Deutscher Fußball als Fachkräftemagnet
Hassan Dayoub lebt seit drei Jahren in Chemnitz und wurde jüngst mit dem DAAD-Preis für hervorragende Leistungen ausgezeichnet
Am Montag, dem 13. Oktober 2014, war es soweit: Für die stets herausragenden Leistungen der vergangenen Monate und Jahre bekam Hassan Dayoub den anerkannten Preis des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD) verliehen. Die mit 1.000 Euro dotierte Auszeichnung dient dabei vor allem als Zeichen des beidseitigen Erfahrungs- und Wissenszugewinns durch akademische Austauschprogramme. „Für mich ist es eine große Ehre, dass meine Arbeiten so positiv aufgenommen wurden“, resümiert der frischgebackene Preisträger, der von seinen Professoren an der Fakultät für Wirtschaftswissenschaften für die nationale Auszeichnung vorgeschlagen wurde. „An dieser Stelle möchte ich mich auch bei allen beteiligten Mitarbeitern und Dozenten herzlich bedanken, die bei Fragen immer ein offenes Ohr für mich hatten.“
Ursprünglich stammt Dayoub aus der syrischen Hafenstadt Tartous, wo er bereits seinen Bachelorabschluss in Wirtschaftwissenschaften erwarb. Anschließend zog es den sportaffinen Wirtschaftsstudenten nach Deutschland, um hier den Master anzuschließen und Auslandserfahrung zu sammeln. Die Entscheidung, welches Land für dieses Unterfangen den Vorzug erhalten sollte, fiel letztlich aufgrund von Dayoubs großer Leidenschaft, dem Fußballsport: „Ich bin bereits seit 15 Jahren ein großer Fan des FC Bayern München und der deutschen Fußballnationalmannschaft. Daher stand für mich schnell fest, dass ich nach Deutschland gehen wollte.“ Doch auch die Aspekte, dass er die hiesige Sprache sehr mag und einer seiner Verwandten bereits seit 30 Jahren in Deutschland lebt, spielten im Entscheidungsprozess eine Rolle. Schließlich erhielt Dayoub 2011 einen Studienplatz im weiterführenden Studiengang Rechnungslegung und Unternehmenssteuerung an der Technischen Universität Chemnitz. Bevor er diese nächste Bildungsetappe in Angriff nehmen konnte, musste er, als Voraussetzung für den Studienantritt, jedoch zunächst einen Deutschsprachkurs absolvieren. „Das war wichtig, um im anschließenden Studienalltag keine sprachlichen Probleme zu bekommen“, so Dayoub. Auch diese Hürde meisterte er souverän. „Aktuell schreibe ich nun meine Masterarbeit über das Produktmanagement und Optimierungspotenziale in einem Chemnitzer Unternehmen, für das ich auch nebenberuflich tätig bin“, ergänzt der syrische Austauschstudent.
Neben Studium und Job verbringt der 26-Jährige seine Freizeit mit einer Vielzahl an sportlichen und sozialen Aktivitäten. „Ich habe schnell Anschluss zu einem großen Freundeskreis gefunden. Auch mit meinen Kommilitonen verstehe ich mich sehr gut“, betont Dayoub. Seine Leidenschaft gilt auch hier dem runden Leder – mindestens einmal pro Woche sei er auf dem Fußballplatz anzutreffen. Wenn der sportbegeisterte Student nicht gerade den Ball über das Feld kickt, dann ist er drei- bis viermal wöchentlich im Rahmen des Hochschulsports im „Zentrum für Fitness und Gesundheit“ aktiv. Auch im „Club der Kulturen“ ist Dayoub gerngesehener Stammgast – nicht nur beim Kartenspielen: „Ich habe hier viele nette Leute unterschiedlicher Nationalitäten kennen- und schätzengelernt.“ Gemeinsam habe man beispielsweise schon zahlreiche Städte wie Leipzig, Dresden oder – als Highlight für den langjährigen FC-Bayern-Fan – auch München besucht.
Auf die Frage, was dem gebürtigen Syrer in Deutschland am meisten gefällt, nennt er – neben dem Fußball – die deutsche Küche. Vor allem Rouladen, Spargel und die traditionellen Weihnachtsgerichte habe er in sein Herz geschlossen. Auf der anderen Seite vermisst Dayoub vor allem das direkt angrenzende Meer in seiner Heimatstadt sowie seine Familie und Freunde, die er in Syrien zurückgelassen hat. „Gerade in der derzeitigen, politisch schwierigen Situation versuche ich daher, möglichst engen Kontakt zu halten und mich stets über neue Entwicklungen im Land zu informieren“, so der Student. Dennoch hat Dayoub rundum Gefallen an Deutschland gefunden, weshalb er auch keinen Grund sieht, dem Land wieder den Rücken zuzukehren: „Auch nach dem Masterabschluss möchte ich noch mindestens zehn Jahre in Deutschland bleiben. Mein nächstes großes Ziel ist es, an der TU Chemnitz zu promovieren.“
(Autor: Martin Blaschka)
Katharina Thehos
11.11.2014