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Wo künftige Industriemechaniker nicht nur Praxisluft schnuppern

40 Jahre Lehrwerkstatt der Physiker an der Reichenhainer Straße - Neue Räume verbessern die Qualität der Ausbildung

Die ersten zehn Jahre der Geschichte der Lehrwerkstatt in der Laborhalle H an der Reichenhainer Straße ist eng mit dem Namen Werner Stephan verbunden. Als Lehrmeister baute er hier 1973 im Auftrag Sektion Physik/Elektronische Bauelemente eine neue Ausbildungsstätte für Feinmechanikerlehrlinge auf, die er bis zu seinem Tod im Jahr 1983 leitete. Zuvor hatte die Ausbildung an verschiedenen Hochschulsstandorten stattgefunden - unter anderem an der Oberfrohnaer Straße und zuletzt an der Straße der Nationen. Mit ihrer inhaltlichen Ausrichtung hatte die neue Lehrwerkstatt an der Reichenhainer Straße im Bereich des Ministeriums für Hoch- und Fachschulwesen der DDR ein Alleinstellungsmerkmal.

Die Kapazität war auf drei Lehrlinge pro Lehrjahr beschränkt. Zudem erfolgte auch die Ausbildung von Lehrlingen der Ingenieurschule Mittweida an der TH. Nach der Ausbildung wurden die jungen Leute nahtlos in den Forschungswerkstätten der TH Karl-Marx-Stadt übernommen und sicherten den dortigen Facharbeiternachwuchs.

Während der Ausbildung wurden die Lehrlinge zu etwa 50 Prozent für den wissenschaftlichen Gerätebau der Hochschule tätig. So halfen sie bei der Anfertigung von Herzmodellen und Infusionspumpen für die Medizintechnik, stellten Vorrichtungen zur Koronaaufladung oder ein Baukastensystem zur Metallbeschichtung her. Für das 150-jährige Hochschuljubiläum im Jahr 1986 bauten Lehrlinge beispielsweise auch einen Batterie-Drehstrom-Apparat originalgetreu nach, den Prof. Adolf Ferdinand Weinhold (1841 - 1917) bei seinem Experimentalunterricht in Physik benutzt hatte. Einige Jahre war dieses Demonstrationsmodell im Traditionskabinett der TH zu sehen, heute gehört es zu den Schätzen im Chemnitzer Universitätsarchiv.

Zur Ausbildungszeit gehörten bis 1989 auch gemeinsame Messebesuche, die Teilnahme an Hochschulleistungsschauen und Exkursionen. Und in der Freizeit - das belegen alte Brigadetagebücher - fanden oft Platten- und Sportabende, Theaterbesuche und so manche gemeinsame Feier statt. Gern wanderten die Lehrlinge am Wochenende in der Sächsischen oder Böhmischen Schweiz und fuhren sogar gemeinsam in den Urlaub - zum Beispiel 1974 nach Klausdorf oder 1987 und 1988 nach Wendisch-Rietz.

Mit der politischen Wende im Land veränderte sich auch die Lehrausbildung. Wurden bis 1989 noch Mechaniker und Feinmechaniker ausgebildet, waren es ab 1990 Industriemechaniker in der Fachrichtung Geräte - und Feinwerktechnik - bald waren es sieben Azubis, die diesen Beruf gemeinsam in der Lehrwerkstatt anstrebten. Dabei ging es immer praktisch zu - auch zum Nutzen der TU. So fertigten die Lehrlinge beispielsweise kleine Kreuztische, die mit Probenhaltern bestückt wurden, oder Laserhalterungen und Ringe für eine Ionenquelle.

Im Jahr 2006 wurde die in der Fakultät für Maschinenbau ansässige Lehrwerkstatt für Industriemechaniker aufgelöst. Um den drei Auszubildenden die Weiterführung ihrer Lehre zu ermöglichen, wurden sie mit in die Lehrwerkstatt der Fakultät für Naturwissenschaften eingegliedert. Somit steigerte sich die Zahl der Auzubildenden auf zehn - auch in den folgenden Lehrjahren. Da es jedoch dadurch in der Lehrwerkstatt sehr beengt zuging, sind die Azubis der fortgeschrittenen Jahrgänge mitunter auch an der Fakultät für Maschinenbau zum Einsatz, um dort zum Beispiel an CNC - und Schleifmaschinen ausgebildet zu werden.

In den letzten Jahren hat sich eine Kooperation der Lehrwerkstatt der Fakultät für Naturwissenschaften mit dem studentischen Verein "Fortis Saxonia" entwickelt. So werden in der Lehrwerksatt Einzelteile gefertigt, die von den Ökomobilbauern von "Fortis Saxonia" konstruiert wurden und die später im Fahrzeug oder an Versuchsständen eingesetzt werden. Somit haben auch die Auszubildenden eine Aktie daran, wenn "Fortis Saxonia" beim größten Wettbewerb für nachhaltige Mobilität in Europa - dem Shell Eco-marathon in Rotterdam - an den Start geht.

Auch heute gehören Messebesuche zur Ausbildung. So vermittelt beispielsweise die INTEC den Lehrlingen einen Überblick über die neusten Werkzeugmaschinen und innovative Bearbeitungsverfahren in der Metallindustrie.

In den vergangene Wochen ist die Lehrwerksatt in größere, renovierte Räume umgezogen. Es werden Zug um Zug neue Maschinen angeschafft, um auch weiterhin eine sehr gute Ausbildung für Industriemechaniker in der Fachrichtung Feingerätebau an der TU Chemnitz anzubieten. Übrigens: Wer ab 1. September 2014 in diesem Beruf an der TU Chemnitz ausgebildet werden möchte, kann sich bis zum 30. Oktober 2013 bewerben. Insgesamt stehen vier Ausbildungstellen zur Verfügung.

Weitere Informationen zu den Ausbildungsberufen an der TU Chemnitz: http://www.tu-chemnitz.de/studium/schueler/berufe/index.php

Kontakt: Technische Universität Chemnitz, Dezernat Personal, Silke Meyer, Telefon 0371 531-37205, E-Mail abt22@verwaltung.tu-chemnitz.de

Mario Steinebach
09.08.2013

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