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Magie und Rausch wie aus einer anderen Zeit

Der bisher einzige Chemnitzer Capoeira-Sportverein wurde 2009 von TU-Studenten und TU-Promovenden geschaffen - ein Trainingsbesuch der besonderen Art

Als Mestre Alexandre Batata das anmutige Berimbau zum Singen bringt, klingt das, als ob ein alter Baum atmet. Als dann noch weitere Berimbaus, das Pandeiro, die Atabaque, das Reco-Reco und das Agogô einsetzen, verwandelt sich die Sporthalle in der Promenadenstraße 42-44 in einen brasilianischen Regenwald. Es ist ein besonderes Wochenende für den Sportverein "Companhia de Capoeira Contemporânea Chemnitz e.V.". "Es ist das erste Mal, dass die gesamte Familie zusammen kommt", sagt Stephan Heinich, ranghöchster Capoeirista des Vereins. Mestre Alexandre Batata und seine Capoeira-Gruppe aus Portugal sind zu Gast. Sie bringen mit: Magie und Rausch wie aus einer anderen Zeit.

Im Capoeira geht es um Körpergefühl

Capoeira ist eine weltweit praktizierte brasilianische Kampfsportart und bedient sich eines großen Repertoires an Bewegungen und Bewegungskombinationen: Afrikanische Tanzelemente verschmelzen mit Akrobatik, Breakdancing und modernen asiatischen Kampfkünsten. Zwei Capoeiristas spielen in einem Kreis aus den übrigen Capoeira-Spielern, der sogenannten Roda, und werden dabei musikalisch und gesanglich von einer Kapelle, der sogenannten Batteria, begleitet. "Im Capoeira geht es um fließende, kontinuierliche Bewegungen und um das Körpergefühl. In der Roda muss man sich auf seinen Gegner, die Musik, den Rhythmus und die Stimmung einstellen. Was man dort lernt, kann man an sein Leben anpassen", sagt Christian Winkler, TU-Student im Maschinenbau. Er ist seit über zwei Jahren im Sportverein Companhia de Capoeira Contemporânea Chemnitz e.V. aktiv - in Chemnitz und Umgebung gibt es keinen weiteren Sportverein, der diese Kampfsportart fördert. Neben den üblichen Trainingseinheiten für Kinder und Erwachsene bietet der Verein Workshops, Shows und Präsentationen zu verschiedenen Events an. Außerdem bereichert der Verein an der TU Chemnitz das Universitätssportangebot. Denise Nass, TU-Studentin in Wirtschaftsmathematik, trainiert seit Herbst 2012 über den Unisportkurs: "Capoeira ist ein ästhetischer Sport und man sieht bei den höher graduierten Capoeiristas, welche Bewegungen man alle erlernen kann."

TU-Studenten und TU-Promovenden brachten Capoeira nach Chemnitz

Ursprünglich etablierten TU-Studenten und TU-Promovenden die brasilianische Kampfsport-Tradition in Chemnitz. 2001 wurde Capoeira erstmals als Unisportkurs eingeführt und 2009 gründete sich schließlich der Sportverein. "Wir wollten uns nach außen öffnen, also an anderen Orten trainieren und Nicht-Studierende einbeziehen" fasst Dr. César Mogo zusammen, der zum Zeitpunkt der Vereinsgründung an der TU in Physik promovierte. Dr. Mogo hatte schon bevor er in Deutschland promovierte erste Erfahrungen im Capoeiraspiel in seiner portugiesischen Heimat gesammelt und arrangierte daher eine Kooperation zwischen den Chemnitzern und der Capoeira-Schule Companhia de Capoeira Contemporânea in Faro, Algarve, unter Mestre Alexandre Batata. "Wenn unser Mestre ein- bis zweimal im Jahr für einen Workshop nach Chemnitz kommt, motiviert das ungemein. Wir erhalten neue Impulse, er bricht die Gewohnheiten auf und fördert unsere Weiterentwicklung in Technik, Spiel und Gesang", so Vereinspräsident André Clausner.

Mestre Alexandre Batata bringt neue Impulse

Der Brasilianer Batata greift auf einen Erfahrungsschatz aus fast 40 Jahren Capoeira-Karriere zurück. Als 14-jähriger Schüler lernt er das Capoeiraspielen durch seinen Cousin kennen und beschließt, die "wahre" Kultur Brasiliens weiter zu erforschen. Batata gewinnt mehrere Meisterschaften und macht sich in Capoeira-Kreisen einen großen Namen, bis er sich 1985 offiziell den Meistertitel erkämpft. 1997 gründet er die Companhia de Capoeira Contemporânea im brasilianischen Niterói und beginnt gleichzeitig, eine Capoeira-Schule in Faro, Portugal, aufzubauen. 2007 nimmt Batata schließlich die Chemnitzer Gruppe in seine Schule auf. "Durch Capoeira bündelt man das Gefühl der universellen Liebe, man spürt sie dadurch und kann die ganze Welt damit bereichern", sagt er über seinen Lebenstraum.

Der Klang des brasilianischen Regenwalds in der Sporthalle wird lauter und dynamischer. Batata beginnt das traditionelle Einzugslied Ladainha zu singen. Zu seiner kräftigen Stimme gesellt sich der Chor aus Capoeiristas. Zwei der Spieler hocken sich vor die Batteria und geben sich die Hände. Mit einem Radschlag in die Roda eröffnen sie ihr Spiel.

(Autorin: Victoria Graul)

Mario Steinebach
18.06.2013

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