Am Kletterseil zu mehr Sozialkompetenz
Chemnitzer Studenten gründen im Erzgebirge einen neuen Standort des erlebnispädagogischen Vereins "Outward Bound" - Institut für Sportwissenschaft ist Kooperationspartner
Sie engagieren sich im Erzgebirge für den erlebnispädagogischen Verein "Outward Bound": Harald Dippe (l.) und Johannes Jäckel Foto: privat |
Ab 6. Mai 2006 gibt es im Erzgebirge offiziell einen neuen Standort des weltweit agierenden erlebnispädagogischen Vereins "Outward Bound". In Pockau und Zwönitz entsteht somit der fünfte deutsche Vereinsstandort. Gegründet wird er von den Sportstudenten Harald Dippe und Johannes Jäckel in enger Kopperation mit dem Institut für Sportwissenschaft der Technischen Universität Chemnitz.
"Outward Bound" ist ein internationaler vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend geförderter gemeinnütziger Verein. Mit Standorten und Bildungszentren auf allen Kontinenten ist er in Deutschland seit über 50 Jahren aktiv. Durch die Verknüpfung von Natursport mit kreativen Teamaufgaben will man dort eine Verbindung zwischen Spaß, Herausforderung und Persönlichkeitsbildung erreichen. Die Ziele des Vereinsgründers und „Vaters“ der Erlebnispädagogik Kurt Hahn haben dabei gerade heute wieder an Aktualität gewonnen: Eigeninitiative, Selbstvertrauen, Sorgfalt und menschliche Anteilnahme waren ihm sehr wichtig und sind nach wie vor Grundvoraussetzungen, um sich im Alltag zu behaupten. „Gerade für anspruchsvollere Berufe erwarten die Firmen junge Leute mit kommunikativen Fähigkeiten, der Fähigkeit in einem Team zu arbeiten und Probleme kreativ anzugehen“, erklärt Harald Dippe. „Natürlich machen wir kein Trainingslager für die Ausbildungssuche, sondern wollen den Jugendlichen helfen, ihre Stärken zu entdecken und Eigeninitiative zu entwickeln“, ergänzt Johannes Jäckel. „Dabei hilft uns die Arbeit mit Emotionen.“ Diese sollen die Jugendlichen spüren und lernen sie zu nutzen, weshalb bei Outward Bound versucht wird, subjektiv empfundene Grenzsituationen zu schaffen. Für den einen ist es das Abseilen von einem Felsen und für den anderen die intensive Auseinandersetzung mit seinen Klassenkameraden in der Planung der Expedition. Bei allen Aktionen, so die beiden Studenten, spielen Kooperation und Kommunikation eine wichtige Rolle.
Prof. Dr. Albrecht Hummel, der an der TU Chemnitz die Professur für Sportpädagogik/-didaktik leitet, unterstützt eine Kooperation mit "Outward Bound". „Für die Sportpädagogik ist die Perspektive des Sporttreibens unter den Aspekten Erlebnis, Abenteuer, Wagnis und Risiko in zunehmenden Maße von wissenschaftlichem Interesse“, so Hummel, der derzeit die sportbezogene Erlebnispädagogik in die universitäre Lehre integriert. Zudem bereitet er ein Forschungsprojekt zu dieser Thematik vor. Im Fokus dieses Projektes wird die Effektivität sportpädagogischer Arbeit im Bereich sozialer Integration und Stärkung sozialer Kompetenzen mit Hilfe von Outdoor-Aktivitäten sowie die empirische Überprüfung ihrer Nachhaltigkeit stehen.
Bei der Eröffnung des neuen Vereinsstandortes am 6. Mai sind Vertreter aus Jugendämtern, Schulen, Wirtschaft und Universität geladen und alle Interessierten herzlich willkommen. Neben den Eröffnungsfeierlichkeiten gibt es erlebnispädagogische Aktionen zum Mitmachen und Miterleben. Die Feier findet ab 15 Uhr im „Bethlehemstift“ in Zwönitz statt, einem Kooperationshaus der Diakonie, die als Partner gewonnen wurde.
Weitere Informationen: Outward Bound, Ostheim 26, 09127 Chemnitz, Telefon (03 71) 31 39 031, E-Mail erzgebirge@outwardbound.de, http://www.outwardbound.de sowie Prof. Dr. Albrecht Hummel, Telefon (03 71) 5 31 - 45 25, E-Mail albrecht.hummel@phil.tu-chemnitz.de
(Autor: Michael Chlebusch)
Mario Steinebach
03.05.2006