Den digitalen Wandel gemeinsam meistern
Vertreter von Wirtschaft, Wissenschaft und Politik diskutierten auf Initiative der KOMSA Kommunikation Sachsen AG über Herausforderungen von „Industrie 4.0“ in der Region
Nach der Mechanisierung, Elektrifizierung und Digitalisierung der Industrie stehen wir nun mit dem Einzug des „Internets der Dinge“ in der Fabrik am Anfang einer neuen industriellen Revolution. Angesichts des wachsenden globalen Wettbewerbs und solcher weltweiten Trends wie Ressourcenknappheit, demografischer Wandel und Urbanisierung entscheidet die sogenannte „Industrie 4.0“ über die Zukunftsfähigkeit von Wirtschaftsstandorten. In der Fabrik von morgen ist alles miteinander vernetzt, so können dank intelligenter Chips beispielsweise Maschinen und Bauteile über Funk miteinander kommunizieren. Durch diese Vollautomatisierung organisiert sich die Fertigung nahezu von alleine. Damit ändern sich Produktions- und Serviceprozesse sowie die Unternehmenskultur, aber auch an die Qualifizierung von Mitarbeitern werden völlig neue Anforderungen gestellt.
Vor diesem Hintergrund startete die KOMSA Kommunikation Sachsen AG in dieser Woche die Initiative "Der digitale Wandel mit KOMSA - Eine Initiative zur Vernetzung der sächsischen Wirtschaft mit dem Wissenschaftsnachwuchs". Dabei suchte das Unternehmen in Hartmannsdorf das Gespräch mit Prof. Dr. Sabine von Schorlemer, Sächsische Staatsministerin für Wissenschaft und Kunst, sowie weiteren Vertretern aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik. Diskutiert wurden unter anderem die Wünsche von regionalen Unternehmen wie KOMSA und Niles-Simmons nach einer Stärkung und Ausweitung des dualen bzw. praxisnahen Studiums in Sachsen sowie nach neuen Studienangeboten. Aber auch die mitunter mangelnde Passfähigkeit von Hochschulabsolventen sowie neue Wege, um Studierende parallel zum Studium und in fachlicher Nähe dazu mit geeigneten Unternehmen der Region in Verbindung zu bringen und möglichst dort zu halten, wurden thematisiert.
Laut Prof. Dr. Christoph Igel, Direktor der TUCed - Institut für Weiterbildung GmbH an der TU Chemnitz, sei das Thema Industrie 4.0 insbesondere in großen Konzernen hochaktuell, jedoch noch nicht im Mittelstand. Dabei stellen sich auch dort viele Fragen: Wie verändern sich Geschäftsprozesse? Wie nehmen wir die Menschen bei der Personalentwicklung und Wissensvermittlung mit? Was passiert, wenn die Maschine dem Menschen sagt, was er tun soll? Welche Anforderungen ergeben sich an die Qualifizierung von Mitarbeitern? „Das Weiterbildungsinstitut der TU Chemnitz hat hierauf rechtzeitig reagiert“, sagte Rektor Prof. Dr,. Arnold van Zyl, Rektor. Beispielsweise widme sich der berufsbegleitende, deutschlandweit einzigartige universitäre MBA-Studiengang Production Management derartigen Fragestellungen. Ein weiterer forschungsnaher Studiengang befinde sich in Kooperation mit außeruniversitären Forschungseinrichtungen und einem großen Automobilkonzern kurz vor dem Start. „Was die Passfähigkeit unserer Absolventen angeht, erhalten wir aus der Wirtschaft viel Zustimmung“, sagte van Zyl. Die Technische Universität Chemnitz schaffte beim jüngsten Ranking der Wirtschaftswoche mit Informatik und Wirtschaftsinformatik den Sprung in die Top-Ten der Universitäten. Befragt wurden 571 Personalchefs von mittelständischen Unternehmen und Großkonzernen. „Angesichts der Tatsache, dass wir unseren gesellschaftlichen Mehrwert insbesondere in der Region immer wieder unter Beweis stellen, folgen wir auch in unseren Studien- und Weiterbildungsangeboten aktuellen gesellschaftlichen Entwicklungen und Erfordernissen“, so van Zyl.
Ähnlich äußerte sich auch Prof. Dr. Ludwig Hilmer, Rektor der Hochschule Mittweida. An seiner Fachhochschule sei das Studieninteresse an Studienangeboten im digitalen Bereich sehr groß, künftig werde es in Mittweida deshalb auch „Industrial Management“ geben. In Richtung Wissenschaftsministerium adressierten beide Rektoren erneut ihre Forderung nach einer angemessene Ausstattung. Hilmer unterstrich zudem, dass auch die duale Ausbildung auf Seiten der beteiligten Praxispartner Zeit und Geld kostet. Und van Zyl betonte, dass Universitäten auch den Freiraum benötigen, um Fragen zu beantworten, die noch keiner gestellt hat. „Nur so können Universitäten ein Garant für Innovationen sein“, so der Chemnitzer Rektor, der wiederholt für ein ausgewogenes Verhältnis von drittmittel- und grundfinanzierter Forschung eintrat.
Sachsen Wissenschaftsministerin von Schorlemer unterstrich die Differenzierung in der Ausbildung an den Hochschulen des Freistaates und versicherte, dass die Staatsregierung auch den Fachkräftebedarf der Wirtschaft im Blick habe. Während sich die Fachhochschulen und Berufsakademien stärker der dualen bzw. praxisnahen Ausbildung widmen, richten die Universitäten ihren Fokus auf die Ausbildung und die Sicherung des wissenschaftlichen Nachwuchses. Aus ihrer Sicht solle die Diskussion über neue Studiengänge oder –inhalte, duale Studienformen und Bleibeinitiativen in den Wissenschaftsforen geführt werden. So biete dafür bereits seit April 2013 das Chemnitzer Wissenschaftsforum in den Arbeitskreisen Internationalisierung, Wissenstransfer und Synergien eine geeignete Kooperationsplattform. Einen Diskussionsansatz lieferte Laut Gunnar Grosse, Vorstandsvorsitzender der KOMSA AG: Aus seiner Sicht sollten an den sächsischen Hochschulen neue Studienangebote etabliert werden, die Anforderungen kombinieren aus den Bereichen Informationstechnologie, Marketing, Betriebswirtschaft, Sales, Projektmanagement sowie Anwendungs- und Prozessentwicklung für Tablets und Smartphones. Aber auch andere Wege bieten sich an, um die Herausforderungen von Industrie 4.0 in der Region weiter zu diskutieren. So bot der geschäftsführende Gesellschafter NILES-SIMMONS-HEGENSCHEIDT GmbH sowie Präsident des Industrievereins Sachsen 1828 e.V., Prof. Dr. Hans J. Naumann, den Vertretern der Wissenschaft an, die Thematik – insbesondere den digitalen Wandel in KMU – auch mit den Mitgliedern des Industrievereins zu diskutieren.
Mario Steinebach
20.08.2014