab es eine angenehme Abwechslung, denn wir hatten die Möglichkeit, im Rahmen des sogenannten Speaker`s Program, Vorträge "echter" UN-Diplomaten zu hören. Diese waren speziell auf unsere Komitees zugeschnitten. Dabei berichteten erfahrene Referenten über ihren Alltag und gaben uns einen tieferen Einblick in die Arbeit und die aufkommenden Probleme innerhalb der Vereinten Nationen. Nach drei Tagen anstrengender Diskussionen gab es überraschende Erkenntnisse, die sogleich in unserer Arbeit einflossen, die am heutigen Tage noch bis circa 1 Uhr morgens andauerte.
Es gab wichtige Fortschritte in den einzelnen Komitees der Chemnitzer Delegierten. Die erarbeiteten Inhalte wurden schriftlich bei den einzelnen Direktoren eingereicht, um nach eventuellen Änderungen den Status einer "Entwurfsresolution" zu erhalten. Angeregte Diskussionen erstreckten sich bis in die späten Abendstunden und mit müdem Blick berichteten wir unsere Ergebnisse bei unserem allabendlichen Meeting gegen 23 Uhr. Danach hieß es "back to debate", um auch bei den letzten Gesprächen dabei zu sein.
Wir alle sind gespannt auf morgen, denn im Abstimmungsprozess kommt es nun darauf an, unsere Inhalte durchzusetzen und schließlich in die Resolution einfließen zu lassen.
(Autoren: Marco Berger und Julia Drobner)
Tag 9: Montag, 2. April
Diplomatie bedeutet reden reden reden…
New York - die Stadt, die niemals schläft. Getreu diesem Motto traf sich die türkische Delegation bereits einige Stunden vor dem Beginn der Sitzungen, um Strategien zu besprechen und an ihren Reden zu feilen. Susanne Günther, unsere Faculty Advisorin, gab nützliche Tipps. Einige Nachwuchsdiplomaten waren anschließend mit anderen Delegationen verabredet, um gemeinsame Interessen zu Papier zu bringen.
Nachdem gestern die Agenda für die Komitees festgelegt wurde, ging es heute hoch her. Die inhaltliche Arbeit wurde aufgenommen. In den großen Komitees, mit über 300 Teilnehmern, war der Verhandlungsprozess entsprechend schwierig und aufwendig. Vor allem aber mussten wir reden und nochmals reden, um unsere Positionen zu vermitteln.
Zum ersten Mal wird dieses Jahr neben den üblichen Resolutionen auch ein internationaler Vertrag zum Waffenhandel geschrieben. Wir, die türkische Delegation, vermittelten erfolgreich zwischen den europäischen Staaten und Asien und setzten uns mit Kriegsschiffen, Munitionen und internationaler Kooperation auseinander.
Auf der Konferenz über nachhaltige Entwicklung (Rio+20) konnten die Chemnitzer Delegierten einen Ausgleich zwischen Nord und Süd aushandeln und gleichzeitig türkische Interessen durchsetzen. Im Mittelpunkt der Debatte stand Green Economy: Nachhaltiges Wirtschaften ist für die internationale Staatengemeinschaft ein komplexes und bedeutendes Konzept.
Nach dem Ende der offiziellen Sitzung stand allen Delegierten die Anstrengung der vergangenen Stunden ins Gesicht geschrieben - der Ruf nach Eis, Cola und Pizza war entsprechend laut. Auch beim nächtlichen Snack wurde weiter verhandelt. Nun noch ein paar Stunden Schlaf, bevor wir morgen weiter an unseren Entwurfsresolutionen schreiben…wir sind im Diplomatenalltag angekommen.
(Autoren: Irina Knyazeva und Sascha Kraus)
Tag 8: Sonntag, 1. April
Lasst die Spiele beginnen - I hereby declare the NMUN Conference 2012 as open!
Nach einem leckeren, typisch amerikanischen Pancake-Frühstück, bei dem vor allem der "Berry Berry Jummy Jummy Pancake" den Gaumen kitzelte, warf sich die Chemnitzer Delegation in Schale. Denn ab jetzt heißt der Dresscode "Western Business" oder mit den Worten unseres Faculty Advisors: "schick schick".
Los ging es mit dem Rules-Workshop, der uns noch einmal einen Überblick über die Regeln und den Ablauf der Simulation gab. Sascha Kraus und Anne Brösel nahmen außerdem an einem Workshop für die Konferenz über den Waffenhandelsvertrag teil, da diese Konferenz das erste Mal bei NMUN simuliert wird und hier zusätzliche Regeln zu beachten sind.
Die Eröffnung der Konferenz, die Opening Ceremony, fand im Ballsaal des Sheraton Hotels statt, der von über 2.000 Jung-Diplomaten bevölkert wurde. Nach einer kurzen Einführung hielt H.E. Mr. Talaibek Kydyrov, der Permanent Representative der Republik Kirgistan, eine Gastrede über die aktuelle politische Lage in Kirgistan und der Welt. Im Anschluss an die Eröffnungszeremonie begab sich jedes Komitee-Team in den für sie vorbereiteten Konferenzsaal und dann ging es auch schon los. In der Konferenz über nachhaltige Entwicklung wurde das Thema Green Economy ausgewählt und erste "working groups" wurden gebildet.
In der Organisation der Islamischen Konferenz konnten die Chemnitzer mit ersten Reden punkten und in den verschiedenen Gremien der Generalversammlung wurden Themen von Cyber Warfare über Wassermanagement bis hin zu Menschenhandel erörtert. Auch im Komitee über den Waffenhandelsvertrag wurde schon heftig debattiert. Nachdem die erste Session gegen 22 Uhr zu Ende ging, begaben sich Oliver Krause und Teppo Laakso noch zum Head Delegates Treffen. Anschließend trafen sich alle noch kurz zum Gruppentreffen und fielen dann sehr erschöpft aber auch motiviert für die folgenden Tage ins Bett.
(Autoren: Sebastian Heinzig und Anne Brösel)
Tag 7: Samstag, 31. März
Und dann wurde es dunkel...
Ein letztes Briefing und Training rundete die Vorbereitung unserer Delegation gegen Mittag ab. Perfekt vorbereitet und für alle Eventualitäten gewappnet, kann die Simulation morgen nun kommen. Der restliche Tag stand für Ausflüge, selbstständige Vorbereitung und ein letztes entspanntes Atemholen zur Verfügung.
Vom Hotel aus führte uns unsere Erkundungstour entlang des Broadways durch Manhattan. Vorbei am Theatre District, dem Teil der Welt mit den meisten derzeit spielenden Musicals, ging es weiter zum Times Square. Auf dem Weg Richtung Südspitze durfte die wohl bekannteste Arena, der Madison Square Garden, nicht fehlen. Die wichtigsten Stadtbezirke und Gegenden in Manhattan wurden durch uns erkundet: Soho, Tribeca, die Wall Street, East Village…
Einige Delegierte wagten sich auch etwas höher in den Norden New Yorks, um am späten Nachmittag das berühmte Guggenheim Museum, in dem man einen einzigartigen Einblick in die moderne Kunst bekommt, zu besichtigen. Das Hauptaugenmerk der aktuellen Sammlung liegt dabei auf den Kunstwerken des Künstlers John Chamberlain, der seine Werke als abstrakten Expressionismus in drei Dimensionen darstellt. Für den Laien nur zusammen gewürfelte und gefärbte Blechformen, aber für den Experten moderne Kunst in ihrer Vollendung. Das Guggenheim Museum sowie die Grand Central Station waren nur ein paar der Sehenswürdigkeiten, die wir in New York entdeckten.
Ab 20.30 Uhr wurde es dann nicht nur in der Hotellobby sondern auch in weiteren Teilen der Stadt dunkel. Unter der Aktion "Licht aus" (Earth Hour) gingen zum Beispiel für eine Stunde die Lichter am Empire State Building aus. Die vom World Wildlife Fund (WWF) initiierte Aktion sollte auf den Klimawandel aufmerksam machen. Aktionen dieser Art machten uns wieder einmal deutlich, dass selbst in einer Stadt, in der es selbst nachts taghell ist, ein Umdenken bezüglich des Klimaschutzes stattfindet.
Nachdem der kulturelle Teil nun zu einem Abschluss kam, geht es morgen mit den politischen Diskussionen bei der 2012 NMUN-Konferenz los. Wir sind gespannt!
(Autoren: Jakob Landwehr und Sarah Heese)
Tag 6: Freitag, 30. März
Nice to meet you, Mr. Ambassador!
Pünktlich um 9 Uhr versammelten wir uns heute, in Anzug und Kostüm gekleidet und mit großen Bechern voll Kaffee bewaffnet, in der Lobby des Sheraton Hotels. Unser Tagesplan sah Besuche bei der Ständigen Vertretung Deutschlands bei den Vereinten Nationen und anschließend beim türkischen Äquivalent vor.
Zu Fuß ging es durch das quirlige Manhattan. Das Straßenbild ist geprägt von gelben Taxis, Blackberrys und Menschen in Businesskleidung. Diplomanten, Broker, Journalisten - hier treffen Wirtschaft und Politik aufeinander und für ein paar Tage sind wir Teil dieser Welt.
Der Empfang in der deutschen UN-Vertretung war herzlich. Doch es war nicht die Begegnung mit einem echten Diplomaten der uns in Erstaunen versetzte, sondern der atemberaubende Blick auf die Skyline Manhattans. "Wir versuchen eigentlich jedes Meeting in diesem Raum abzuhalten - eben wegen dieses Ausblicks", kommentierte der Referent Herr Bernward Geier lachend unsere Begeisterung. Das anschließende Gespräch war geistreich und machte uns Spaß.
Wir verabschiedeten uns bereits nach einer Stunde und eilten - fast wie echte Diplomaten unter Zeitdruck - zur türkischen Vertretung bei den Vereinten Nationen. Überrascht stellten wir fest, dass gleich fünf Referenten auf uns warteten - darunter der stellvertretende UN-Botschafter persönlich. Unter dem strengen Blick Mustafa Kemal Atatürks, der uns aus seinem goldenen Rahmen anschaute, debattierten wir, stilecht bei einer Tasse türkischem Tee, über die türkische Außenpolitik. Unsere Gastgeber behandelten uns auf Augenhöhe und brillierten mit viel Fachwissen. Zum obligatorischen Fototermin erschien sogar der Botschafter persönlich. Staatsmännisch reichte er jedem von uns die Hand, dankte für den Besuch und wünschte uns für die kommende Simulation viel Erfolg
Es ist Nachmittag als wir das Gebäude wieder verlassen. Das UN-Headquarter ist in Sichtweite. Es ist ein schlichter und unscheinbarer Ort, nicht zu vergleichen mit dem imposanten Empire State Building oder dem Chrysler Building, das alle Gebäude überragt. Hier sprechen Präsidenten, Bundeskanzlerinnen, Premierminister, Könige - Diktatoren und Demokraten gleichermaßen. Hier werden Resolutionen verabschiedet, die über das Schicksal ganzer Völker entscheiden und auf Jahre bestimmen. Hier wird über die Ordnung der Welt mitentschieden. Erst in einigen Tagen werden wir tatsächlich in den "Hallen politischer Macht" stehen. Aber unsere Aufregung wächst.
Die verbleibende freie Zeit nutzten wir, um das Museum of Modern Art (MOMA), das Empire State Building und den Central Park zu besuchen. Am späten Abend fand dann ein letzter Termin statt. Susanne Günther, unser Faculty Advisor, hörte sich die Eröffnungsreden der einzelnen Teams an und gab uns nützliche Tipps, die uns am Sonntagabend auf der Konferenz einen guten Start ermöglichen werden. Bei einem Becher Eis beendeten wir unseren Tag weit nach Mitternacht. Wir sind in New York angekommen!
(Autoren: Wiebke Tausch und Marco Berger)
Tag 5: Donnerstag, 29. März
New York, New York…
Übermüdet aber gut gelaunt versammelten wir, die Chemnitzer Teilzeitdiplomaten, uns an diesem donnerstäglichen, traumhaften Frühlingsmorgen in der Lobby unserer Washingtoner Unterkunft. Nach nur vier Tagen in Washington D.C. ist die Zeit zum Abschiednehmen bereits gekommen.
Nach dem Check Out ging es mit der U-Bahn nach Chinatown. Von dort fuhren wir mit dem Bus nach New York City und dem Höhepunkt unseres Abenteuers entgegen. Anne Brösel, Sarah Heese und Sascha Kraus diskutierten leidenschaftlich über die Mittlerrolle, die die Türkei in den Verhandlungen über ein Ende des Syrischen Bürgerkriegs einnimmt. Teppo Laakso und Wiebke Tausch stellten hingegen die Sinnhaftigkeit von Türschlössern bei 24-Stunden-Tankstellen in Frage - eine amerikanische Skurrilität, die sie seit Tagen sehr beschäftigte. Und ganz nebenbei wurde während der vierstündigen Fahrt den Reden für die Eröffnung der NMUN-Konferenz der letzte Schliff verpasst.
Wir verließen DC mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Obwohl nur 800.000 Einwohner groß und damit relativ klein im Vergleich zu anderen Hauptstädten, umgibt Washington doch eine politische Aura, die man glaubt, mit den Händen greifen zu können. Es ist eine Stadt mit Charakter und schnell haben wir ihre aufgeschlossenen Menschen, ihre geschichtsträchtigen Bauten und ihr stilvolles Nachtleben kennen und schätzen gelernt.
Es ging auf die Interstate 95 - dem Äquivalent zur deutschen Autobahn - in Richtung New York. Statt blühenden Kirschbäumen erwartete uns ein Wald aus Wolkenkratzern. New York, die Stadt, die niemals schläft. Hier ist alles gigantisch, laut, hell und lebendig: Im Vergleich dazu war Washington ein ruhiger Kurort. Dass die ruhigen Zeiten hinter uns liegen, merkten wir spätestens als der Kampf um das Taxi begann. Wer hoffte, hinter den getönten Scheiben Ruhe zu finden, der irrte. Das Großstadtfeeling erfasste uns und wird uns die nächsten Tage sicherlich nicht mehr loslassen.
In der Lobby des Sheraton Hotels wurden wir herzlich von unserer Faculty Advisorin Susanne Günther begrüßt. Es blieb kaum Zeit, von den Ereignissen der letzten Tage zu berichten - das Kick-off-Dinner im Restaurant Gossip stand an. Nach dem Essen kannten wir nur ein Ziel: den Time Square. Nirgendwo ist New York bunter und internationaler. Tausende Menschen säumen den Platz, lachen, schießen Fotos und lassen sich von dem einzigartigen Charme der Stadt verzaubern. Wir freuen uns auf eine spannende Zeit in New York City und schlenderten zufrieden zum Hotel zurück. NMUN 2012 beginnt jetzt!
(Autoren: Linda Jansen und Oliver Krause)
Tag 4: Mittwoch, 28. März
Eine kulinarische Weltreise bei der World Bank mit Zwischenstopp am Weißen Haus
Nach der intensiven Auseinandersetzung mit der Türkei und Deutschland durch die Besuche bei den jeweiligen Botschaften wurde es heute deutlich internationaler. Pünktlich 10 Uhr morgens nahmen wir, die Chemnitzer Delegation, unseren letzten offiziellen Besuch in Washington wahr. Auf dem Programm stand die World Bank Group. Dort wurden wir von Frau Angelica Silvero, Head of the Speakers Bureau der Operational Communications, herzlich empfangen. In den folgenden zwei Stunden wurden wir über die Aufgaben, die Arbeitsweise, die Geschichte und die Struktur der World Bank ausführlich informiert. Abgerundet wurde der Vortrag durch einen Crashkurs in Sachen Evaluation der Arbeit der Weltbank durch eine Mitarbeiterin der IEG, der sogenannten Independent Evaluation Group. Im Anschluss wurden alle unsere Fragen kompetent und eingehend beantwortet.
Der kulinarische Höhepunkt des Tages war dabei sicherlich der Besuch der Kantine, wo Essen aus allen Regionen der Welt angeboten wurde. Eine willkommene Stärkung für das restliche Programm des Tages, das wir selbst gestalten konnten. Am vierten Tag unseres Washingtonaufenthaltes wurde es Zeit, bei Obama vorbeizuschauen und dem Weißen Haus einen Besuch abzustatten. Außerdem erkundeten wir die kulturellen Schätze der Stadt ausführlicher. Leider konnte die Chemnitzer Delegation den Präsidenten nur auf einer Postkarte sehen, wobei ein persönlicher Empfang wohl nur an seiner Abwesenheit gescheitert sein mag.
Stattdessen führte der Weg zu einem der zahlreichen Museen der National Gallery of Art. Nahezu alle Kunstepochen - von Leonardo da Vinci über Vermeer bis hin zu van Gogh sind dort vertreten. Wer sich weniger für Kunst-, dafür aber Erdgeschichte interessierte, ging ins Museum of Natural History. Die Vielfalt der Museen in Washington ist erstaunlich und wir könnten noch wochenlang hier bleiben, um sie zu entdecken.
Bevor wir morgen, die wohl "politischste" Stadt der Welt in Richtung New York verlassen, werden wir uns heute ins Washingtoner Nachtleben stürzen. Denn in ein paar Stunden heißt es: "Hello New York, we are here to represent the Republic of Turkey".
(Autoren: Irina Knyazeva und Jakob Landwehr)
Tag 3: Dienstag, 27. März
Termine, Termine, Termine - fast wie richtiger Diplomatenalltag
Am dritten Tag unseres Aufenthaltes in Washington DC machten wir uns am Morgen bei kühlen Temperaturen aber strahlendem Sonnenschein auf zur deutschen Botschaft. Nach einem Sicherheitscheck wurden wir von Christiane Hohmann, Political Counselor aus dem innenpolitischen Referat der Botschaft, freundlich in Empfang genommen. Nach kurzer Einführung in die Arbeitsweise der Botschaft und ihren Arbeitsalltag in Washington wurde der Besuch durch das Aufheulen des Feueralarms unterbrochen. Das komplette Gebäude wurde evakuiert und nach wenigen Minuten war die deutsche Botschaft kurzerhand ins Freie verlegt, wo wir munter weiter über die innenpolitische Lage der USA diskutierten. Kurze Zeit später stellte sich der Feueralarm als Übung heraus und der "normale Arbeitsalltag" der Botschaft konnte wieder weiter gehen.
Als türkische Delegation bei NMUN in New York diskutierten wir natürlich auch über die Rolle der Türkei als Vermittler zwischen Orient und Okzident. Wegen der anstehenden Präsidentschaftswahlen in den USA ist die Hauptaufgabe der deutschen Botschaft, die Geschehnisse rund um die Wahlen zu beobachten und neue Strategien für die kommende Wahlperiode zu erschließen, um zukünftige Absprachen in möglich aufkommenden Krisensituationen zu erleichtern. Zudem diskutierte Christiane Hohmann mit uns auch die kontroverse Energiepolitik Amerikas. Dort wo Europa auf Energieeffizienz und erneuerbare Energien setzt, baut die USA auf die schnelle Lösung der Energieknappheit, zum Beispiel die Gewinnung von Erdgas durch "Fracing", eine geologische Tiefbohrtechnik, bei der durch Benutzung von Chemikalien der Boden gelockert, bzw. aufgebrochen wird. Nicht so umweltfreundlich… Nach einem sehr interessanten Gespräch wurden wir herzlich verabschiedet und Frau Hohmann wünschte uns Jungdiplomaten viel Erfolg bei der kommenden Simulation in New York.
Gut gestärkt - ganz im amerikanischen Stil mit Burger und Milchshake - wurden wir von Dr. Lars Hänsel, dem Direktor der Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS) in Washington empfangen. Er berichtete von seiner Arbeit als Vertreter der KAS in Israel, mit Sitz seines Büros in Jerusalem und seinem Arbeitsalltag dort. Unter anderem nahmen sich Herr Hänsel und sein Team der Integration israelischer Minderheiten und der Unterstützung der Weiterentwicklung der Demokratie durch verschiedene Projekte an. Anschließend bekamen wir noch eine persönliche Einschätzung zu den Vorwahlen in Amerika und einen kleinen Einblick in die Praktikumsmöglichkeiten bei der Stiftung. Herr Dr. Hänsel erfreute sich am Ende über "süße Grüße" aus seiner sächsischen Heimat und wünschte uns weiterhin einen schönen Aufenthalt in Washington und viel Erfolg in New York.
(Autoren: Teppo Laakso und Julia Drobner)
Tag 2: Montag, 26. März
Die Weltpolitik kann kommen - "2525 Massachusetts Avenue, Turkish Embassy, please!"
Kaffee, Taxi, ab in die Botschaft. Bei strahlendem Sonnenschein machten wir "Jung-Diplomaten" uns auf zum Empfang in der Türkischen Botschaft. Behic Hatipoglu, Political Counselor, gab uns in entspannter Atmosphäre einen interessanten Einblick in den Alltag eines türkischen Diplomaten. Iran, Russland, Syrien - auch Brennpunkte aktueller Weltpolitik wurden diskutiert, dabei bekräftigte Hatipoglu mehrmals, dass die Türkei vor allem eine wichtige Brückenfunktion zwischen Orient und Okzident einnimmt. Nachdem unsere Fragen beantwortet waren, bedankte er sich für unser Kommen und wünschte für New York: "Good Luck!"
E pluribus unum - Out of many, one. Am frühen Nachmittag machten wir uns auf zum Capitol, dem Sitz des amerikanischen Kongress‘ und dem wohl bekanntesten Parlament der Welt. Nach einem kurzen Film zur Geschichte und Arbeitsweise trafen wir Mitch, unseren sympathischen Guide. Mit Charme, Witz und Krückstock führte er uns durch die ehrwürdigen Hallen des amerikanischen Machtzentrums. Ein beeindruckendes Gebäude, das fast greifbar Geschichte atmet. Der Spruch "Out of many, one” findet sich auf dem Siegel der USA. Er bezieht sich auf die einzelnen Bundesstaaten der USA, die seit 1782 durch diesen ihre Verbindung zu den Vereinigten Staaten von Amerika ausdrücken.
Zwei kleine Abstecher führten uns außerdem zur Library of Congress und zum Supreme Court. Heute entschied dieser über den Health Care Act von Präsident Obama, dementsprechend fand vor dem Gericht eine lautstarke Kundgebung der Tea Party Bewegung statt: "Health Care is Communism!" Wir waren erstaunt, mit welchen harten Bandagen in Washington um Wählerstimmen gekämpft wird. Dagegen wirken deutsche Diskussionen brav und langweilig. Als Nachwuchsdiplomaten versuchten wir trotzdem, uns etwas abzuschauen, denn Überzeugungsarbeit müssen wir ja in einigen Tagen in New York auch noch leisten.
Kick it off with a fine dinner. Diesen aufregenden Tag ließen wir am Abend mit einem leckeren Dinner im Skewers, einem Restaurant mit türkischer Küche - stilecht für türkische Nachwuchsdiplomanten - ausklingen. Unser Abenteuer kann beginnen…
(Autoren: Anne Brösel und Sascha Kraus)
Tag 1: Sonntag, 25. März
Auf Entdeckungstour in Washington
Nach Monaten intensiver Vorbereitung beginnt nun die heiße Phase der NMUN-Konferenz 2012. Wir sind in Washington angekommen, das gerade mitten in den Vorbereitungen des Präsidentschaftswahlkampfes steckt. Es ist interessant zu sehen, wie hier um das Amt "gekämpft" wird. Man merkt kaum, dass Sonntag ist, denn überall finden sich Leute, die für ihren Kandidaten werben.
Außerdem feiert Washington gerade das 100. Jubiläum des National Cherry Blossom Festivals. Vor 100 Jahren schenkte der Bürgermeister Tokios der Stadt 4.000 Kirschbäume - als Zeichen der Freundschaft und Mahnmal der Vergänglichkeit. Die Kirschblüte ist in der Zwischenzeit eine Touristenattraktion und auch wir staunten über das Blütenmeer.
Um einen ersten Eindruck der Stadt zu gewinnen, starteten wir den Tag mit einer Walking-Tour durch Washington. Den Anfang machte dabei das Washington-Monument, weiter ging es zum Korean War Memorial, dem Vietnam Veterans Memorial und dem Lincoln Memorial. Dort fanden wir auch Spuren der berühmten "I have a dream-Rede" des Bürgerrechtlers Martin Luther King.
Washington ist voll von Geschichte und an jeder Ecke entdeckt man ein Indiz dafür. Nach einem Blick aufs Weiße Haus und in Richtung Capitol trennte sich unsere Gruppe, um die Stadt auf eigene Faust zu erkunden. Wir hatten einen spannenden ersten Tag und freuen uns darauf, morgen die ersten Termine in der "Hauptstadt der Weltpolitik" wahrzunehmen.
(Autoren: Sarah Heese und Sebastian Heinzig)
Weitere Informationen zur UN-Simulation und dem Projekt der Chemnitzer Studierenden: http://www.tu-chemnitz.de/nmun
Katharina Thehos
06.04.2012