Dr.-Ing. E. h. mult. Folker Weißgerber, Mitglied des Vorstandes der Volkswagen AG Foto: Christine Kornack |
Autobranche soll Hochschulen noch stärker unterstützen
VW-Vorstandsmitglied Dr. Folker Weißgerber prognostiziert eine Zunahme des Bedarfs an hochqualifizierten Fachkräften
Dr. Folker Weißgerber, Mitglied des Vorstandes der Volkswagen AG, forderte gestern auf der Fachtagung „Forschung rund ums Automobil“ an der TU Chemnitz die gesamte Autobranche auf, die Hochschulen in Zukunft noch stärker in Ausbildung und Forschung zu unterstützen. Der Bedarf an hochqualifizierten Fachkräften werde in Zukunft an allen Standorten der Automobilindustrie stark zunehmen. „Gut ausgebildete Absolventen werden nicht nur in den Forschungslabors benötigt, sondern in allen Bereichen“, so Dr. Weißgerber. Außerdem sprach er sich für einen intensiveren Technologietransfer zwischen Hochschulen und der Automobilindustrie aus. „Wenn es uns nicht gelingt, die Forschungsergebnisse aus den Universitäten und Fachhochschulen noch schneller als bisher in die Wirtschaft zu überführen, werden wir in Zukunft nicht erfolgreich sein“.
Beispielsweise führe die ständige Zunahme an Sicherheitssystemen und Steuergeräten im Automobil gleichzeitig zu höheren Herausforderungen an Forschung und Lehre. Steuerte vor 30 Jahren nur ein Bordcomputer die Funktionen im Auto, so sind es heute über 40. Allein diese Entwicklung zeige, wie stark die Elektronik im Automobilbau Einzug gehalten habe. Auch im Bereich innovativer Kraftstoffstrategien kämen auf die Forschung große Herausforderungen zu. Die Forderung nach geringeren Schadstoffemissionen und die Begrenztheit natürlicher Rohstoffe verlange nach neuen Lösungen in Richtung regenerativer Kraftstoffe und Wasserstoffzelle. Jedoch prognostizierte Dr. Weißgerber einen Zeitraum von 20 bis 30 Jahren, bis es möglich sein wird, den Kunden wasserstoffgetriebene Autos zu einem akzeptablen Preis anzubieten.
Dr. Weißgerber begrüßte die Initiative der TU Chemnitz, die Forschung rund ums Auto in den Mittelpunkt einer Fachtagung zu stellen. Er hoffe, dass sich daraus eine Tradition entwickelt, zumal die Chemnitzer Universität eng mit der Automobilindustrie kooperiert. Die Forscher der TU Chemnitz präsentierten in zahlreichen Vorträgen auf der Tagung beispielsweise Innovationen für Karosserie und Antriebsstrang, neue Getriebelösungen sowie Mikrosysteme fürs Automobil. Am Abend wurde die neue „Experimentier- und Digitalfabrik“ der Fakultät für Maschinenbau eröffnet, in der in Zukunft auch Forschungsprojekte für die Automobilindustrie bearbeiten werden.
Mario Steinebach
22.10.2004